Kaiserslautern Autor Rolf Schlicher liest im Zink-Museum aus „Potzblitz – die Pfalz“

Rolf Schlicher auf dem Reiserberg bei Schallodenbach.
Rolf Schlicher auf dem Reiserberg bei Schallodenbach.

Heimat ist wichtig. Und Heimat hat viel zu bieten. Der Journalist und Autor Rolf Schlicher entdeckt seine Heimat immer wieder aufs Neue. Ein Heimspiel sei schöner als das andere, sagt der gebürtige Kaiserslauterer, der in der ganzen Pfalz zu Hause ist.

Jener Tag im Mai 2013 ist für das damalige Team der RHEINPFALZ-Landesredaktion, auch Südwest-Ressort genannt, unvergesslich. Ressortleiter Rolf Schlicher telefonierte mit dem Kaiserslauterer Vogelexperten Wolfgang Helb. Eine gute halbe Stunde lang machte er dabei auch jene Vogelstimmen aus voller Kehle nach, die ihm Helb am anderen Ende der Leitung ins Ohr zwitscherte. Derweil versuchte sein Team in den Nachbarzimmern, die Contenance zu bewahren, was ein hartes Stück Arbeit war.

Am Ende indes stand „Der Pfälzer Vogelwecker“, eine Grafik, die aufzeigt, welche Vogelart ab dem Frühling um wie viel Uhr mit dem Gesang beginnt. Sie illustrierte den Text „Putzmuntere Piepmätze“, der auf viel Resonanz bei der Pfälzer Leserschaft stieß. Das Thema ist ein gutes Beispiel für das, was den Journalisten Schlicher auszeichnet: Ist er einem guten Thema auf der Spur, beißt er sich daran fest, recherchiert es bis aufs Letzte und bereitet alles so auf, dass der Leser es nicht nur versteht, sondern Spaß daran hat.

Seit einem guten Jahr im Ruhestand, hat der 67-Jährige auf diese bewährte Art ein neues Projekt umgesetzt, dessen Wurzeln bis weit in seine Zeit als Ressortleiter zurückreichen. „Potzblitz – Die Pfalz!“ heißt sein Buch, das im März erschienen ist. Ein Lesebuch, in dem auch die versiertesten Pfälzer noch etwas Neues entdecken können.

Eine besondere Beziehung zum Pfälzerwald

Wovon das Buch ebenso profitiert: Rolf Schlicher ist ein Universalpfälzer. In Kaiserslautern geboren und die ersten acht Jahre aufgewachsen, dann in Edenkoben zuhause und nun seit Jahrzehnten in Neustadt. Beruflich kennt er Pirmasens und Ludwigshafen sehr gut. Den Rest der Pfalz hat er sich im Lauf der Zeit erwandert und erradelt, privat, aber auch für sein Südwest-Ressort. Eine besondere Beziehung pflegt er zum Pfälzerwald und zum Pfälzerwald-Verein. Für dessen Hambacher Ortsgruppe macht er regelmäßig Hüttendienst auf der Hohen Loog bei Neustadt, ist also auch dabei ein Mann der Praxis.

Die Augen sind immer auf der Suche

Dass ein Max-Slevogt-Zitat die erste Seite von „Potzblitz – Die Pfalz!“ ziert, ist angesichts all dieser Kriterien natürlich kein Zufall. „Das Auge sieht, was es sucht, und was es nicht versteht, sieht es nicht“, wird der berühmte Pfälzer Maler wiedergegeben. Die Augen von Rolf Schlicher waren und sind immer auf der Suche: Sei es nach dem ältesten Karussell und der tiefsten Höhle der Pfalz, nach den besten Plätzen für Echo-Rufe in der Pfalz oder nach versteckten Hinkelstein-Zeugnissen wie beispielsweise dem „Langen Stein“ bei Mittelbrunn (Landkreis Kaiserslautern). „Die Oberfläche mancher Hinkelsteine wurde über Jahrtausende hinweg geschunden, der Stein bei Mittelbrunn ist übersät mit Ritzungen, Zeichen und Buchstaben“, sagt Schlicher. Sogar ein Affengesicht sei darauf zu erkennen.

Damit auch Einheimische und Gäste das sehen können, was er sieht, erklärt er es in „Potzblitz – Die Pfalz“, garniert mit Häppchen, die ebenso staunen lassen. Nicht umsonst wird das Buch also als „Pfälzer Überraschungsführer“ bezeichnet – ergänzt durch viele Fotos der Neustadterin Gabi Himmer. Es könnte auch Anlass für so manchen Vorderpfälzer sein, dann doch mal die Haardt zu überwinden und gen Westen zu ziehen, obwohl der 1. FC Kaiserslautern kein Heimspiel hat. Für Schlicher ist die ganze Pfalz reizvoll – vorausgesetzt, das Auge kann richtig sehen.

