Kaiserslautern Augenblicke der Leidenschaft

20. Ausgabe der „Nuit de la Chanson“ in der Kammgarn: Pauline Ngoc und der Jacques-Brel-Interpret Philippe Huguet.
20. Ausgabe der »Nuit de la Chanson« in der Kammgarn: Pauline Ngoc und der Jacques-Brel-Interpret Philippe Huguet.

20 Nächte lang Chansons pur. Das heißt 20 Nächte Gesang und Musik aus Frankreich in französischer Sprache. 20 Nächte dichte Zuschauerreihen im Cotton Club. Die Reihe der „Nuits de la Chanson“ begann fast auf den Tag genau vor vier Jahren, zunächst als Versuch, das Musikangebot des Kulturzentrums Kammgarn zu erweitern. Am Samstagabend stand Chansonsängerin Pauline Ngoc mit Band und Gästen erneut auf der Bühne. Zum 20. Mal. Resümee anlässlich eines unbeachteten Jubiläums.

Es müssen jene beiden Konzerte gewesen sein, mit denen Kammgarnchef Richard Müller der unsterblichen Chansonniere Edith Piaf anlässlich ihres 50. Todestages gedachte. Der Cotton Club brechend voll. Die Begeisterung grenzenlos. Schon damals kommentierte die RHEINPFALZ: „Müller hat offenbar einen Nerv getroffen. In der Barbarossa-Stadt scheint es ein frankophiles Publikum zu geben, das auf Chansons anspringt.“ Müller wusste vom ersten Moment an, auf wen er sich als Protagonistin mit dem Anspruch eines hohen Niveaus verlassen konnte: Pauline Ngoc, die in Lautern lebende vietnamesisch-französische und ebenso stimmlich wie geschichtlich versierte Solistin. Sie übernahm den Part der Gastgeberin mit einem Konzept, das auf interdisziplinäre Sparten setzte. Neben Soli und eigener Instrumentalband wechselnde Gäste überwiegend aus der Chanson-Szene Frankreichs, ein literarischer Part von Ina Bartenschlager mit historischen und biografischen Fakten zum Liedgut sowie optische Bilderwelten auf Videowand mit Fotografien aus Paris. Auch diesmal begrüßte Pauline Ngoc auf ihre so ganz eigene Art vor der Bühne den dicht besetzten Club, teils von weiter her angereist, diesmal gar aus der Partnerstadt St. Quentin. Erneut stellte sie auf der Bühne ihre hoch gelobte Band mit dem Akkordeonisten und Melodiengeber Vincenzo Carduccio, den beiden Gitarristen Guido Allgaier und Joe Reitz, dem Bassisten Wolfgang Janischowski sowie Schlagwerker Michael Lakatos vor. Und einmal mehr holte sie sich einen französischen Kollegen ans Mikrofon. Diesmal war es der Jacques-Brel-Interpret Philippe Huguet aus Besançon, den die Lauterer bereits als diplomiertem Opernsänger mit Schauspielausbildung erlebt haben. In seiner Begleitung der Pianist Christian Maurer, der mit ungemein sensiblen Improvisationen auffiel. Übrigens, vorheriger Blick in die Analen dieser Konzertreihe offenbarte, dass das Programm damals wie am Samstag Brels Repertoire von Madeleine über Amsterdam bis Ne me quitte pas auflistete. Die Atmosphäre im Scheinwerferlicht transportierte, was das Genre erwarten ließ: musikalisch und wörtlich erzählte Geschichten aus den Nischen des Lebens, also Brüche und Bürden, Freud und Leid, Höhen- und Tiefflüge in poetischer Sprache. Die Soli, die Duette – sie rührten an ohne aufdringlichem Sentiments, nichtsdestotrotz mit Momenten der Leidenschaft.

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