Kaiserslautern Die heiße Schlacht um das Tannengrün

Joel Vogt hat den Bogen raus und knipst beim Tannenzweigemarkt im Wald bei Erzhütten einen Zweig ab.
Joel Vogt hat den Bogen raus und knipst beim Tannenzweigemarkt im Wald bei Erzhütten einen Zweig ab.

„Nein, die nicht. Nur die mit rotem Bändchen“: Joel Vogt hat den Bogen raus. Weiß genau, wo er mit der Gartenschere Grünes abzwicken darf und wo nicht. Wo er darf, tut er’s mit Bedacht. Joel und seine Eltern haben allerlei mitgehen lassen an Ästen. Sie gehörten zu jenen, die sich am Samstag beim Tannenzweigemarkt im Wald bei Erzhütten reichlich mit Deko-Material für die bevorstehende Adventszeit eingedeckt haben.

Das lässt staunen: Kaum mehr ist ein Parkplätzchen zu finden entlang des Forstwirtschaftswegs, der nahe der alten Schule in den Wald führt. Was sonst verboten ist, das ist an diesem letzten Voradvent-Wochenende ausdrücklich erwünscht. Denn es ist ja schließlich die Forstverwaltung, die zum mittlerweile 17. Mal zum fröhlichen Tannenbaum-Verhunzen eingeladen hat. „Aber sicherlich nicht des Geldes wegen“, beeilt sich Klaus Platz zu erklären, der gerade wieder mit einem Geldschein wedelt. Der Schein ist ein kleiner; für fünf Euro hat eine Frau soeben ein ansehnlich gefülltes Säckchen Grünes mit nach draußen nehmen dürfen. Nach draußen heißt: Raus aus der Schonung, in der sich schon früh nach dem anberaumten Marktbeginn – der war um elf Uhr – erstaunlich viele Leute bewegen. Platz steht unter dem dreieckigen hölzernen Zugang, der sich gleich hinter dem geöffneten Zaun erhebt. Der Revierförster verwaltet die Kasse. So wie jedes Jahr. „Guten Morgen, Herr Platz“, wird der Hüter übers Rohmaterial für den Adventskranz freundlich begrüßt. Karin Klein gilt schon als „alte“ Bekannte. „Ich bin oft dabei“, sagt sie, kommt nach eigenem Bekunden gerne, wenn die Forstverwaltung einlädt. Und beim Tannenzweigemarkt ist sie ohnehin stets zur Stelle. Inzwischen ist sie im vollen Gange, „die heiße Schlacht um die Tannen“, wie es Karin Klein mit einem Lächeln auf den Lippen umschreibt. Mit Ehepartner Peter Weißmann ist sie alljährlich zugange, wenn der Forst in den Wald bittet und dort Immergrün offeriert. Das Paar aus Erfenbach lässt sich vom Chef der Schonung gleich eine Empfehlung geben. „Wohin gehen wir am besten?“ Schauplatz des offenkundig höchst beliebten Tannenzweigemarkts war am Samstag die Waldabteilung „Altwies“ nahe des Stadtteils Erzhütten-Wiesenthalerhof. Die gehört nun zum Forstrevier Morlautern, dessen Bewirtschaftung wiederum das Forstamt Kaiserslautern verantwortet. Revierförster Platz hat einige Angaben parat: 30 Tannen sind in der „Altwies“ gefallen. zehn Nordmanntannen, 18 Edeltannen, zudem noch zwei Fichten. Nach Platz’ Angaben handelt es sich samt und sonders um Exemplare, die sowohl in puncto Größe als auch in ihrer Form „aus dem Weihnnachtsbaum-Format ’rausgewachsen“ sind. Heißt: Als Christbäumchen fürs heimische Wohnzimmer taugen sie nicht mehr. Was da noch stehengeblieben ist und aus dem Gehölz ragt, das weist allerdings Äste und Zweige aus, die sich doch noch trefflich dazu eignen, um beispielsweise einen Adventskranz daraus zu wickeln. Platz verfolgt damit zweierlei Absicht: Zum einen hofft er, dass dieses Angebot, bequem und ohne schlechtes Gewissen Nadelgeäst einzuheimsen, „viele junge Tannen vor der hemmungslos wütenden Schere mancher Waldbesucher“ bewahrt. Zum anderen geht es dem Förster um all die netten Begegnungen, die er alljährlich an jenem Tannenzweigemarkt-Samstag genießt. Mittlerweile erfreut sich die alljährliche Offerte zahlreicher Stammkunden. Das „Einzugsgebiet reicht bis Mainz“, weiß Klaus Platz zu berichten. Und schon Wochen zuvor kämen die ersten telefonischen Anfragen: Nach dem Motto: „Gebbt’s in diesem Johr aach widder Äschd?“

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