Grünstadt Unterschiedliche Wasserpreise in Grünstadt und Umgebung

Frischwasser: Am günstigsten ist mit 1,75 Euro pro Kubikmeter das Wasser im Bereich der früheren Verbandsgeminde Grünstadt-Land.
Frischwasser: Am günstigsten ist mit 1,75 Euro pro Kubikmeter das Wasser im Bereich der früheren Verbandsgeminde Grünstadt-Land. Dort sind auch die Leitungen am längsten.

HINTERGRUND: Auf den ersten Blick scheint alles klar: Der Wasserpreis pro Kubikmeter ist in den Orten der früheren VG Grünstadt-Land am günstigsten. Die Grünstadter zahlen am wenigsten für die Entsorgung des Schmutzwassers. In der VG Eisenberg und in der ehemaligen VG Hettenleidelheim sind die Entgelte deutlich höher. Aber die Sache ist komplizierter.

«GRÜNSTADT/EISENBERG.»Weil ein reiner Vergleich der Preise pro Kubikmeter Wasser oder Abwasser nicht die gesamte Kostenstruktur aufzeigt, hat die RHEINPFALZ für ihren Hintergrund zu Wasser- und Abwasserpreisen auch die Grundgebühren und die Höhe von wiederkehrenden Beiträgen abgefragt. Zudem wurde der Versuch unternommen, die Kosten eines neuen Hausanschlusses zu erfahren, die bei Neubauten von den jeweiligen Werken berechnet werden. Um die unterschiedlichen Strukturen in den Kommunen zu berücksichtigen, ist auch nach der Länge der Leitungen und der Anzahl der Einwohner gefragt worden. Denn wenn im dichter besiedelten Bereich pro Leitungskilometer mehr Hausanschlüsse vorhanden sind als auf dem ganz flachen Land, erklärt dies zumindest zum Teil, warum die Gebühren differieren. Leitungslänge und Einwohner Spitzenreiter beim Leitungsnetz ist der Bereich der VG-Werke Grünstadt-Land: Die Länge der Wasserleitungen beträgt 160 Kilometer, die des Kanalsystems 158 Kilometer und die Anzahl der Hausanschlüsse 7650 (Wasser) und 7800 (Abwasser), informierte der hauptamtliche Beigeordnete der VG Leiningerland, Reinhold Niederhöfer (SPD). Die Einwohnerzahl gibt er mit 20.236 an. Obwohl der Bereich der früheren VG Hettenleidelheim mit 10.661 die geringste Einwohnerzahl der vier Kommunen hat, steht dieses Gebiet auf Platz zwei bei der Leitungslänge: 120 Kilometer für Wasser und 110 Kilometer für Abwasser. Die Anzahl der Hausanschlüsse beläuft sich auf 4900. Für die Wasserversorgung in der VG Eisenberg sind 115 Kilometer Leitung verlegt, für die Entsorgung 91 Kilometer und die Anzahl der Hausanschlüsse beträgt beim Wasser 4000 und beim Kanal 3900, informierte Stefan Lorentz, kaufmännischer Leiter der VG-Werke. Als Einwohnerzahl nennt er rund 13.000. Die Anzahl der Einwohner ist in Grünstadt mit 13.900 zwar etwas höher, aber die Länge des Wasserleitungsnetzes mit 90 Kilometern trotzdem kürzer, während das Kanalsystem 103 Kilometer misst. Hausanschlüsse gibt es 4310, informierte das Büro von Stadtwerke-Geschäftsführer Albert Monath, auch Chef des Entsorgungsbetriebs Grünstadt (EBG), der für die Abwasserbeseitigung zuständig ist. Preise für Frischwasser Am günstigsten ist mit 1,75 Euro pro Kubikmeter das Wasser im Bereich der früheren VG Grünstadt-Land. In Grünstadt und seinen Ortsteilen kostet es 1,86 Euro, im Gebiet der ehemaligen VG Hettenleidelheim sind es 2,24 Euro, und am meisten berechnen mit 2,30 Euro die VG-Werke Eisenberg. Aber der Kubikmeterpreis ist nur eine Komponente der Wasserrechnung, dazu kommt noch die Grundgebühr, die nach Zählergröße gestaffelt ist. Für einen haushaltsüblichen Zähler sind in Grünstadt jährlich 38,50 Euro zu zahlen, 48 Euro verlangen die VG-Werke Eisenberg, die Werke von Grünstadt-Land nehmen 52,50 Euro und die VG-Werke Hettenleidelheim knapp 150 Euro. Entgelte für Abwasser Die Menge des Schmutzwassers wird im Verhältnis zum Frischwasser-Verbrauch errechnet. Die Werke von Grünstadt, Eisenberg und Grünstadt-Land berechnen davon 90 Prozent als Abwasser, die VG-Werke Hettenleidelheim setzen 95 Prozent an. Der Kubikmeter kostet 1,55 Euro (Grünstadt), 1,88 Euro und 55,20 Euro Grundgebühr pro