Nachruf Der Westpfälzer Gitarrenvirtuose Leon Kappa ist tot

So wird ihn die Kulturszene in bester Erinnerung behalten: Leon Kappa mit seiner Gitarre.
So wird ihn die Kulturszene in bester Erinnerung behalten: Leon Kappa mit seiner Gitarre.

Leon Kappa ist tot. Am 28. September ist der Gitarrist nach schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren verstorben. Die Musikwelt trauert um einen großartigen Künstler und einen wunderbaren Menschen, aber vor allem seine Gitarren-Schüler auch um einen einfühlsamen Pädagogen. Die Trauerfeier findet am 4. Oktober, 15 Uhr, in der katholischen Kirche Schwedelbach statt.

Kappa war bei seinen Konzerten Erzähler, Poet, und Entertainer zugleich. Seine Hörer erreichte er mit seiner Finger-Style-Technik auf einer Ebene, die mit bloßer Technik nichts mehr zu tun hatte. Die hohe Schule der Improvisation war das, was er dem staunenden Publikum auf seiner „Ramirez“ vorführte. Die Art und Weise, mit der er die Saiten zupfte, war schwindelerregend. Mal spielte er mit Lichtgeschwindigkeit, dann wieder beseelt balladesk. Eigenkompositionen entstanden oft aus dem Moment heraus.

Kein Wunder, dass der Konzert-Gitarrist durch zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen bald in In- und Ausland bekannt wurde. Geboren ist Leon Kappa am 3. August 1952 in Steinwenden, wo ihn als kleiner Junge schon das Gitarrenspiel seines kriegsversehrten Vaters faszinierte. Für den beinamputierten Flüchtling aus Oberschlesien war es ein großes Opfer, seinem Sohn das heiß begehrte Instrument zu besorgen, und mühevoll brachte er ihm die ersten Akkorde bei. Bald aber schon konnte der ehrgeizige Autodidakt bei kleineren Konzerten sein Können unter Beweis stellen. Bald schlug Kappa den professionellen Weg ein und ging bei Siegfried Behrend, der zu seiner Zeit zu den weltweit führenden Gitarristen zählte, in die Schule der klassischen Musik. „Der hat mir die richtige Technik beigebracht“, erzählte Kappa einmal.

Fernweh als Motor

Den jungen Mann aber trieb es in die Ferne. Ein paar Jahre lebte er bei den Gitanos in Andalusien und lernte von ihnen Flamenco zu spielen. Obwohl er nach seiner Rückkehr nach Deutschland ein Studium als Grafiker absolvierte, hörte er nie auf, seine wahre Liebe zu pflegen und der Gitarre mit teuflischer Technik Unglaubliches zu entlocken.

Bald ging seine Karriere nach oben. Er spielte beim Live-Sonntagskonzert der Funkausstellung in Berlin, musizierte für die deutschen Kammerschauspiele im Schwarzwald, bewies seine Fähigkeit zum Improvisieren beim Stegreif-Theater und glänzte sogar als redegewandter Conferencier. Mehrere Jahre war er auf der MS Deutschland als musikalischer Entertainer unterwegs und begleitete dabei die preisgekrönte Eiskunstläuferin Marlene Charrier. Auftritte folgten in Japan, in den USA und in der Schweiz. Unvergessen war Kappas Begegnung mit dem Schauspieler Heinz Rühmann, den er bei dessen Weihnachtslesungen 1991 in Lugano begleitete. „Leon Kappa setzt meine Gedanken in Musik um“, soll Rühmann gesagt haben.

Herzenswunsch und Seelenwärmer

Leons größter Herzenswunsch ging 1996 in Montpellier in Erfüllung, als er Manitas de Plata traf, der in den 1960er Jahren wegen seines exzentrischen, durch Flamencomusik beeinflussten Gitarrenspiels weltberühmt war und Kappa großen Respekt zollte. Unvergessen waren auch 1997 Auftritte bei der Fantasy World Show in Hilversum oder 1998 im Gewandhaus in Leipzig, wo er ein jubelndes Publikum begeisterte.

Mehrfach reiste Kappa nach Namibia, Südwestafrika. Die Wüste Namib inspirierte ihn zu zahlreichen Kompositionen, die sich auf dem Album „Leon Kappa spielt Leon Kappa“ niederschlugen. Die reinsten Seelenwärmer, in denen er das faszinierende Licht der Wüste und das Säuseln des Wüstenwindes poetisch zum Klingen brachte. Ausgiebig beschäftigte sich Kappa auch mit dem „Teufelsgeiger“ Paganini, was ihm den Ruf eines „Paganini der Gitarre“ einbrachte. Die CD „Paganini – Impressionen“ bestätigt diesen Beinamen voll und ganz. Unvergessen auch die erfolgreichen Konzerte mit dem Lauterer Tenor Hans-Erich Halberstadt. Die CD „Spanische Impressionen“ entführt den Hörer mit herrlichen Liedern und Gitarrenklängen in beider Traumland Spanien.

Ein wunderbarer Mensch

Vor 20 Jahren begann eine neue Periode für Leon Kappa. Seine Erfahrungen aus Konzertreisen in rund 60 Ländern setzte er ein, um als Gitarrenlehrer dem Nachwuchs den Umgang mit dem Instrument, die richtigen Techniken, aber auch das Auftreten auf der Bühne beizubringen. 50 Schüler hatte er teilweise in seiner Gitarrenklasse im Mackenbacher Bürgerhaus.

Und auch hierbei zeigte er sich als wunderbarer Mensch und hervorragender Pädagoge. „Die Kinder darfst du nicht enttäuschen“, sagte er einmal, „denn jedes einzelne Kind ist eine Persönlichkeit. Deshalb schreibe ich jedem Kind seine Stücke auf den Leib, die zu seiner Individualität passen.“ Nicht nur dem Schreiber dieser Zeilen ging ein wunderbarer Mensch und ein großartiger Freund verloren.

x