Mühlheim Wie man mit einer Sense im Garten richtig umgeht

Kursleiter Hans Trinkel (links) hat viele Tipps für die Teilnehmer des Sensenkurses parat.
Kursleiter Hans Trinkel (links) hat viele Tipps für die Teilnehmer des Sensenkurses parat.

Wer Wiesen mit der Sense mäht, schont die Umwelt. Außerdem lässt sich dabei wunderbar entspannen, behauptet Hans Trinkel. Bei einem Kurs des Nabu Eisenberg/Leiningerland in Mühlheim hat der Gerolsheimer Lernwilligen gezeigt, wie’s geht.

Die Sense ist ein altes Mähwerkzeug, das gerade wieder auf dem Vormarsch ist. Hans Trinkel schwärmt: „Wer eine Wiese oder seinen Rasen fast lautlos und ohne Anstrengung mähen will, ohne Benzin- oder Stromverbrauch, ohne Lärm und Abgase – und dabei auch noch entspannen will, der sollte zur Sense greifen: Dem ältesten, effizientesten und umweltschonendsten Mähwerkzeug der Welt.“ Doch man kann nicht einfach eine Sense kaufen und loslegen.

Zunächst muss einmal die Größe stimmen, wobei man ganz grob gesagt, die richtige Baumlänge ermitteln könne, wenn man von der Körpergröße 20 Zentimeter abziehe. „Ganz wichtig ist vor allem das Einstellen der Sense und dann das Dengeln, bevor man anfängt“, mahnt der Fachmann aus Gerolsheim. Das Dengeln sei die Voraussetzung für das Schärfen mit dem Wetzstein, der am besten nass sein soll, dann werde das Sensenblatt glatter.

„Beim Dengeln wird das Schneideblatt durch gezielte Schläge in einem schmalen Streifen entlang der Schneidkante, die man Dengel nennt, ausgezogen, verdünnt und somit geschärft“, erklärt Reiner Trinkel. Der Verwandte des Kursleiters hat sein Mühlheimer Grundstück als Übungsfläche zur Verfügung gestellt. Er erläutert: Diese dünne Schneide werde durch die Mäharbeit und das regelmäßig erforderliche Wetzen im Laufe der Zeit wieder abgetragen.

Achtjähriger Teilnehmer

Als alle Sensen gedengelt und geschärft sind, geht es ans Mähen. Und da stellt sich heraus, dass das gar nicht so einfach ist. „Das Mähen mit der Sense ist auch ein körperschonendes Fitnesstraining“, sagt Reiner Trinkel lachend. Einen Großteil seines rund 2500 Quadratmeter großen Grundstücks mäht er regelmäßig mit der Sense. So hat er eine artenreiche Wiese geschaffen, die Heimat für zahlreiche Insekten, Schmetterlingen und Libellen ist. Beim Mähen fällt dem achtjährigen Joshua aus Bockenheim prompt eine Bienen-Ragwurz auf, eine heimische Orchideenart, die in der Wiese mehrmals vorkommt.

„Die lass’ ich stehen, die mähe ich nicht ab“, sagt Joshua, der mit der Handsense am Werk ist. Timo Biedinger aus Bockenheim will lernen, wie man alternativ Flächen freimachen kann, ohne Insekten zu sehr zu dezimieren, ohne Benzin und ohne Stromverbrauch. „Ich suche einfach nach einer sinnvollen Art für die Tierwelt – oft wird einem ja schwindelig, wenn man sieht, wie mit der Natur umgegangen wird“, ist seine Meinung. Auch Karin Speer aus der Papierfabrik in Ebertsheim will lernen, mit der Sense umzugehen. „Leider sind heute viele Menschen nicht mehr in der Natur unterwegs und kennen deshalb auch nicht deren Besonderheiten“, meint sie.

Die richtige Bewegung ist wichtig

Eine 67-jährige Frau aus Großkarlbach, die wie fast alle Teilnehmer Nabu-Mitglied ist, hat den Bogen mit der Sense schon ganz gut raus. „Die richtige Bewegung ist wichtig, auch die Haltung und man muss aufpassen, dass man mit der Sense nicht in die Erde haut, wobei Unebenheiten im Boden, Maulwurfhügel oder Steine da schon hinderlich sein können“, betont sie. Die Sense werde dann schnell stumpf und müsse nachgeschärft werden.

Andreas Ziegler aus Bockenheim will einfach mal ausprobieren, wie das Sensen geht, um dann zu entscheiden, ob das etwas für ihn ist. „Ich hab gemerkt, dass das Schärfen auch während des Mähvorgangs entscheidend ist, man spürt den Unterschied deutlich“, sagt er. Anette Weißmann aus Hettenleidelheim hält es für wichtig, gute Lehrmeister zu haben, die entsprechende Hinweise und Ratschläge geben können. Sie sagt: „Und die haben wir in Hans und Rainer Trinkel gefunden.“

Der 75-jährige Hans Trinkel ist Landmaschinen-Mechaniker-Meister und Schmiedemeister. Im vorigen Jahr hat er den Goldenen Meisterbrief der Handwerkskammer bekommen, er betreibt eine Werkstatt für Landmaschinen in Gerolsheim.

Zur Sache Was ist wichtig beim Sensen?

Beim Sensen wird das Gras als ganze Stängel abgeschnitten, beim Einsatz einer Motorsense wird das Gras gehäckselt. Hand-Sensen eignen sich deshalb für kleinere oder unzugängliche Flächen, Berge oder Steilhänge, die freigehalten werden müssen. Sensen ist prinzipiell eine schnelle und preisgünstige Art, Flächen zu mähen, allerdings müssen sie regelmäßig gedengelt und geschärft werden. Wichtig beim Sensenkauf ist die Länge der Sense, die auf die Körpergröße des Mähenden abgestimmt sein muss. Gemäht wird immer im Bogen, wobei man weder zu eng noch zu weit entfernt stehen darf, sonst funktioniert es nicht. Eine Einführung durch einen Fachmann ist deshalb ratsam.

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