Grünstadt Weltpremiere in der Scheune

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Zurück nach Tiefenthal, diesmal aber alleine, kommt Zwilling Roland Vanecek, der bislang vor allem mit den Wandermusikanten und dem Backblechtrio Kultur in der kleinen Gemeinde geboten hat. „Ein Zwilling kommt gerne mal alleine“, heißt das Programm, das der Tubist am Freitag vorstellen will. Solo-Programm, aber nicht Solo-Karriere, mit Tuba oder ohne Keyboard. Wenn einer der beiden Vaneceks einen Alleingang wagt, dann wirft das Fragen auf. Die RHEINPFALZ hat sie gestellt.

Herr Vanecek, ohne Bernhard, fühlen Sie sich nicht unsicher auf der Bühne?

Wenn man gemeinsam den Mutterbauch überstanden, gemeinsam zur Schule gegangen, gemeinsam das gleiche Berufsziel vor Augen und umgesetzt hat; wenn man dann neben dem Hauptberuf Orchestermusiker jede Bühnentätigkeit mit dem eineiigen Zwilling geteilt hat und 40 Jahre alt geworden ist, dann sollte man mal auf eigenen Beinen stehen und in Loriot’scher Formulierung sein Jodeldiplom absolvieren. Was ich hiermit tue, denn dann hat man was Eigenes. Können Sie uns Ihr Solo-Programm beschreiben? Anhand meiner eigenen Biografie mache ich auf die Zwillingsproblematik samt der vielen Klischees aufmerksam und möchte diese weitestgehend aus dem Weg räumen. Ohne Musik geht das aber nicht? Natürlich nicht. Es wird zu mehr als 80 Prozent Musik aus meiner Feder geben. Die Tuba wird diesmal weniger stark zum Einsatz kommen als es Tiefenthal die letzten 20 Jahre gewohnt war, denn es gab auch mal einen Roland V., der eigentlich Komposition und Klavier studieren wollte, was aber aus sehnentechnischer Sicht an beiden Händen nicht möglich war. So erst kam er zur Tuba. Wie lange dauert dieser Alleingang schon und welche Option verfolgen Sie mit dem Solo-Programm? Dieser Alleingang hat tatsächlich in Tiefenthal Welt-Premiere. Ich arbeite seit Jahren schon an einem Theaterstück, das in Anlehnung an Patrick Süskinds „Der Kontrabass“ einen Tubisten zeigt, der über den Sinn und Unsinn seines Berufs sinniert. Ich hoffe, dass ich im Jahre 2018 dieses Ein-Mann-Theaterstück am Wiesbadener Staatstheater zur Uraufführung bringen kann. Um Erfahrung ohne meinen Zwillingsbruder auf der Bühne zu sammeln, wage ich jetzt schon mal den Alleingang. Der ja nach der Pause noch von den wunderbaren Musikern Julia Jung (Gesang), Marcel Kamst am Keyboard sowie Schlagzeuger Christoph Jung unterstützt wird. Letzterer ist sogar direkter Nachfahre eines echten Wandermusikanten aus Kreimbach-Kaulbach. Was macht eigentlich Ihr Bruder in der freien Zeit? Und bedeutet das Solo, dass Sie in der Zukunft stets alleine in Tiefenthal auftauchen werden, immerhin kommt Bernhard ja auch ohne Sie, aber dafür mit den Otterstädter Musikanten? Im besten Fall sitzt er im Publikum und hört mir mal zu, wenn ich debütiere. Ihn mit seinen Otterstädter Musikanten zu sehen, habe ich schon mehrmals genossen, aber dass er bei mir im Publikum saß, war bislang selten der Fall. Natürlich bleiben wir Tiefenthal weiterhin als Twintett erhalten. Nur öfter mal was Neues hält jung und lebendig. Interview: Joerg Schifferstein INFO Freitag, 10. Juni, „Ein Zwilling kommt gern mal allein...“, Roland Vanacek und Band in der Tiefenthaler Scheune, Beginn 19 Uhr.

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