Kaiserslautern Das Leben und die Liebe

Siegelbachs Lokal Feiermaus avancierte am Samstagabend für mehrere Sternstunden zu einem Vorort der Seine-Metropole Paris. Geschmückt in den französischen Nationalfarben, dicht besetzt mit restlos begeistertem Publikum, genoss das frankophile, deutschstämmige Trio Vis à Vis sichtlich sein erfolgreiches Heimspiel.

Seit mehr als zehn Jahren haben sich die Französischlehrerin und Sängerin Margit Engel sowie die beiden begleitenden Instrumentalisten Siegmar Winter mit bekennender Leidenschaft dem französischen Chanson verschrieben. Dass sie dies auch authentisch bei Klangbeispielen von Edith Piaf, Jacques Brel, Charles Aznavour und Gilbert Bécaud realisieren, zeigt sich darin, dass sie bereits mehrfach im elsässisch-lothringischen Raum gastierten. Beflügelt von diesem künstlerischen Erfolg und der großen Akzeptanz und Resonanz, sollen demnächst weitere Arbeitsphasen mit Klangbeispielen von Hildegard Knef folgen. Chansons sind Lebens- und vor allem Liebesgeschichten aus dem Nachbarland, und die charismatische Sängerin kokettiert galant in ihrer Moderation, wobei sie den französischen Akzent auch hier geschickt vortäuscht. Ansonsten singt und moderiert sie nicht nur, sie überzeugt durch Bühnenpräsenz, ihre ganze Art, wie sie auf der kleinen Bühne – und davor – promeniert, schwadroniert und sich vorteilhaft in Szene setzt. Das alles zeigte ihre gereifte künstlerische Persönlichkeit. Ob Tango oder Musette, stets trifft sie den Tonfall der Erfolgstitel des Genres. Dabei singt sie diese Texte nicht nur mit ihrer ausdrucksstarken, angenehm dunkel timbrierten, sonoren und natürlichen Stimme, sie spielt und lebt sie auch. Ob charmant oder larmoyant, tänzerisch beschwingt oder balladenhaft und romantisch verträumt – stets gestaltet und verkörpert sie glaubwürdig diese ständig wechselnden Gefühlswelten. Ebenfalls trug Akkordeonist Ernst Degen – auch mit Hintergrundgesang – zu diesem Konzerterfolg bei. Seine Klangfarben korrespondieren mit der gängigen Erwartungshaltung des französischen Kolorits. Und sein Instrumentalpart zeigt die nötige Solidität und Sicherheit. Dagegen setzt der im digitalen E-Piano waltende und schaltende Siegmar Winter zu viel auf elektronische Effekte, mal auf unpassenden Hammondsound oder es läuft ein synthetischer Rhythmus störend mit. Perkussive Begleitung kann auch mit pianistischen Begleitakkorden erzeugt werden. Und die Bläserregister suggerieren Klangfarben, die aber gänzlich in der Triobesetzung fehlen. Schlagzeuger und Bläser können so nicht ersetzt werden – live ist eben live.

x