Kaiserslautern Abendliche Anschnallpflicht im Autohaus

Musikalische Höhepunkte am laufenden Band: Nachdem die Premiere der „Großen Musiknacht der Autohäuser“ im vergangenen Jahr ein voller Erfolg war, wurde die Fortsetzung sehnlichst erwartet. Am Samstag war es soweit. Auf sechs Bühnen in sechs Autohäusern lieferten sechs großartige Bands eine fulminante Show, die Hunderte von Besuchern aufs Tanzparkett riss. Fabelhafte Stimmung bis zum letzten Ton.

Die Shuttle-Busse auf dem Weg von einer musikalischen Sause zur nächsten waren erwartungsgemäß dicht bevölkert. Kein Wunder, immerhin haben die sechs Autohäuser auch in diesem Jahr einige Hochkaräter angeworben, um eine spektakuläre Show auf die Beine zu stellen. Erste Station war das Autohaus Kehry, das unter den Rockabilly-Klängen von „Krüger Rockt!“ zur nächtlichen Fete lud. Hier wurde nur eine Frage an das stetig eintrudelnde Publikum gestellt: „Are you ready for some Rock′ n′ Roll?“. Die allgemeine Antwort erübrigt sich. Raus aus dem tristen Alltag, rein in die schwungvollen 50er Jahre, die Ära der Petticoats, Lederjacken und Elvis-Tollen. Harald Krüger demonstrierte handwerkliche Genialität am Piano, während die drei Kollegen an Bass, Gitarre und Schlagzeug mit viel Eifer aufzuholen versuchten. Hier wurden die Instrumente aber nicht nur als Musikbaukästen genutzt, sondern auch mal als Geräte für akrobatische Spezialeinlagen. So fuchtelte Kontrabassist Patrick Daniel eben noch auf seinem großen Viersaiter herum, im nächsten Moment schnappte er sich eine Gitarre, legte den Bass seitlich auf den Boden und stieg leichtfüßig auf das Instrument, als wollte er einen Berg erklimmen. Diese Band hat sich ihrer Selbstumschreibung als „die schärfste Rock′ n′ Roll Band seit Einführung der Anschnallpflicht“ zweifellos verdient gemacht. Anschnallpflicht herrschte aber auch bei den nächsten Musikanten. Eine feste Größe auf zahllosen Veranstaltungen sind die Damen und Herren von Brass Machine, an diesem Abend im Autohaus Jörg Beilfuß angesiedelt. Völlig zurecht war die Menge im rappelvollen Saal hörbar aus dem Häuschen, als die Magnum-Erkennungsmelodie durch die Verstärker tönte. Schließlich waren ganz sicher einige Brass-Machine-Kenner unter den Anwesenden, die wussten, dass dieses Ensemble musikalisch nicht kleckert, sondern klotzt. Mit einem gewohnt Genre übergreifenden Repertoire aus Rock, Pop, Jazz und Soul machten die Musiker Stimmung bis zum Schluss. Christof Brill zauberte herrliche Facetten an der Gitarre, Jens Vollmer ließ sein Saxophon glühen und Andreas Helbach fügte mit jedem Trommelschlag die nötige Prise Groove bei. Und das waren nur die Instrumentalisten. Wenn es um blanke Stimmgewalt geht, braucht sich diese Truppe erst recht nicht zu verstecken. Vor allem Neuzugang Svenja Meyer machte nicht nur eine gute Figur auf der Bühne, sondern servierte auch jeden Ton in seiner absoluten Vollendung. Permanente Gänsehaut machte sich breit, als es an Evergreens von Tina Turner, Christina Aguilera oder Chaca Kahn ging. Über die stimmliche Leistung von „Rampensau“ Christian Stockert bedarf es eigentlich keiner überflüssigen Lobgesänge mehr. Jedem, der Brass Machine schon einmal auf der Bühne erlebt hat, dürfte mittlerweile bestens bekannt sein, dass Stockert mit seinen Stimmbändern melodische Wunderwerke bastelt. Wer von so viel musikalischem Bombast nicht genug bekam, schwang sich besser in den nächsten Shuttle-Bus. Nur wenige Kilometer weiter eröffneten Die Dicken Kinder in der Torpedo Garage die große Abschlussparty bis 3 Uhr. Da war die Ausdauer der Nachtschwärmer gefragt. Auch bei diesem Ensemble wäre das Prädikat „Gut“ eine regelrechte Untertreibung. Andere tragen dick auf, diese Kombo hat das nicht nötig. Was hier an spielerischer Brillanz und stimmlicher Leistung geboten wurde, lässt sich nur mit dem Prädikat „Grandios“ beschreiben. Sei es Donna Summers Disco-Knüller „Hot Stuff“ oder Joe Cockers „With a little help from my friends“: Klassiker, dargeboten in Perfektion, garniert mit humorvollen Interaktionen der Musiker. Keine Frage, die Dicken Kinder lieferten eine fette Party, die noch auf dem Heimweg in den Ohren klang. Außerdem spielten im Rittersbacher Volkswagen Zentrum „From da Soul“, im Autohaus Hübner gaben sich „Magic“ die Ehre, im Audi Zentrum stand „Favorits“ auf der Bühne.

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