Kaiserslautern Da heult auch der härteste Haudegen

Zum zweiten mal in diesem Jahr hieß der Benderhof am Samstag die fünf (Cow-)Boys Named Sue in seinen rustikalen Wänden willkommen. Und zum zweiten Mal in diesem Jahr gab es prächtig überarbeitete Hits von Johnny Cash, Bob Dylan, Elvis Presley und Co. im saloontauglichen Country-Blues-Rock auf die Ohren.

„A Boy Named Sue“: ein Song der zu Johnny Cashs Evergreens gehört. Und der musikalische Meilenstein, der diese Band zum Rock `n` Rollen brachte. Der Auftrag: Das musikalische Vermächtnis von Cash, Presley, Dylan, Lennon und etlichen mehr angemessen zu würdigen „ohne in die Klischeekiste abzurutschen“. So heißt es zumindest auf der bandeigenen Internet-Seite. Und das dürfen Fans der alten Klassiker in diesem Fall auch glauben. Auch ohne Cowboy-Hut bringen die fünf Herren namens Sue den reinsten Saloon-Flair in die Stücke. Der von Elvis 1956 zum Hit manövrierte „Hound Dog“ eröffnete das Set. Mit leicht gedrosseltem Tempo und mit der Schwere des Rhythm-and-Blues versetzt, schlenderte die Version von Boys Named Sue mit langsameren Schritten, aber dafür mit der Kraft der 1953er-Original-Fassung von Big Mama Thronton durch die Instrumente. Ralf Storck ist zum Glück mit einer derart rauen und satten Stimme ausgestattet, dass er mühelos zwischen Rock-, Country-, und Blues-Nummern wechseln konnte und in jedem Genre authentisch klang. So langte der Sänger bei dem Bob-Dylan-Song ,,It Ain`t Me Babe“ in der Cash-Variante ganz selbstverständlich in die typischen Cash-Tiefen und scheute auch die geschmeidigen Höhen von Camille Bobs ,,I Got Loaded“ nicht. Das Johnny-Cash-Temperament war natürlich auch an diesem Abend allgegenwärtig. „Get Rhythm“ ratterte in dem bewährten Lokomotiv-Rhythmus durch die Schenke, und der von Cash umfrisierte U2-Hit ,„One“ wurde dank der bluesgetränkten Harmonika-Einlagen von Keyboarder Jan Marco Becker so detailverliebt durch die Cash-Maschinerie getrieben, dass das Publikum nur noch begeisterten Applaus und Jubel spenden konnte. Besonders bei dem kleinen instrumentalen Schlagabtausch zwischen Becker und Schlagwerke-Mann Ralf Leis. Was die Musiker da leisteten, konnte selbst dem härtesten Kerl in der Kneipe Tränen des Glücks in die Augen treiben. Ein Song nach dem anderen wurde so raffiniert präsentiert, dass sich der fast volle Benderhof schon vom ersten Ton an nicht mehr auf den Sitzen halten konnte. Hier wird den alten Haudegen der Musikgeschichte der Staub der Jahre abgestreift, der metaphorische Hut aufgesetzt und in den Sonnenuntergang der Neuzeit geritten. Kaum ein Song, der durch den Stil der Boys Named Sue nicht in neuem Glanz erstrahlte. Nicht einmal die einstigen Synthie-Pop-Hymnen wie „Personal Jesus“ (Depeche Mode) oder „Tainted Love“, das die meisten nur noch in der 80er Jahre Soft-Cell-Fassung kennen. Selbst „Boys Don`t Cry“ von The Cure wurde mal eben in ein rhythmisch lebensfrohes Country-Arrangement gepackt. Gitarrist Thomas Edler und Bassist Gernot Kögel ließen es auf den Saiten krachen und Tasten-Gott Becker sang, schwang die Hüften und bediente wieder meisterhaft die Harmonika. Ein rauledriger Sound, der ohne viel Spektakel, aber mit viel Können durch das Ohr direkt nach unten in die Beine fährt. Großartig, Boys!

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