Kaiserslautern Am Aschermittwoch kommt der Freitag

Der jährliche politisch-kabarettistische Aschermittwoch ist für viele Kabarettisten – so auch für die lokale Truppe „Untiere“ – Gelegenheit zur gnadenlosen Abrechnung mit gesellschaftspolitischen Zuständen. Somit bildet auch die zehnte Auflage dieser Art am heutigen Mittwoch (20 Uhr, Edith-Stein-Haus) für die Untiere das Pendant zum politischen Aschermittwoch (mit Selbstbeweihräucherung) der Partien.

Dieser ist nach Kenntnisstand des Leitwolfs der Untiere, Wolfgang Marschall, einst in Bayern erfunden worden – als „Spielwiese“ der CSU, um so mit dem „Rest der Welt“ abzurechnen. Da die Untiere allerdings bereits stets am Jahresende einen politischen Rück- und Ausblick wagen, widmet sich der Auftritt am Ende der Fastnachtszeit weiteren, ganz speziellen Themen: So wird die Frage nach der Leitkultur gestellt, da mit Friedrich Merz ein für Marschalls Begriffe reaktionärer, fundamentalistischer Politiker auf die politische Bühne zurückgekehrt ist. Zudem entwerfen Marschall, Marina Tamássy, Philipp Tulius und an den Tasten wie als Arrangeur David Punstein die Vision einer durchdigitalisierten Gesellschaft. Die gleite über von der realen in eine virtuelle Welt. „Sind wir für diese gemacht?“, lautet die provokante Frage. „Am Mittwoch kommt der Freitag“, der Slogan hat seinen guten Grund in dem Stargast, den Veranstalter Kunstgriff engagiert hat: Für den zehnten Kabarettistischen Aschermittwoch steht nach Größen wie Reiner Kröhnert, Henning Venske und Christine Prayon ein Großmeister der Politsatire Gewehr bei Fuß: Thomas Freitag wird ebenfalls auf parodistische und karikierende Weise auf Zielscheiben des Spotts schießen. Freitag, mit begnadeter Parodisten-Kunst ausgestattet, kann wie kaum ein anderer Charaktere nach- und überzeichnen. Die gewohnten Doppelveranstaltungen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen verteilen sich im März anders: Auf den heutigen Auftritt folgt der nächste am Samstag, 23. März. Die Untiere machen es sich dieses Mal besonders schwer, weil sie dann bereits mit einem neuen Programm der Reihe „Ein Untier kommt selten allein“ den Frühling heraufbeschwören oder – je nach Wetterlage – besingen: Nicht nur die Tage werden länger, die Lüfte lauer, sondern für Marschall auch das politische Klima rauer. Grund: Der Kommunalwahlkampf geht in die heiße Phase: Wie geht es weiter? Weiter wie gehabt oder irgendwie anders? Fragen und mögliche Antworten der Untiere münden in eine weitere Gast-Performance: Auf Thomas Freitag folgt Uli Keuler. Er soll als Einmann-Panoptikum schräge Typen des Alltags nachzeichnen. Wer wird sich wohl in denen wiederfinden? Obwohl die Charaktere aus dem Schwäbischen kommen, gibt es vielleicht doch Analogien in der Pfalz?

x