Otterberg/Kaiserslautern Christine Klimmer stellt aus: Textile Strukturen

Inspiriert von der Aussteuerwäsche der Mutter: eine Arbeit von Christine Klimmer.
Inspiriert von der Aussteuerwäsche der Mutter: eine Arbeit von Christine Klimmer.

Christine Klimmer aus Kaiserslautern ist von Haus aus Druckgrafikerin. Die geerbte Aussteuerwäsche ihrer Mutter aber inspirierte sie zu Textilkunst, zum Weben und Flechten. Jetzt ist am Wochenende ihre Ausstellung „Verflechtungen“ in Otterberg im Kapitelsaal der Abteikirche zu sehen.

Covid-19, Pandemie, Lockdowns einerseits. Das bereits schon längere Grübeln, was machen mit jener stapelweise geerbten Weißwäsche, traditionell bestickt mit Monogramm, andererseits. Doch da passierte sie, die Magie eines Momentes, weil zeitliche, örtliche und materielle Kriterien in sich schlüssig einfach passten. Christine Klimmer, gewohnt in geregelten Schritten und geordneten Formen Druckverfahren zu planen und zu fertigen, erlebte angesichts des Tuchmaterials eine experimentelle Spontaneität: einfach Streifen für Streifen, mal schmäler, mal breiter, aus einem Laken reißen und in die Schnittlinien innerhalb bestimmter Flächen eines zweiten Betttuches verweben und verflechten.

Mit Geduld und Farbe

Mit einer dicken Portion Geduld und letztlich mit Acrylfarbe geweißelt, erfand die ehemalige Kunsterzieherin so ganz nebenbei ihre „Verflechtungen“, die zuvor niemand kannte. Der Clou dabei ist, dass ihre in die Bettwäsche eingefügte Strukturfläche wie die tausendfache Vergrößerung des gewebten Originalstoffes wirkt. Dabei überrascht die Vielzahl variablen Gestaltens. Eine weitere Version etwa ist die Prägetechnik. Unterlegte Stoffstreifen drücken sich zwischen Tuch und Leinwand zu Formen hoch, die topografischen Reliefen gleichen. Doch damit nicht genug: Das Rahmen und Weißeln lässt monochrome Exponate entstehen, deren textile Strukturen in der Kombination feinsten Garnes und ausgefranster Stoffstreifen Reliefcharakteristik annehmen.

So recht kommt diese erst durch natürlichen oder künstlichen Lichteinfall samt entsprechenden Schattenwurf zur Geltung. Meist sind Wegbeschreibungen bildsprachlicher Methodik weniger spannend und erwähnenswert, denn die Bildbeschreibung an sich. Auch hier sei die konkrete Bildbetrachtung vorzuziehen. Sollte jedoch die Lesart hier oder da zu rätselhaft verwoben erscheinen, hilft das Wissen um den konzeptionellen Weg, den Christine Klimmer für sich erfand, ohne von ihrem seit über fünf Jahrzehnte praktiziertem grafische Duktus abzuweichen.

INFO

Der Verein KulturArt öffnet die Ausstellung „Verflechtungen“ am 29. und 30. Juni, jeweils von 14 bis 16 Uhr im Kapitelsaal, Gerberstraße, Otterberg. Den musikalischem Rahmen zur Vernissage gestalten Volker Klimmer (Klavier) und Wolfgang Janischowski (Kontrabass).

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