Kaiserslautern Druckvolle Nummern

Fühlt sich bei den Blue Notes des Jazz’ wohl: Sängerin Tina Skolik mit der Band Acoustic Colour im Treppenhaus.
Fühlt sich bei den Blue Notes des Jazz’ wohl: Sängerin Tina Skolik mit der Band Acoustic Colour im Treppenhaus.

Wo sich zum Start der Reihe 1996 und in den folgenden Jahren noch jede Menge Publikum drängte, da hat sich in den letzten Jahren der Publikumszuspruch in einem gemütlichen Rahmen von gut 100 Gästen eingependelt. Schön, dass sich das Veranstaltungsteam um Michael Schnoor noch genauso viel Mühe wie zu Beginn gibt. Und erstens mit der hiesigen Formation Acoustic Colour wieder stilvolle, diesmal auch recht druckvolle Musik vorhielt und zweitens den Gästen wieder eine möglichst angenehme und freundliche Atmosphäre bot.

Die nämlich rekrutieren sich aus Gästen rund um die Uni ebenso wie aus „Eingeborenen“ aus Stadt und Land. Letztere etwa vertreten durch das Ehepaar Zitta und Hans Bordt, das seit Anfang an dabei ist und meinte: „Das ist hier mittlerweile eine schöne Tradition geworden, da sind wir stur, da kommen wir!“ Der Lauterer Peter Jung meinte: „Wenn’s an der Uni schon mal ein Jazzkonzert gibt, sollte man das nicht versäumen“. So ganz pur war der Jazz der fünfköpfigen Gruppe allerdings nicht. Vielmehr zog die Band um den Bassisten Martin Müller ganz schön in Richtung Jazzblues, Souljazz oder gar Rockjazz. Was durchaus belebend wirkte. Wesentlich belebender etwa als nur Titel des Easy Listening geboten zu bekommen. Sängerin Tina Skolik fühlt sich deutlich dort am wohlsten, wo die Blue Notes regieren, der Bass drückt und Saxophonist Uwe Bayerle stakkatohafte Einsätze dazwischenwirft. Dann geht sie aus sich heraus und fesselt die Gäste mit kraftvollem Einsatz ihrer Stimme. Überhaupt schaffte es die versierte Truppe, trotz jeder Menge Glas, Stahl und Beton im Treppenhaus einen wohltemperierten Sound hinzubekommen. Ihre Erfahrungen aus Clubs, Theatern oder Kleinkunstbühnen in Köln, Frankfurt oder Mainz waren da sicher mitentscheidend. Und wer oben beim Kaffee saß und herunterblickte, konnte durchaus den surrealen Eindruck einer Lego-Landschaft gewinnen: Gevierte aus Glas und blauem Stahl, Männchen in Schwarz-Weiß gekleidet, Große Benjamini-Büsche mit fast künstlicher Anmutung und das Baukasten-ähnliche Treppenhaus wirkten da entsprechend zusammen. Was einen auf den Boden der Tatsachen zurückholte, waren knackige Herbie-Hancock-Nummern, mild dahingleitender Duke-Ellington-Swing oder Moderneres von Alicia Keys. Alles schön trocken und sauber interpretiert, dazu noch eigenständig und originär. Da machte es wirklich Spaß erstens zuzuhören und zweitens ein bisschen Kaffeeklatsch zu betreiben. Letzterer ebbte immer dann ab, wenn Acoustic Colour druckvoller wurden und streckenweise ganz schön rockten und rollten. Alles in allem geriet auch die 22. Ausgabe des Jazz im Treppenhaus zu einer genussvollen musikalischen und gesellschaftlichen Veranstaltung gleichermaßen. Und wer durch den herbstlichen Wald zur Uni und zurück gelaufen war, für den hatte der Sonntag so richtig gut angefangen.

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