Kaiserslautern Das Tor zum Kino offenhalten

19 Filme stark ist der Wettbewerb des elften Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen, das von 17. Juni bis 5. Juli auf der Parkinsel läuft. Das Festivalteam hat das Programm dieses Jahr auf 64 Filme ausgeweitet, darunter auch Streifen der 1950er und 1960er Jahre sowie engagiertes Kinderkino. Im zweiten Jahr wird eine RHEINPFALZ-Kinderjury an den besten Kinderfilm wieder den „Goldenen Nils“ vergeben.

Die ersten Preisträger stehen schon fest: Neben Mario Adorf () wird Corinna Harfouch mit einem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet. „Sie ist als Darstellerin eine Grenzgängerin, so intensiv und exzessiv kommt ihr Spiel einem vor“, würdigt Festivalleiter Michael Kötz die Leistung der 60-Jährigen, deren jüngste TV-Arbeit „Der Fall Bruckner“ nach der Verleihung am 1. Juli zu sehen ist. Der Film zum Thema Kindesmissbrauch läuft in der Sonderreihe „Spezial“ des Festivals, das erneut Kino- und Fernsehfilme, Spielfilme und Dokumentationen, Premieren und bereits im Kino angelaufene, aber dort untergegangene Stoffe gleichrangig behandelt. Im Wettbewerb um den mit 50.000 Euro dotierten Filmkunstpreis stehen 19 Filme, darunter der Eröffnungsfilm „Der Liebling des Himmels“ mit Axel Milberg und Schauspielpreisträger Mario Adorf. Die Eröffnung am 17. Juni wird erstmals in beiden Kinos (zeitversetzt um eine Stunde) gefeiert, jeweils in Anwesenheit des Filmteams. Regisseur Dani Levy kommt, eventuell auch Axel Milberg. Ebenfalls im Wettbewerb dabei sind „Kafkas Der Bau“, gedreht vom Saarbrücker Oscarpreisträger Jochen Alexander Freydank, der Berlinale-Erfolg „Im Sommer wohnt er unten“ von Paul Sommerlatte, die Neukölln-Studie „Nachspielzeit“ mit Frederick Lau (mit „Victoria“ für den Deutschen Filmpreis nominiert), die Siegfried-Lenz-TV-Verfilmung „Der Verlust“ und die SWR-Produktion „Blütenträume“ über Ü50-Singles von Paul Harather. Zu den Dokus im Wettbewerb gehört „Das Golddorf“ von Carolin Genreith, eine BR-Produktion über einen Ort im Chiemgau, in dem 50 Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien und Afghanistan leben, und „Wir können nicht den hellen Himmel träumen“ von Carmen Tartarotti über ein nur noch von zwei Nonnen bewohntes Kloster in Südtirol. „Das Tor offenhalten für die Liebesbeziehung zum Kino“, möchte das Festival laut Direktor Michael Kötz auch im elften Sommer. Rund 78.000 Besucher waren im Vorjahr geströmt, diesmal ist noch mehr Raum: Beide Kinozelte fassen nun 1200 Zuschauer. „Es geht aber nicht um Zahlen. Das Schöne ist, wenn man das Gefühl hat, dass das Programm die Menschen auch erreicht“, sagt Kötz. Denn einfache Filmkost serviert das Festival, das erneut über ein Budget von rund 1,3 Millionen Euro verfügt, in den Hauptreihen nicht gerade. Schließlich steht durchaus ein pädagogischer Ansatz hinter der Filmauswahl und den ausgelobten Auszeichnungen wie dem Drehbuchpreis und dem Medienkulturpreis für Fernsehredakteure, der an die Filmermöglicher im Hintergrund geht, die sonst kaum im Rampenlicht stehen. „Wir entwickeln uns da langsam zu einer moralischen Anstalt“, muss Kötz bei der Programmvorstellung selbst schmunzeln. Als Gegenentwurf hat er daher neu eine Reihe mit Filmen „unter Niveau“ erdacht: „Wehe, wenn sie losgelassen“, heißt die vier Filme starke Auswahl mit Kost der 1950er Jahre wie „Kriminaltango“ oder „Conny und Peter machen Musik“. Kötz: „Wir haben darauf geachtet, dass möglichst viel gesungen wird.“ Die Reihe zum Sonderpreis soll aber auch aufzeigen, wie sich der deutsche Film seither verändert hat: Den Übergang zum „Neuen deutschen Film“ will dann die drei Filme umfassende Programmschiene „Meisterwerke zum Frühstück“ aufzeigen, die jeweils sonntags ab 10.30 Uhr zum Brunch mit Arbeiten von Wolfgang Liebeneiner (und Hannelore Elsners erster großer Rolle), Peter Zadek und Werner Herzog lädt. Aber auch „Einblicke in die Schweiz“ gibt es erstmals: Vier Filme aus dem Nachbarland laufen, um die große Bandbreite des dortigen Erzählkinos aufzuzeigen. Wieder leichtere Kost erwartet die Zuschauer dann in der Sektion „Kriminell gut“, in der allerdings auch der Auftaktfilm der anspruchsvollen Reihe „Blochin“ läuft, mit der das ZDF an den US-Serienboom anknüpfen möchte. Regie führt Matthias Glasner, Jürgen Vogel spielt die Hauptrolle. Elf Filme sind in der zweiten Hauptreihe „Lichtblicke“ zu sehen, die gemeinsam mit den 19 Wettbewerbsbeiträgen auch um den mit 10.000 Euro dotierten Publikumspreis konkurrieren. Zehn Filme wiederum gehören zum Kinderfilmwettbewerb um den „Goldenen Nils“. Zu sehen ist hier etwa der auch für den Deutschen Filmpreis nominierte Streifen „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ oder die von der Initiative „Der besondere Kinderfilm“ geförderte Arbeit „Winnetous Sohn“. Termine —Programmdetails unter www.fflu.de —Festivaleröffnung mit „Der Liebling des Himmels“, Mittwoch, 17. Juni, 19/20 Uhr —Preisverleihung Filmkunstpreis, 4. Juli. —Preisverleihung „Goldener Nils“ für den besten Kinderfilm, 5. Juli, 14 Uhr. —Eintrittskarten gibt es ab 29. Mai, vor Ort in Ludwigshafen im Wilhelm-Hack-Museum und der Rhein-Galerie.

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