Grundstück/Jahr (Grünstadt-Land), 3,11 Euro (VG Hettenleidelheim) sowie 3,13 Euro und 36 Euro pro Anschluss/Jahr (Eisenberg). Noch komplizierter wird es beim Oberflächenwasser: Außer den VG-Werken Eisenberg berechnen die regionalen Kanalwerke neben dem Gebührensatz je Quadratmeter angeschlossener bebauter oder befestigter Fläche auch noch wiederkehrende Beiträge pro Quadratmeter Abflussfläche, was einen Vergleich mittels der einzelnen Zahlen weiter erschwert. Daher hat die RHEINPFALZ bei ihrer Abfrage ein Musterbeispiel von einer Ausarbeitung des Landes Rheinland-Pfalz („Wasserbenchmarking“) verwendet, um die tatsächlichen Kosten für eine vierköpfige Familie auszurechnen, die in einem Einfamilienhaus mit 200 Quadratmeter zulässiger Geschossfläche wohnt, das auf einem 700 Quadratmeter großen Grundstück steht. Es wird ein täglicher Pro-Kopf-Verbrauch von 96 Liter Frischwasser angenommen. Kosten für Musterhaushalt Steht das Haus der Familie in Grünstadt oder in einem der Ortsteile sind nach Angaben der Stadtwerke jährlich 589 Euro für Frischwasser, Schmutzwasser und Niederschlagswasser zu zahlen. Im Bereich der VG Grünstadt-Land ist die Jahresrechnung mit 715 Euro schon um 126 Euro höher. Wer im Gebiet der früheren VG Hettenleidelheim wohnt, hat 1064 Euro zu zahlen, und die Kunden der VG-Werke Eisenberg müssen noch tiefer in die Tasche greifen, ihnen werden 1136 Euro in Rechnung gestellt, fast doppelt so viel wie die Grünstadter zu zahlen haben. Verschiedene Konzepte Die Unterschiede sind so auffällig, dass weitere Rückfragen erfolgten. Und dabei wurde deutlich, dass offensichtlich verschiedene Konzepte angewendet werden, um die Kosten für Wasser, Abwasser und die dazu gehörende Infrastruktur umzulegen. Während Grünstadt-Land hohe Einmalbeiträge beim Erstanschluss eines Hauses erhebt, bevorzugen die VG-Werke Eisenberg ein Modell, das die Verbrauchspreise mehr belastet. So werden zum Beispiel die Kosten für den Anschluss des „Musterhauses“ ans Wassernetz vom Eisenberger Geschäftsführer Lorentz mit 2215 Euro angegeben. Wenn das Haus aber im Abrechnungsgebiet von Grünstadt-Land steht, sind 4761 Euro zu zahlen, informierte Beigeordneter Niederhöfer von der VG Leiningerland. Niederhöfer, der von 1988 bis 2010 Werkleiter in Grünstadt-Land war, hält sein Konzept mit Blick auf die Alteigentümer, die vor Jahrzehnten den Bau der Kanalisation mitfinanzierten, für gerechter. Der Eisenberger Lorentz bezeichnet es als fairer, die Häuslebauer nicht gleich so hoch zu belasten. Interessant wäre auch gewesen, wie in Grünstadt und im Bereich der VG Hettenleidelheim die Kosten für den Neuanschluss des „Musterhauses“ berechnet werden, welches Modell angewendet wird. Aber die Stadtwerke informierten trotz mehrerer Nachfragen nicht, erklärten, dass dies nicht möglich sei, weil der individuelle Standort zu berücksichtigen sei. Auch der Vorschlag, das Didier-Baugebiet anzunehmen, hatte keinen Erfolg. Aufgrund der Auskünfte von Hauseigentümern in diesem Neubaugebiet ist anzunehmen, dass in Grünstadt Einmalbeiträge im mittleren Bereich erhoben werden. Für den Bereich der früheren Verbandsgemeinde Hettenleidelheim gab es die Auskunft, dass beim Erstanschluss – ähnlich wie in der VG Eisenberg – nur die tatsächlichen Kosten für die Arbeiten berechnet werden. Kennzahl für Wirtschaftlichkeit Bei den Gesprächen zu den Kostenstrukturen erfolgte auch der Hinweis, dass die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Werke eigentlich nur über den Entgeltbedarf 1 festgestellt werden könne. Diese Zahl wird bei der Beurteilung des Jahresabschlusses durch den Wirtschaftsprüfer ermittelt. Auch diese Beträge wurden daher abgefragt. Für die Kanalwerke ergaben sich folgende Werte pro Jahr und Einwohner: Grünstadt 98,68 Euro, VG Grünstadt-Land 163,47, VG Eisenberg 170,76 und VG Hettenleidelheim 183,95.

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