Kaiserslautern Bilder entstehen im Kopf

Von wegen behäbig! Das Pfälzer Konzert-Blasorchester Rodenbach unter Wilfried Bernath beim Weihnachtskonzert.
Von wegen behäbig! Das Pfälzer Konzert-Blasorchester Rodenbach unter Wilfried Bernath beim Weihnachtskonzert.

Mit seinem 41. Weihnachtskonzert untermauerte das Pfälzer Konzert-Blasorchester Rodenbach am ersten Weihnachtstag seinen guten Ruf als eines der besten Blasorchester in der Region. Mit Konzertliteratur von der Klassik bis zur Rockmusik bestach die Formation unter Leitung von Wilfried Bernath im ausverkauften Rodenbacher Bürgerhaus vor 260 begeisterten Zuhörern.

Blasmusik sei betulich und gar behäbig? Die Musiker des Musikvereins Rodenbach wischten dieses Vorurteil kurzerhand beiseite und gaben ihren Stücken mit Verve einen besonderen Pfiff. Mit ansprechender Intonation und fein geführter Gestaltungskraft eröffneten sie bereits den „Slawischen Marsch“ von Antonin Dvorak. Ein strahlender Ton und geradlinige rhythmische Attacke waren ebenso ihre Sache wie nuancenreiches Ausspielen der Zwischentöne. Hier schon legte Bernath großen Wert auf kultiviertes Pianospiel, kontrastreiche Dynamik und vor allem auch auf Transparenz. So eröffneten die Hörner die Ouvertüre zur Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber aus dem Pianissimo heraus mit einem wunderbaren, weichen Klang. Die makellosen, vibrierenden Holzbläser bauten Spannung auf. Mit einer gelungenen Mischung aus dezenter Zurückhaltung und – wo nötig – auftrumpfender Fülle ging das ganze Ensemble an die Sache heran, und immer wieder traten einzelne Instrumente solistisch hervor. Eine besondere Klangfarbe gab der Ouvertüre das brillante Klarinettensolo von Gerd Frank, der mit natürlichem Musiziergestus überzeugte. Eine vitale Interpretation war auch der „Libertango“ von Astor Piazzolla. Nicht nur mit dem richtigen Biss agierten da die Musiker, sondern auch genau mit den Zwischentönen und Schwankungen, die Piazzollas Musik so unverkennbar machen. Und Bernath war der Dirigent, der alle agogischen Raffinessen umzusetzen verstand. Rhythmen und Melodien überlagerten sich, prägnant war das Tempo, äußerst flexibel die Bläser – und Bilder entstanden im Kopf: von Tanzpaaren, die mit ihren Füßen Geschichten erzählen und sich dabei gegenüberstehen wie Messer. Stimmungen entwarf das Orchester auch mit dem dritten Satz aus der Sinfonie Nr. 3 von Brahms, wobei besonders die Trompeten mit ihrem gedämpften Ton hervor stachen. Trotz eines kultivierten Pianos erzielte die Formation aber nicht ganz die Transparenz wie bei den vorhergehenden Werken, so dass der melancholische Ton des „Valse trist“ nicht herausgearbeitet werden konnte. Umso mehr Intensität und Dichte erreichte sie dann jedoch mit „Selections from Aladdin“ aus Walt Disneys Film „Aladdin“, den „Rumänischen Volkstänzen“ von Bela Bartok und „By the Rivers of Babylon“ von Ed Huckeby. Ständig geschah da Neues. Äußerst flexibel trumpften die Trompeten und Holzbläser auf. Mit drahtiger Energie trieb der Dirigent seine Leute in den Volkstänzen zu immer schnellerem Tempo an und brachte dabei das ganze Binnengeflecht zum Leuchten. Kraftvoll und temperamentvoll das Schlagwerk in „Rivers of Babylon“, mit leuchtenden Farben die Holzbläser, mit schönem Legato die Oboe in den ruhigen, wie geölt das Blech in den vitalen Passagen. Und immer wieder die Flöten, die Piccoloflöte und die Klarinetten. Die tirilierten im „Zauberer von Oz“ von Harold Arlen, dass es eine Freude war, während sich in „Eric Clapton on Stage“ die Trompeten und Posaunen mit geschmeidigem Ton profilierten. Das Schlagwerk zeigte sich in den abschließenden Rock-Hits von „Kool & the Gang“ in Form und durfte sich endlich mal richtig austoben. In Hochform dabei auch der Tubist und die Trompeten und Posaunen, die gekonnt aufspielten. Auszeichnen konnte sich auch der Moderator Christian Dinges, der sprachlich gekonnt und fachlich versiert informativ in die Stücke einführte. Ebenso erfrischend moderierte Marie Döngi die beiden Stücke des Jugendorchesters, das unter Leitung von Carina Dmytrik stand. Während der Nachwuchs mit „Pokemon Theme“ von Tamara Loeffler & John Siegler eine vitale Interpretation bot, begeisterte die Interpretation von der „Morgenstimmung“ aus Edvard Griegs „Peer Gynt“ mit wunderbar klangschönem Spiel, ausgefeilter Phrasierung, makelloser Intonation und vielgestaltiger Dynamik. Langanhaltender Beifall waren berechtigter Lohn für alle Beteiligten. Eine Zugabe.

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