Seine Lust am Erzählen und am Aufspüren der Hintergründe wird unter anderem bei jener Potzblitz-Geschichte deutlich, die dem Schicksal der stolzen Auerhähne im Pfälzerwald nachspürt. Schlichers Spurensuche dringt zu heute verwunschenen Orten vor. Er zeigt, wie Pfalzgraf Johann Casimir von Kaiserslautern aus immer wieder zwei versteckte Jagdhäuser bei Johanniskreuz aufsuchte, um Auerhähne zu erlegen: 1589 waren es binnen eines Monats gleich sieben dieser Vögel. Den Bestand gefährdete diese Jagdlust damals noch nicht, rund 400 Jahre später war dies aber völlig anders: Nicht zuletzt die Trophäensucht mancher Honoratioren führte dazu, dass der Auerhahn in der Pfalz mittlerweile ausgerottet ist.

Wie bei jeder der „Potzblitz“-Geschichten wird das Hauptthema auch hier eingebettet: in einen Tourentipp, der zu den Ruinen von Johann Casimirs Jagdhäusern führt, einen Gastrotipp und in eine Kolumne mit dem Titel „Sapperlot“. Darin geht es in diesem Fall um die einst berühmte Pfälzer Köchin Anna Berger (1802–1882), die ihren Gästen wie dem amerikanischen Schriftsteller und „Lederstrumpf“-Autor James F. Cooper Gerichte wie „Ragout vom Auerhahn mit Oliven“ auftischte.

Am Donnerstag Lesung mit Musik

Der langjährige RHEINPFALZ-Redakteur Rolf Schlicher stellt sein neues Buch „Potzblitz – die Pfalz“ am Donnerstag, 15. September, um 19 bei einer Lesung in der Scheune des Stadtmuseums (Theodor-Zink-Museum I Wadgasserhof) in Kaiserslautern vor.

Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung mit Pfälzer Songs von Ede Eber-Huber, der zum Ensemble des Kultmusicals „Rock un’ Riesling“ gehörte. Die Fotografin Gabi Himmer schildert, wie abenteuerlich manch ihrer Einsätze für die Bebilderung des Buches war. Der Eintritt ist frei.

Mit „Potzblitz“ lassen sich die unbekannten Seiten der Pfalz entdecken, das „Leseausflugsbuch“ des ausgewiesenen Pfalzkenners erzählt in insgesamt 15 abwechslungsreichen und unterhaltsamen Kapiteln die ganz besonderen Geschichten dazu. Beispielsweise auch jene über das Stück Papier aus dem pfälzischen Frankeneck, das bis zum Mond flog. Oder jene über einen genial konstruierten Pfälzer Blitzableiter, der mit seinen fünf Spitzen einen extra starken Schutz bot und 1776 auf dem Trippstadter Schloss montiert wurde – und noch heute funktionieren würde, wenn er nicht auf rätselhafte Weise abhanden gekommen wäre. Rolf

Schlicher hat 20 Jahre das Südwest-Ressort der RHEINPFALZ geleitet. Sein Buch „Das Pfälzer Tischleindeckdich“ wurde 2015 mit dem Medienpreis des Bezirksverbandes Pfalz ausgezeichnet. Über „Potzblitz – die Pfalz!“ sagt RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe: „Rolf Schlichers Überraschungsführer durch die Pfalz ist ein Buch für die heimattreuen und für die reisefreudigen Pfälzer, ein Buch für Wochenendausflüge und Urlauber, für Naherholung und für Weltenbummler. Den Heimattreuen zeigt es, dass sie doch noch nicht alles wissen über die Pfalz und all ihre Besonderheiten. Den Weltenbummlern führt es vor Augen, dass auch die kleine Welt voller Abenteuer und Geheimnisse steckt. Das Buch ist eine Fundgrube für das Originelle in der Pfalz, also eine Stimulanz für die Heimatliebe der Pfälzerinnen und Pfälzer. Es ist gleichsam eine Wundertüte für alle, die sich in nah und fern für die Pfalz interessieren.“

Info

Rolf Schlicher, „Potzblitz – Die Pfalz“, 208 Seiten, ISBN: 978-3-946777-22-9, Pilgerverlag, Speyer, 18,95 Euro

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