Kaiserslautern Ein Freund ist gegangen

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Ein Nordlicht, das in Ludwigshafen-Oggersheim eine Heimat gefunden hatte und im Südwesten zur musikalischen Instanz wurde – als Dirigent, als Komponist, vor allem aber als Pädagoge, der die Liebe zur Musik weitergab und die Flamme stets neu entfachte: Das war Klaus Arp. Sein plötzlicher Tod hinterlässt eine große Lücke.

Wo soll man anfangen, um die großen Verdienste dieses zurückhaltend wirkenden Mannes zu würdigen, die sich ja keineswegs nur auf das Bundesland Rheinland-Pfalz beschränken? Mit dem Künstlerischen Leiter der Landesstiftung Villa Musica? Von 1992 bis 2011 hat Klaus Arp das Profil dieser bundesweit einzigartigen Einrichtung zur Förderung des kammermusikalischen Nachwuchses geprägt. Mit dem Dirigenten des Landesjugendorchesters, das er 1992 erstmals und dann noch weitere 111 Mal leitete und durch 27 Arbeitsphasen begleitete? Mit dem Professor für Orchesterleitung und dem Leiter des Hochschulorchesters der Musikhochschule Mannheim, das er seit 1993 dirigierte? Oder doch mit dem Dirigenten des Beethovenchors Ludwigshafen, eines Laienensembles mit fast 100 musikbegeisterten Sängerinnen und Sängern, das er seit 2002 zu immer neuen Höhenflügen animierte? In Ludwigshafen-Oggersheim hat Klaus Arp mit seiner Frau, der international gefragten Bühnen- und Kostümbildnerin Ingeborg Bernerth, gelebt, nachdem sein beruflicher Werdegang den am 2. April 1950 geborenen Pastorensohn aus Niedersachsen mit den vielfältigen musikalischen Interessen 1981 an seine erste rheinland-pfälzische Station führte: als Kapellmeister am Stadttheater Koblenz. Von dort aus ging’s nach Kaiserslautern, wo er 1987 beim damaligen Rundfunkorchester des Südwestfunks die Nachfolge Emmerich Smolas antrat. Keine leichte Aufgabe, an die Stelle dieses charismatischen Erzmusikanten aus Böhmen zu treten. „Eine Aufgabe, die nicht gelingen konnte, ist ihm gelungen, er hat dem Orchester zu einem neuen Profil verholfen“, erinnert sich einer, der mit dabei war und zum Weggefährten wurde: Peter Leiner, Rennquintett-Mitbegründer, Orchestervorstand der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern und als Dozent für sein Instrument, die Trompete, mit ähnlichem pädagogischen Impetus ausgestattet wie Klaus Arp. Im Herbst sollte es mit ihm und dem Landesjugendorchester wieder auf Konzertreise gehen, in die rheinland-pfälzische Partnerregion Burgund. Leiner erzählt auch davon, wie der gänzlich uneitle Arp immer wieder junge Instrumentalisten zu begeistern wusste, als Musiker und vor allem als Mensch: „Ein Freund ist gegangen“, sagt er und drückt aus, was alle so empfinden. Der große Auftritt als Pultstar lag dem zurückhaltenden Norddeutschen Arp gar nicht. Lieber sorgte er sich um den musikalischen Nachwuchs und um die Qualität der musikalischen Bildung an der Basis. Das hinderte Orchester und Opernhäuser andernorts, von Italien, Frankreich und Kroatien bis in die USA und Russland, nicht, Klaus Arp als Gast einzuladen. Das hielt den vielseitigen Musiker Arp mit der gar nicht so heimlichen Liebe zum Jazz nicht davon ab, sich auch dem Komponieren zu widmen: Seine 1988 uraufgeführte Oper „Odysseus auf Ogygia“ ist ein Auftragswerk zum 200. Jubiläum des Stadttheaters Koblenz. In den vergangenen Jahren entstanden Solokonzerte und Kammermusik, 2004 folgte die zweite Oper, „Friendly Fire“, an der Berliner Oper Neukölln. Vielleicht hat er sich das weitere Komponieren ja aufgehoben. Für später. Es wird nicht mehr dazu kommen. Am Morgen des 4. Januar ist Klaus Arp nach kurzer Krankheit gestorben. Er wird fehlen – nicht nur dem Musikland Rheinland-Pfalz.

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