Kaiserslautern Alle ziehen an einem Strang

Die lokale Musikprominenz gibt sich am Sonntag ein Stelldichein: vorne Djulia und Helmut Engelhardt.
Die lokale Musikprominenz gibt sich am Sonntag ein Stelldichein: vorne Djulia und Helmut Engelhardt.

In und um die ehemalige Kantine auf dem Pfaff-Gelände gab am Wochenende die hiesige Kulturszene ein Happening (wir berichteten bereits gestern). Fotografen, Musiker, Schauspieler und andere Bildende Künstler sowie DJs boten ein Rundum-Wohlfühl-Programm. Ein Pfaff-Flohmarkt und diverse Spiele rundeten mit einer unkonventionellen Bewirtung das Stelldichein ab. Wer sich selbst künstlerisch betätigen wollte, konnte unter anderem die Angebote der Lauterer Fotografen Thomas Brenner und Jörg Heieck nutzen. Eine gut besetzte Jam-Session sowie eine umfangreiche Kunstauktion komplettierten die gut organisierte Veranstaltung.

Klasse, was der Verein Kulturwerk Pfaff da abgeliefert hat. Schön, dass so viele verschiedene Gruppen mit durchaus unterschiedlichen Interessen so prima zusammengearbeitet haben. Und nach etlichen vorangegangenen Pfaff-Veranstaltungen nun ein Fanal setzten, das nicht mehr zu übersehen ist. Alle legten sich heftig ins Zeug. Unter anderem Thomas Brenner, der die Gäste schon am Eingang kurzerhand in verkleidete Akteure seiner Inszenierten Fotografie verwandelte, oder Jörg Heieck, welcher rund 20 Interessierten die historische Fototechnik Cyanotypie näherbrachte. Zwischen Pinselstrichen mit Ammoniumeisencitrat und der Betreuung seiner Teilnehmer meinte er: „Die Sache hier läuft prima, es gibt jede Menge Interesse. Besonders freut mich, dass auch Gäste aus Saarbrücken, Speyer oder Karlsruhe da sind.“ Später fanden sich die Kursteilnehmer im Freien zusammen, um ihre Arbeiten von den Sonnenstrahlen belichten zu lassen. Darunter Wolfgang Reimold, der Sprengringe, Wäscheklammern oder Münzen ablichtete. Er meinte: „Die Szenerie hier bei Pfaff ist großartig! Toll, dass man hier auch als versierter Fotograf noch was lernen kann.“ Die Jugendlichen Lotta Scheipers, Eva Gollmann und Franka von Lauppert betonten: „Prima, dass hier die ganze Szene vertreten ist, das Event hat jede Menge Flair.“ Mitmachlesungen von Schauspielerin Hannelore Bähr begeisterten Kinder und Erwachsene gleichermaßen, während sich eine Ecke weiter Techno-Freaks zu den Klängen der hertzmusic-Truppe wiegten oder Headis-Spieler ihrer ulkigen Sportart nachgingen. Tom Fischer von den „Raumpiraten“ meinte, das Konzept des Werkfestes sei voll aufgegangen. Alle 14 Vereine und Gruppen hätten reibungslos zusammengearbeitet. In etlichen Ausstellungsnischen zeigten Brenner, Heieck, Gouil oder Salzer künstlerische Fotos des Pfaff-Geländes. Wände voller Ausgaben von Zeitschriften wie „Der Pfaffianer“ oder „Pfaff Mitteilungen“ erinnerten an frühere Zeiten der Nähmaschinenfabrik. So feierte etwa eine solche Ausgabe von 1954 die fünfmillionste Nähmaschine, die vom Band lief. Begeistert spielte eine Horde Kinder auf einem eigens angelegten Himmel-und-Hölle-Parcours, auf dem benachbarten Flohmarkt mit historischen Pfaff-Stechuhren oder Alarmglocken war Antje Börner unterwegs, die ihrem Mann ein Ölkännchen für seine Motorrad-Werkstatt kaufte. Sie sagte: „Sowas wie das Pfaff-Gelände gibt’s kein zweites Mal, prima dass hier die Kultur einzieht.“ Nach diesem samstäglichen Riesenangebot ging es sonntags beschaulich weiter. Zur ausgelobten Jam-Session fanden sich etliche hiesige Musiker ein, unter anderem Sängerin Djulia, der mit allen musikalischen Wassern gewaschene Saxophonist Helmut Engelhardt und Jazzbassist Jörg Kirsch. Easy-Listening im spätsommerlichen Sonnenschein war angesagt, Latin, Jazzrock sowie soul- oder blueslastige Nummern verstärkten die großstädtisch wirkende Szenerie in perfekt angepasstem Sound. Entspannt in der Sonne sitzend, bemerkte der freie Veranstalter Carsten Ondreka: „Alles eine runde Sache hier, gut, wenn sich die Kultur bei Pfaff durchsetzt, das Gelände schreit aber förmlich auch nach dringend benötigtem sozialem Wohnungsbau.“ Bei der darauffolgenden Kunstauktion kamen Arbeiten von KWG-Künstlern ebenso unter den Hammer wie „verlassene Schülerarbeiten“ aus dem gymnasialen Kunstunterricht sowie Grafiken freier Künstler wie Steve Kaufmann, Lisa Lorenz oder Ute Müller. Vor vollbesetzten Stuhlreihen ging Auktionatorin Marie Gouil sehr schnell zu Werke – weniger und langsamer wäre zwar interessanter gewesen, was dem Ganzen aber kaum Abbruch tat. Was wünscht sich der wohlgesonnene Besucher am Schluss? Sicher eine regelmäßige Fortführung solcher Veranstaltungen auf dem Pfaff-Gelände. Möglichst in eigens dafür bereitgestellten Räumen. Eigentlich ist eine Weiterentwicklung des Areals ohne besonderes Augenmerk auf die Kultur nach etlichen erfolgreichen Veranstaltungen auf dem Gelände schon undenkbar. Und unserer Stadt könnte ein neuer, stilvoller Anziehungspunkt nur guttun.

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