Kaiserslautern 50 Zeilen Nachlese: Eine Erzählung von Charlie Chaplin

Charlie Chaplin (1889-1977) ist als Komiker weltberühmt. Dass er auch einen Literatur geschrieben hat, ist so gut wie unbekannt. Aber 2014 wurde im Chaplin-Archiv in Bologna ein Manuskript von ihm gefunden. 1948 hatte Chaplin eine 90-seitige Erzählung geschrieben. Später wurde sie zu Vorlage für seinen Film „Limelight“ (Rampenlicht) von 1952. Der renommierte Chaplin-Biograf David Robinson hat dieses, stilistisch an Charles Dickens angelehnte Werk nun vor geraumer Zeit mit dem dazugehörigen Manuskriptfragment „Calveros Geschichte“ herausgegeben, ins Deutsche übersetzt von Lotta Rüegger und Holger Wolandt. „Footlights – Rampenlicht“ ist mit diversen Abbildungen bei Bertelsmann erschienen (301 Seiten, 29,99 Euro). Zusammen mit den beigefügten Dokumenten und Fotos aus dem Nachlass Chaplins ist dieser Band eine wunderbare Hommage an eine der ganz großen Künstlerpersönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts. Die Erzählung hat einen autobiografischen Hintergrund. In der Geschichte geht es um den einst berühmten Clown Calvero, der als alter, abgehalfterter Künstler die Tänzerin Thereza vom Suizidversuch rettet. Während er ihr danach so viel Mut einflößt, dass sie doch noch Karriere macht, scheitert Calvero sogar auf kleinen Bühnen und verfällt immer mehr dem Alkohol. Chaplin selbst wurde zur Entstehungszeit des Romans nach Jahrzehnten des weltweiten Erfolgs in seiner Wahlheimat USA gezielt niedergemacht. Und zwar so erfolgreich, dass er – wie Calvero – gewissermaßen sein Publikum verlor. Als er sich jedenfalls 1952 zu den Dreharbeiten für „Limelight“ nach England einschiffte, entzogen ihm die US-Behörden noch unterwegs das Recht auf die Wiedereinreise – unter anderem auch wegen seiner angeblichen Nähe zum Kommunismus. | Wolfgang A. Niemann

x