Fragen und Antworten Tuberkulose-Fall in Grünstadt: Was das für Kontaktpersonen bedeutet

Zum Diagnoseprogramm können neben Labor-Tests auch Röntgenbilder gehören: Aufnahme eines an Tuberkulose Erkrankten.
Zum Diagnoseprogramm können neben Labor-Tests auch Röntgenbilder gehören: Aufnahme eines an Tuberkulose Erkrankten.

Unter den Schülern des Leininger-Gymnasiums ist jemand, der mit potenziell ansteckender Tuberkulose im Unterricht war. Nun werden mehr als 100 Kontaktpersonen zu Tests einbestellt. Was auf sie zukommt und wie gefährlich die Erreger sind: ein Überblick.

Wie gefährlich ist eine Tuberkulose-Erkrankung?
Die Erreger attackieren normalerweise vor allem die Lunge, können aber auch andere Organe befallen. In den meisten Fällen gilt eine Erkrankung als gut behandelbar. Allerdings zieht sich die Therapie lange hin, in der Regel ist mit einem halben Jahr zu rechnen. Wichtig ist, dass Betroffene ihre Medikamente tatsächlich bis zum Schluss nehmen – auch wenn es ihnen schon wieder besser geht. Werden die Arzneimittel vorzeitig abgesetzt, droht ein Rückfall. Außerdem können die Bakterien dadurch resistent werden. Wer mit solchen gegen die Medikamente unempfindlichen Tuberkulose-Erregern infiziert ist, hat schlechtere Heilungschancen und muss zumindest mit noch längerer Therapiezeit rechnen.

Wie leicht kann man sich anstecken?
Weitergeben kann ein Erkrankter die Bakterien nur, wenn sie sich in seinem Körper vermehrt haben und so in die Atemwege gelangen. Dann sprechen Mediziner von einer ansteckungsfähigen Tuberkulose, im Alltag wird dafür oft die Bezeichnung offene Tuberkulose verwendet. Die Erreger verbreiten sich dann über die Luft, sie sind aber weniger ansteckend als zum Beispiel Corona-Viren. Als Faustregel gilt: Als potenziell infizierte Kontaktperson gilt man nur, wenn man mindestens acht Stunden lang in einem Raum mit bakteriell kontaminierter Luft war. Die Fachleute des Bad Dürkheimer Kreis-Gesundheitsamts erläutern: „Im Freien oder bei flüchtigem Kontakt in geschlossenen Räumen ist eine Ansteckung unwahrscheinlich.“ Und: Bei den meisten Infizierten gelingt es dem Immunsystem, die Bakterien sofort zu stoppen. So kommt es, dass Ärzten zufolge etwa 90 Prozent der Betroffenen gar nicht krank werden.

Gibt es Menschen, die besonders gefährdet sind?
Der körpereigene Schutz vor Tuberkulose ist geschwächt, wenn Menschen zum Beispiel an Rheuma oder Diabetes mellitus leiden, mit HIV infiziert sind oder bestimmte Medikamente wie Cortison nehmen. Besonders gefährdet sind außerdem jüngere Kinder.

Wie häufig sind Fälle, in denen Menschen an einer ansteckungsfähigen Tuberkulose erkrankt sind?
Einzelfälle gibt es immer wieder, allein im Kreis Bad Dürkheim kümmert sich das Gesundheitsamt nach Angaben einer Sprecherin derzeit noch um zwei weitere Erkrankte. In der Regel geht es damit aber nicht an die Öffentlichkeit. Bei der erkrankten Person aus dem Leininger-Gymnasium hat sich die Behörde anders entschieden, weil sie – zum Beispiel in der Schule – mit relativ vielen Menschen Kontakt hatte.

