Kaiserslautern Bis der ganze Saal mitrockt

Eine Solistin und zwei Bands stimmten am Samstag im Irish House mit guter, handgemachter Musik auf den Frühling ein. Die Lautrer Singer/Songwriterin Blike, die Wittlicher Band Martha und die Lokalmatadoren von Marii sorgten mit einem gemischten Set aus Covern und Eigenkompositionen für eine blendende Konzert-Atmosphäre im intimen Rahmen.

Ganz nach dem Prinzip „Ladies first“ ließen die Gentlemen der einzigen Dame in der Runde natürlich den Vorrang. Aber die junge Singer-Songwriterin Michelle Blike alias Blike aus Kaiserslautern hatte es auch gar nicht nötig, sich hinter der Männerfront zu verstecken. Die Sängerin und Komponistin ist eine musikalische Powerfrau, die auch ohne Band im Rücken den gesamten Saal so zum Rocken bringt, dass selbst die beiden vier und fünf Mann starken Truppen nach ihr alle Register ziehen mussten, um mitzuhalten. Blike überzeugte mit einem schier beneidenswerten Organ. Wenn sie ins Mikrofon röhrt, dann beben die Wände. Mit nichts weiter als ihrer Akustik-Gitarre bewaffnet, sang sich die Musikerin durch eine Handvoll Cover und Eigenkompositionen. Und das mit einem Selbstbewusstsein, das bei derart jungen Musikern sonst nur selten zu finden ist. Hits wie Jesse J’s „Price Tag“ und Ed Sheerans „Don’t“ – samt Rap-Einlage – traten neben einige professionell arrangierte Eigenwerke wie „Never Let Me Go“ und „Flügel“. Sensationell auch ihr Cover von Michael Jacksons „Billie Jean“, mit dem Blike das ganze Ausmaß ihres Könnens demonstrierte. Wenn es um musikalisches Können geht, haben die vier Herren von Martha zwar ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel, wirken in ihrem Sound aber wie jung gebliebene Träumer. Die deutschsprachige Rock-Kombo aus Wittlich feierte an diesem Abend ihre Premiere in Kaiserslautern und machte dabei eine recht gute Figur. Die Formation setzt auf eingängige und bodenständige Rhythmen, die zeitweise in Klangsphären abdriften, die von der jugendlichen Experimentierfreude der Band nur so sprühen. Mit Kompositionen wie „Bis ans Ende der Welt“, „Tage des Donners“ und „Der Himmel muss warten“ lockten Thilo Kreutz (Leadgesang/Rhythmus-Gitarre), Guido Schmitz (Lead-Gitarre), Daniel Müller (Bass/Gesang) und Ingo Esch (Schlagzeug/Gesang) das anfänglich noch zurückhaltende Publikum im Irish House zunehmend aus der Reserve. Auf „Sommerregen“ ist das Quartett besonders stolz, denn der Song hat sich bei einem Radio-Hörervoting gegen mehr als 400 andere auf den siebten Platz durchgeboxt. Geschrieben von Sänger Thilo prasselte das Lied regelrecht in die Gehörgänge. Die Songs machten Spaß, musikalisch wie textlich, erzählten Geschichten, mit denen sich jeder irgendwie identifizieren konnte und trugen viel kompositorisches Fingerspitzengefühl in sich. Und mit dem gleichen kompositorischen Fingerspitzengefühl ließen die Jungs von Marii den Abend ausklingen. Das einstige Trio, bestehend aus Lukas Reimer (Piano, Gesang), Aljoscha Steffens (Gitarre, Gesang) und Chanin Vizcarra (Gitarre, Gesang), hat seine Besetzung um zwei musikalische Weggefährten, Sören Sauers (Bass) und Adam Özdemir (Schlagzeug), erweitert und dem bandeigenen Sound damit mehr Substanz verliehen. Im Repertoire auch diesmal wieder hauptsächlich eigenes Songmaterial von der Debüt-Platte „Bahn Frei“ neben gelegentlichen Covern wie „Radioactive“ von den Imagine Dragons oder Lenny Kravitz’ „Fly Away“. Das selbstverfasste „Kein Bock auf Stress“ hat sich als Opener für die Jungs bewährt, denn der Song leitet mit voller Kraft direkt ins Set. Und in diesem Set funktionierten die fünf Jungs wie immer als durchschlagende Einheit. Sie hatten sichtlich Freude am gemeinsamen Musizieren und steckten das Publikum schnell mit ihrer guten Laune an. Das war dank des vielseitigen Liedguts auch nicht allzu schwierig. Mal locker leicht („Sommer auf Gleis 8“), mal nachdenklich („Planlos“) und nicht selten auch sentimental („Zusammen“) bedienten die Musiker von Track zu Track sämtliche Emotionen. Ein rundum gelungenes Konzert.

x