Kaiserslautern Ein End-60er-Jahre-Traum, ganz in Blau

Pfalztheater-Schauspieler Günther Fingerle ist mit seinen Sologesangs-programmen inzwischen Kult. Wochen im Voraus sind die Vorstellungen ausverkauft, am kommenden Donnerstag, 27. März, feiert sein neues Programm „Ein Lied kann eine Brücke sein – Die Goldene Ära des Grand Prix Eurovision de la Chanson“ auf der Werkstattbühne des Pfalztheaters Premiere. RHEINPFALZ-Kulturredakteur Fabian R. Lovisa unterhielt sich mit dem singenden Schauspieler.

Herr Fingerle, seit wann singen Sie eigentlich?

Laut meiner Mutter länger, als ich sprechen kann.

Wie kam es zu den Programmen am Theater?

Aus Eigeninitiative: Angefangen hat es mit einer Nachtfoyer-Produktion. Ich schlug Marlene Dietrich vor und gestaltete dann auch ein Programm mit dem Titel „So etwas jewisset“.

Das lief damals aber noch als Einzelveranstaltung...

... stimmt. Aber nach der Premiere im Theater gab es zahlreiche Vorstellungen außerhalb.

Wie ging es dann weiter?

Zeitgleich zum Marlene-Dietrich-Programm habe ich die Lauterer Akkordeonistin Alexandra Maas kennengelernt und sie gefragt, ob sie Lust auf einen Hans-Albers-Abend hätte. Sie hatte, und unsere Albers-Produktion läuft bis heute.

Dann kamen die Schlagerabende?

Als drittes Programm kam dann mein erster Schlagerabend auf der Werkstattbühne. Unter dem Titel „Immer wieder geht die Sonne auf“ gab es da einen Rundflug durch den Schlagerhimmel der 60er und 70er Jahre, mit Victor Portnoy am Klavier und Harald Pfeil an Gitarre und Schlagzeug. Im Zentrum stand damals Michael Holm, ich habe ihn sehr geschätzt, das war ja schließlich die Popmusik meiner Kindheit. Aufgrund des großen Erfolges dieses ersten Schlagerabends fragte der damalige Intendant Johannes Reitmeier dann nach einer Fortsetzung des Programms. Die ging in Form von „Über den Wolken“ über die Bühne. Dabei bin ich repertoiremäßig mehr in die Breite gegangen und hab’ auch mal Nummern von Sängern gebracht, die nicht meine Lieblinge waren.

Beispielsweise?

Naja, Peter Maffay, den mochte ich nicht so. Von ihm hatte ich „Es war Sommer“ im Programm. Das wurde dann ein richtiger Renner... Als fünfte Produktion kam dann ein Best-of-Programm, bei dem sich das Publikum vorab per Postkarten Titel wünschen konnte aus den beiden Schlagerabenden. Das Programm hieß „Ein Festival der Liebe“ und wurde auch außerhalb des Theaters aufgeführt, etwa auf der Gartenschau, in Landstuhl und Dirmstein.

Nun also das sechste Programm – was erwartet uns darin?

Im Zentrum stehen Titel der goldenen Ära des Grand Prix Eurovision de la Chanson. Ich meine dabei die 60er und 70er Jahre. Ich habe 17 Nummern zusammengestellt, in deutscher, englischer, italienischer, spanischer und französischer Sprache übrigens, von Abba zu Vicky Leandros, von Katja Ebstein zu Udo Jürgens, von Cliff Richard zu Sandie Shaw.

Die Kollegen Pfeil und Portnoy sind wider mit von der Partie?

Jawoll! Außerdem haben wir diesmal so etwas wie ein Bühnenbild, Thomas Dörfler (Ausstattungsleiter, d. Red) hat dabei den alten Eurovisionskranz aufgenommen. Außerdem gibt es wie gewohnt Projektionen, und mein Kostüm ist ein End-60er-Jahre-Traum in Blau (lacht)...

Wie ist eigentlich Ihr persönlicher Bezug zu dieser Materie?

Zunächst einmal bin ich mit dem Schlager aufgewachsen. Der Grand Prix im Speziellen war für mich das Größte, neben Olympia und Fußball-WM – und größer als Weihnachten und Geburtstag zusammen. Ich war da völlig fanatisch und nationalistisch bei der Sache, hab mich richtig hinein gesteigert (lacht).

Wie viele Ausgaben des neuen Programms wird es geben? Wie weit im Voraus sind diese ausgebucht?

Wir haben in dieser Spielzeit ein sehr dichtes Werkstattbühnenprogramm. Daher sind zunächst einmal sieben Abende geplant. Alle Termine bis Mitte Mai sind bereits ausgebucht. Kurzfristig kann es durch Rückläufe aber immer mal wieder Karten geben.

Hatten Sie eigentlich je eine Gesangsausbildung?

Nein. Ich hab’s zweimal probiert, einmal in Gießen vor weit über 20 Jahren und dann nochmal am Pfalztheater...

... und die Lehrer haben ihnen dann abgeraten?

Keineswegs! Ich war vielmehr zu weit mit dem, was ich mir selbst beigebracht hatte und kam nicht mehr richtig in die klassische Schiene hinein. Und irgendwann wollte ich auch nicht mehr – schließlich muss ich ja jetzt kein Opernsänger mehr werden (lacht)...

Vor dem Programm ist nach dem Programm: Wissen Sie schon, was als nächstes drankommt?

Derzeit bin ich mit meinen Produktionen so ausgelastet, dass ich für Planungen keinen Kopf habe. Aber so ein Abend mit Reinhard-Mey-Liedern kombiniert mit Klaus Hoffmann – das wär’ doch schön.

Ich danke fürs Gespräch und wünsche alles Gute für die Premiere. (faro)

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