Grünstadt „Vollblutpolitiker“ tritt ab

«BAD DÜRKHEIM/GRÜNSTADT.» Nach über 20 Jahren im Landtag hat der Dürkheimer Manfred Geis (SPD) gestern angekündigt, sein Amt Ende Juni zurückzugeben. Viermal hatte er das Direktmandat für den Wahlkreis Bad Dürkheim-Grünstadt gewonnen. Der 69-Jährige will den Weg frei machen für seinen Nachrücker Christoph Spies aus Grünstadt.

Ob er mit 70 Jahren noch Politik in Mainz machen wolle, das hat Manfred Geis bei seiner letzten Direktwahl 2016 offen gelassen. „Jetzt kandidiere ich und will alles dafür tun, auch zu gewinnen“, sagte er vor drei Jahren. Dabei hatte er eigentlich gar nicht vor, ein viertes Mal für einen Sitz in Mainz anzutreten: Sein designierter Nachfolger für die Landtagswahl 2016 stand mit Christoph Glogger eigentlich schon fest. Doch Glogger eroberte den Bürgermeisterstuhl im Dürkheimer Rathaus für die SPD zurück und Geis war für den Posten in Mainz wieder im Rennen, das er gegen seinen Herausforderer Markus Wolf (CDU) gewann. Ein halbes Jahr vor seinem 70. Geburtstag gibt Geis, der seit 50 Jahren SPD-Mitglied ist, nun aber seinen Rückzug bekannt. Seinem Nachrücker Christoph Spies wolle er dadurch Zeit geben, sich für die nächste Landtagswahl 2021 vorzubereiten. „Ich danke meinen Wählerinnen und Wählern für das Vertrauen und bedanke mich bei den Partnern in der Kommunalpolitik für stets vertrauensvolle und faire Zusammenarbeit“, schreibt Geis in einer gestern verschickten Presseerklärung. Glogger sagte auf Nachfrage, er sei Geis „auch persönlich für sein vielfältiges Engagement und seinen politischen Rat sehr dankbar“. Der Mandatsverzicht sei nicht überraschend gekommen. Für den SPD-Unterbezirk Neustadt/Bad Dürkheim, dem Glogger vorsteht, sei es „sehr wichtig, dass Christoph Spies jetzt nachrückt, sich beweisen und bekannt machen kann“. Glogger würdigte Geis als „Vollblutpolitiker“, als einen „klugen Kopf, der nie mit dem Strom geschwommen ist“. Geis sei stets eigene Wege gegangen und habe sich, „als noch kaum jemand davon sprach“, für Themen wie den Fairen Handel engagiert. „Sein Ansehen, sein Wissen und sein landesweites Netzwerk als Kulturpolitiker sind ohne Beispiel, und ich war immer sehr beeindruckt, mit welcher Begeisterung er den künstlerischen Nachwuchs gefördert hat“, so Glogger. Mit „Wehmut“ hat Giorgina Kazungu-Haß gestern den Rücktritt zur Kenntnis genommen. „Ich habe ihm viel zu verdanken“, sagte die 41-jährige Landtagsabgeordnete des Nachbarwahlkreises Neustadt-Haßloch. So habe sie von Geis die Funktion der kulturpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion übernommen. Im Landtagsausschuss für Wissenschaft, Bildung und Kultur, den Geis seit 2001 leitete, ist sie Mitglied. „Er war mein Mentor“, sagt Kazungu-Haß. Sie habe aber Verständnis dafür, dass Geis mit 69 Jahren seine Arbeitsstelle aufgeben wolle. „Ich würde mich freuen, wenn er der SPD noch in vielen Positionen erhalten bleibt“, ergänzt die SPD-Kreisvorsitzende. Geis, der Vorsitzender der Dürkheimer SPD ist, habe einem jüngeren Mann den Weg in die Mainzer Politik ebnen wollen und dafür einen starken Abgang gewählt. Sein Nachfolger Christoph Spies freut sich sehr auf seine neue Aufgabe, die „spannend und herausfordernd“ sei. Der 33 Jahre alte Grünstadter kennt Geis seit seinem Eintritt in die SPD vor zwölf Jahren. Geis sei ein Politiker mit klaren Standpunkten, dabei offen, zugewandt und humorvoll, so Spies. Geis habe ihn an Pfingsten informiert, dass er vor der parlamentarischen Sommerpause aufhören wolle. Spies arbeitet als Referent für Selbstverwaltung und Gesundheitspolitik bei der AOK-Direktion Eisenberg. Von seinem Arbeitgeber werde er unbezahlt beurlaubt. Sein Amt als Sprecher der SPD-Fraktion in Grünstadt werde er beibehalten: „Die Stadtratratsarbeit geht weiter.“ Jetzt sei erst einmal viel Organisatorisches zu bewältigen, bevor es Anfang August in Mainz losgehe.

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