Kaiserslautern Ausstellung zur Sonderstellung

Der Künstler, umrahmt von seinen Werken: Fotograf Günther Wilhelm stellt in Ramstein aus.
Der Künstler, umrahmt von seinen Werken: Fotograf Günther Wilhelm stellt in Ramstein aus.

Die höchst eindrückliche Fotografie mit historischen Mitteln von Günther Wilhelm und amüsante Unikate aus der Sammlung des Docu Center Ramstein (DCR) vereinen sich zurzeit zu einer sehenswerten Ausstellung. Der leicht schräge Titel „Amipfalz“ bezieht sich auf unsere Region, die laut Leiter Michael Geib einzigartig ist, allein durch den langen Einfluss des amerikanischen Militärs. Und so kann man einen eigenen fotografischen Blick auf Militärliegenschaften dort ebenso bewundern wie man sich über Büchsenöffner namens „John Wayne“ amüsieren kann.

Schade nur, dass das Ramsteiner Docu Center so weit außerhalb untergebracht ist. Toll zwar mit seinen feuerroten, geschickt ausgestalteten Containern und dem alten Militär-Wachhäuschen mit seinem vorsintflutlichen Bakelit-Telefon, doch abgelegen. Das DCR ist es wert, an einer exponierteren Stelle untergebracht zu sein als am Ende der Schernauer Straße. Am glutheißen Samstag herrschte dort eine entspannte und angenehme Atmosphäre. Gitarrist und Sänger Michael Halberstadt untermalte die Eröffnung mit Songs von James Taylor oder Cindy Lauper, bekannte hiesige Fotografen zollten ihrem Ludwigshafener Kollegen Achtung und die Einführungsrede sowie die Betreuung in der Schau waren locker und nett. So konnte man nah seiner inneren Mitte das goutieren, was der Fotograf vom Rhein gezaubert hat. Und gezaubert wirken sie wirklich, die mit historischen Mitteln erstellten Lichtbilder von Günther Wilhelm. Verfallende Militärgebäude- und Gelände, durch die besondere Art der Entwicklung ins kupfer- bis bronzefarbene changierend, leicht verwaschen, da mit der alten Lochbildkamera und somit langer Belichtungszeit aufgenommen oder schnelle, harte Polaroids von diversen Ami-Shops in Ramstein. Letztere offerieren patriotischen Autoservice, die Reinigung und Änderung von Militärklamotten oder das „Philly Cheese Steak“. Und wer Ramstein kennt, weiß, dass es da an so mancher Straßenecke aussieht wie im amerikanischen mittleren Westen. Die Fotografien vom ehemaligen Flugplatz Sembach oder der Pirmasenser Husterhöhe mit Bezeichnungen wie „polychrome-bichromat“ oder „Gummidruck“ erinnern erstens an die Pionierzeit der Fotografie und gemahnen zweitens an die Vergänglichkeit alles Menschengemachten. Auch einst so wehrhafte und massive Militäranlagen wie der Sembacher Flugplatz vergehen und werden vom Zahn der Zeit kräftig angenagt. Und doch wirken Gebäude wie der Sembacher Tower unter schwer dräuenden Wolken bei Wilhelm irgendwie verwunschen und unwirklich. Als entstammten sie neuzeitlichen Legenden und Märchen und nicht dem Machtanspruch des Militärs. Ganz real und auch lustig dagegen wirkt der kleine, Reißzahn-ähnliche Dosenöffner namens „John Wayne“ aus einem Care-Paket in einer der stelenhaften Glasvitrinen. Ebenso wie der Teddybear im Tarnanzug, der übrigens auch heute noch als Souvenir für Amerikaner erhältlich ist. Ami-Milchtüten der 1950er oder ein Bierkrug mit barbusiger Frau und Aufdruck „Club 63“ sind weitere, zeithistorische Ausstellungsstücke. Michael Geib betonte in seiner Einführungsrede, „Amipfalz“ sei kein neuer Freizeitpark und auch keine Internetseite, sondern das Ergebnis der Suche nach den Besonderheiten der Region. Und die sieht er in der Beeinflussung durch die Amerikaner. Eine solche Sonderstellung einer Region gebe es in ganz Deutschland nicht mehr. Und diese Sonderstellung macht eine interessante Schau wie „Amipfalz“ erst möglich. Info Die Ausstellung „Amipfalz“ im Docu Center Ramstein, Schernauer Straße 46, ist dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr bis zum 25. November zu sehen.

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