Kaiserslautern Bitte den Malewitsch vormerken!

Ex-Direktoren des Historischen Museums in Speyer bewirtschaften derzeit sehr erfolgreich die nationale Aufmerksamkeitsökonomie. Also nicht immer freiwillig. Alexander Koch, von 2005 bis 2011 Dom-nah herrschend zum Beispiel, hätte sicher gerne verzichtet auf das öffentliche Sektkorkenknallen, das seinen Zwangs-Abgang als Chef des Deutschen Historischen Museum in Berlin untermalte. Sein – bis 2014 – Nachfolger in Speyer, Eckart Köhne, dürfte den Wärmeeffekt im Licht der Öffentlichkeit dagegen genießen. Weil morgen einmal mehr der nationale Museumstag ansteht – 70 Museen in Rheinland-Pfalz nehmen teil –, ist der Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe als Präsident des Deutschen Museumsbundes ein gefragter Mann. Sehr aufschlussreich dabei sind die Nuancen seiner Verlautbarungsakrobatik. So beklagt Köhne im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ so mittelleise einen lähmenden musealen Reformstau in den bundesrepublikanischen Ausstellungshäusern. „Museen müssen sich ernsthaft überlegen, wie sie sich neu erfinden“, sagt er. Nur um im Fortgang des Interviews den Neustart des Badischen Landesmuseums als – wie soll man sagen – private Benutzeroberfläche und Mitmachmuseum zu verkünden. Die Museen erreichten nur zehn Prozent der Bevölkerung, rechnet Köhne in seiner Direktorenrolle der Konkurrenz vor, bei erheblich gestiegenem Anteil von Abiturienten, wie er hinzufügt. Das könne besser werden. Die Deutsche Presse Agentur dagegen zitiert den Museumsbund-Präsidenten Köhne mit der General-Forderung, die Politik müsse ein klares Bekenntnis für die Museen ablegen und das Sparen an der Kultur beenden. Kultur sei kein Sahnehäubchen, „sondern so etwas wie die Hefe im Teig der Gesellschaft“, sagt er hier, vergessend, dass Sahnehäubchen ja unseres Wissens so ungefähr zehn Prozent des Gesamtkuchens ausmachen. Das gängige Wertesystem, mehr und mehr wirtschaftlich zu denken und zu beurteilen, werde Museen nur bedingt gerecht, sagt er. Politik müsse qualitativ über Kultur diskutieren, wobei die von ihm in der „FAZ“ angeführte Zehn-Prozent-Einschaltquote für Museen per se auch keine qualitative Aussage darstellt. Seltsam ambivalent klingt Köhne in verschiedenen Rollen in verschiedenen medialen Kanälen. Sehr konkret sind seine in der „FAZ“ geäußerten Vorschläge, mit denen er die gesellschaftliche Relevanz seines Karlsruher Landesmuseum erhöhen will. Bei der präsidialen Wehklage für die Museen insgesamt dagegen verbleibt er im vage kulturpessimistischen Bla Bla von Eröffnungsreden und Etat-Jerimiaden. „Es braucht ein klares Bekenntnis dazu, dass Museen genauso wie Theater, wie Musikhochschulen, wie Bibliotheken fester Teil des kulturellen Lebens der Gesellschaft sind“, heißt es dann. Ach was, wer hätte das je bestritten. Interessanter ist dann schon, wie Köhne in Karlsruhe „Akzeptanz“ herstellen will, die es seiner Meinung nach „braucht“. Mit Ausstellungen von Jedermann-Kuratoren, abseits fachlicher Eignung. Mit privat zusammengestellten Schauen aus Anlass eines Heiratsantrags oder eines 70. Geburtstags zum Beispiel. Einem Depot, das wie eine Bibliothek genutzt werden soll. Samt der Kurzanleihe antiker Vasen, die man sich an den Tisch bringen lässt. Museumsdirektor Köhne möchte sein Haus in Zukunft so verändern, dass er statt Eintrittskarten Nutzerausweise vertreiben kann. Steuerfinanzierte Museen müssten die sie bezahlenden Bürgerinnen und Bürger für sich einnehmen. Wir sind jedenfalls gespannt, wie die personalintensive Nutzer-Umarmung des Museumsbundpräsidenten in der nächsten Sitzung bei seinen Kunstmuseumskollegen ankommt. Also zum Beispiel das mit der möglichen Privatausstellung. Für unseren Geburtstag im nächsten Jahr im Ludwigshafener Hack-Museum würden wir dann gerne das Kirchner-Gemälde vormerken. Bitte. Und den Malewitsch. Programm —Details zu den Angeboten des Internationalen Museumstages morgen, Sonntag, 22. Mai, gibt es im Internet gebündelt unter www.museumstag.de

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