Wann hat das Gesundheitsamt von dem Fall erfahren?
Der Sprecherin zufolge lag die Diagnose in der behandelnden Klinik am Donnerstagabend vor, am Freitag hat sie das Gesundheitsamt informiert. Das hat dann noch am gleichen Tag Angehörige und die engsten Freunde des erkrankten Menschen angerufen. Ab Montag war dann auch die Schule eingeschaltet: Sie hat zusammengetragen, mit wem die Person – sie lebt auch in Grünstadt und geht in die 13. Jahrgangsstufe – näheren Kontakt hatte. Die Betroffenen sind dann zu einer Informationsveranstaltung am Mittwochabend eingeladen worden. Für weitere Fragen in den nächsten Tagen hat sich außerdem ein Lehrer als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt.

Wie viele Menschen gelten nun als Kontaktpersonen?
Niemand kann genau sagen, ab wann die erkrankte Person die Erreger verbreitet hat. Die Richtlinien der Gesundheitsbehörden sehen vor, dass Begegnungen der vergangenen drei Monate berücksichtigt werden. Laut Kreisverwaltung sind so in diesem Fall recht viele Menschen zusammengekommen, die intensiveren Kontakt zu dem infizierten Teenager hatten: etwa 85 am Leininger-Gymnasium, 30 bis 40 im privaten Umfeld und sechs aus dem engen Familienkreis.

Was passiert jetzt mit ihnen?
Sie müssen sich testen lassen, dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Bei den Angehörigen und engen Freunden ist das bereits passiert, die meisten anderen Betroffenen sollen Anfang nächster Woche zur Blutentnahme – entweder ins Bad Dürkheimer Gesundheitsamt oder ins Grünstadter Kreiskrankenhaus. Bis Ergebnisse vorliegen, dauert es fünf bis zehn Tage. Danach muss das Gesundheitsamt entscheiden, wie es weiter vorgeht. Unter Umständen werden auch noch Leute einbestellt, deren Kontakt schon mehr als drei Monate zurückliegt.

Am Mittwoch ist eine Delegation des Leininger-Gymnasiums nach Ruanda geflogen, sie besucht dort die Partnerschule. Sind da ebenfalls Kontaktpersonen dabei?
Zur Ruanda-Reisegruppe gehören drei Lehrer und 14 Schüler der zwölften Jahrgangsstufe. Da die erkrankte Person in die 13. Jahrgangsstufe geht, dürften sie nicht zum unmittelbar betroffenen Kreis gehören.

Müssen die Kontaktpersonen jetzt in Quarantäne?
Nein, sie dürfen einstweilen ganz normal in den Unterricht, zur Arbeit oder auch zu Treffen mit Freunden. Sie sollen aber auf Signale ihres Körpers achten: Wenn sich Krankheitssymptome zeigen, sollen sie zum Arzt gehen und ihn auf ihren Status als Kontaktperson hinweisen – und dann zu Hause bleiben, bis ein Testergebnis vorliegt. Als typisch für eine beginnende Tuberkulose-Erkrankung gelten hartnäckiger Husten mit oder ohne Auswurf, Bluthusten, Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, leichtes Fieber und Nachtschweiß. Aber weil die Erreger alle möglichen Organe befallen, können auch sonstige Beschwerden auftreten.

Was ist mit der erkrankten Person, ist sie isoliert worden?
Sie wird in einem Krankenhaus behandelt und liegt isoliert in einem Einzelzimmer. Bei der Absonderung bleibt es, bis ihr Atemwegssekret drei Tage lang frei von Erregern war.

Wie ist die Stimmung am Gymnasium?
Die Sprecherin der Kreisverwaltung sagt: „Vertreterinnen unseres Gesundheitsamts waren beim Informationsabend vor Ort und berichten von einer gelassenen Grundstimmung unter den Schülern, Eltern und Lehrern. Es wurden alle gestellten Fragen beantwortet, der Informationsabend verlief ruhig. Es gab weder große Aufregung noch Panik. Gleiches haben wir auch von der Schule rückgemeldet bekommen.“

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