Grünstadt Vom Traum bleibt eine Ruine

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OBRIGHEIM: Ein großer Traum ist geplatzt. Aus der Inselmühle hätte eine Bildungs- und Begegnungsstätte werden sollen. Das Projekt ist gescheitert. Die Mühle ist eine Ruine, seit sie vor gut einem Jahr eingestürzt ist. Der letzte Teil des Areals kommt heute unter den Hammer.

Als Thomas Bubel 1998 die Obrigheimer Inselmühle (oder Saas’sche Mühle) erwarb, hatte er einen großen Traum. Aus dem 1733 errichteten Gebäudekomplex und rund 4,5 Hektar Land drum herum wollte er eine Bildungs- und Begegnungsstätte machen. Viele Jahre wurde das Ziel, unterstützt mit öffentlichen Mitteln, verfolgt. Doch dann stockte die Umsetzung des Projekts, die Gebäude verfielen, die Anlage verwilderte (wir berichteten wiederholt). Am heutigen Mittwoch wird das letzte Stück des Anwesens zwangsversteigert. 2495 Quadratmeter Grundstücksfläche, auf dem die zum Großteil eingestürzte Mühle mit Wohnhaus und ein Rohbau stehen sowie die Ruinen von Stallungen und Scheune, kommen beim Amtsgericht Grünstadt unter den Hammer. Nach dem Gutachten eines Kaiserslauterer Ingenieurbüros hat das Ganze einen Verkehrswert von 360.000 Euro. „Beim letzten Versteigerungstermin im September hat sich kein ernsthafter Interessent gefunden“, berichtet Bubel. Dabei ist der Hemmschuh, der Investoren abschrecken könnte, nicht mehr vorhanden: Anfang August 2014 ist das alte Mühlenhaus weitestgehend zusammengefallen, woraufhin auf Anregung der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land am 2. Dezember desselben Jahres der Denkmalschutz für das historische Gebäude von der Kreisverwaltung aufgehoben wurde. Deshalb dürfen alle Gebäudeteile abgerissen und das Grundstück einer anderen Nutzung zugeführt werden. Bubel hofft, dass zumindest der 230 Quadratmeter große Neubau, der den Jugendtreff beherbergen sollte, nicht dem Erdboden gleich gemacht wird. Rückblickend meint er, dass die für Denkmal- und Brandschutz zuständigen Behörden lange Zeit Bremsklötze bei der Verwirklichung seines Vorhabens gewesen seien. Nachdem klar war, dass sein Traum geplatzt war, hat Bubel große Teile des Geländes an Privatleute und an die VG verkauft. „Wir haben rund 11.000 Quadratmeter für die Renaturierung des Eisbachs erworben, teilweise auch mitgesteigert um Flächen für unser Ökokonto“, berichtet Bauamtsleiter Erwin Fuchs auf Anfrage. Gern hätte die Verwaltung den ursprünglich sehr schön gestalteten Natur-Abenteuer-Spielplatz für die Allgemeinheit erhalten. „Das war ein Vorzeigeobjekt für unsere Region. Deshalb bewarben wir uns um eine Alla-Hopp-Anlage“, erläutert er. Bekanntlich hat dann jedoch die Stadt Grünstadt den Zuschlag bekommen. Jetzt gehört der elf Jahre alte Spielplatz dem ortsansässigen Zahnarzt Eckhart Bischofsberger, der ihn eigentlich gar nicht haben wollte. „Ich war an der Fläche dahinter interessiert, die mir aber nicht separat verkauft wurde“, erzählt er. Im Laufe der Zeit seien von Unbekannten etliche Geräte demontiert worden, „und wir bekamen die Auflage, den Spielplatz abzusperren“, so Bischofsberger. Konkrete Pläne, was mit dem Areal passieren soll, hat der Mediziner noch nicht. „Wir werden alles aufräumen und die Wege wieder begehbar machen“, kündigt er an. Auf dem angrenzenden fruchtbaren Land habe seine Frau Obstbäume für ihre kleine Brennerei gepflanzt. Bischofsberger bedauert, dass aus der Bildungs- und Begegnungsstätte nichts geworden ist. „Da hatte einer eine wirklich gute Idee“, meint er. Erwin Fuchs erinnert an die Diskussionen um das Projekt und den Trägerverein, von dem immer nur Thomas Bubel in Erscheinung getreten ist: Die Leute fragten sich, ob sie es hier mit einem Scharlatan oder einem Visionär zu tun hatten. Vielleicht habe der Mann aus Speyer einfach nur Pech gehabt, „oder ihm haben Mitstreiter gefehlt“, so Fuchs. INFO Die Zwangsversteigerung der Inselmühle in der Jahnstraße 9 in Obrigheim findet heute, Mittwoch, um 10.30 Uhr im Amtsgericht Grünstadt statt.

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