Kaiserslautern „Ein Juwel unter den Stadtteilen“

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RHEINPFALZ-Aktion: Eigentlich ist das Leben in Dansenberg ganz schön, nur Kleinigkeiten stören. So war der Tenor am Stand der RHEINPFALZ, der gestern zwei Stunden im Zentrum des am höchsten gelegenen Kaiserslauterer Stadtteils stand. Nicht so schön finden die Dansenberger die Busanbindung an die Stadt, die Raser im Ort und die Hundehaufen auf den Gehwegen

Gerhard Rode

, seit fast 30 Jahren in der Hofdell zu Hause, ist mit seinem Wohnort grundsätzlich zufrieden. Ein Dorn im Auge ist ihm der Verkehr in Dansenberg. „Dansenberg ist so ein kleiner Ort mit so vielen Autos auf der Straße“, beklagt er. Jeder Bauherr müsse bei der Errichtung eines Hauses eine Garage und einen Stellplatz nachweisen. „Warum werden dann immer noch Autos am Straßenrand geparkt?“ Eng werde es, wenn Busse im Schlehweg hin zu den Wasserlochstücken die Straße passieren. Auch halte kaum ein Autofahrer das vorgeschriebene Tempo 30 ein, das im gesamten Ort gilt. Es werde einfach zu sehr gerast, so Rode. Von der oberen Dansenberger Straße als Rennstrecke spricht Wolfgang Guterl. „Keiner hält sich an Tempo 30!“ Richtung Friedhof und Sporthalle werde gerast, was das Zeug hält, vergleicht der Bürger die Straße mit einer Rennstrecke. Auch Busse hielten sich nicht an Tempo 30. Weiter missachteten Verkehrsteilnehmer die Regelung rechts vor links. Was ihn ebenfalls stört, dass viele Dansenberger den Forstweg nutzen. Längst besäßen nicht alle Fahrer eine Plakette vom Forst. Und der Forst habe nicht genügend Mitarbeiter, Autofahrer auf den Besitz der Erlaubnis hin zu überprüfen. Otto Koch pflichtet Guterl in Sachen zu schnelles Fahren in der Dansenberger Straße, oberer Bereich, bei. „Dort wird viel zu schnell gefahren. Das stört mich“, erzählt Otto Koch, der seit über 50 Jahren in Dansenberg lebt. „Ich kenne Dansenberg noch, da haben hier nur 700 Leute gewohnt“, berichtet er am RHEINPFALZ-Stand. Rasende Autofahrer sind auch Peter Neuhor negativ in Dansenberg aufgefallen. Insbesondere im Schlehweg halte sich kaum jemand an die vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit, berichtet er. Aber auch der ruhende Verkehr, sprich die geparkten Autos, habe so seine Tücken. „Einige parken ihre Autos bis dicht an den Zaun heran auf dem Gehweg. Da frag’ ich mich, wie soll da noch jemand mit einem Kinderwagen oder einem Rollator vorbeikommen“, schimpft er. Ein weiteres Ärgernis für Neuhor sind Hundehaufen auf den Gehwegen. Das treibt ihm schier die Zornesröte ins Gesicht. „Meine Frau trägt Zeitungen aus, früh am Morgen. Da sieht man die Dinger gar nicht“, berichtet Neuhor. „Das ist eine bodenlose Frechheit.“ Auch wenn die wiederkehrenden Beiträge zur Sanierung von Straßen beschlossen sind, kann Hans Rick sie nicht ganz nachvollziehen. Mit 75 Prozent der Kosten komme auf die Hauseigentümer eine große Belastung zu. So auch in Dansenberg, wo das Straßenbauprogramm in einem ersten Abschnitt die Erneuerung der Dansenberger Straße bis zum Schlehweg und vom Schlehweg bis zu den Wasserlochstücken vorsehe. Der Zustand des Schlehwegs sei qualitativ nicht so schlecht, und eine Verbreiterung der Straße um drei Meter sei nicht sinnvoll und bringe verkehrstechnisch nichts, findet Rick. Mit Blick auf die Zufahrt nach Dansenberg empfiehlt er der Verwaltung eine bessere Koordination und Überwachung der Straßenbaustellen. Alle paar Jahre würden die Serpentinen nach Dansenberg notdürftig ausgebessert. Das sei kein Zustand. Als einen Schandfleck bezeichnet Rick einen vor einer Garage gegenüber dem ehemaligen protestantischen Pfarrhaus in der Dansenberger Straße abgestellten schwarzen Fiat „Bravo“. Seit gut drei Jahren stehe der Wagen da. Zwischenzeitlich seien die Scheiben eingeworfen und die Karosserie demoliert worden. „Ein unhaltbarer Zustand, der nicht mehr hinnehmbar ist.“ Nach den Worten von Ortsvorsteher Franz Rheinheimer, der das Gespräch mitverfolgt, besteht rechtlich gegen den Eigentümer der Garage und des abgestellten Autos keine Handhabe. Ordnungsamt und Polizei seien die Hände gebunden. Auf dem privaten Gelände mit dem abgestellten Pkw eines Autohändlers aus dem Landkreis Kaiserslautern hätten sie nichts verloren. Für Rick nicht nur ein Ärgernis, sondern auch ein Gefahrenpunkt, insbesondere für Kinder. Theo Augstein lenkt den Blick auf den Waldrand von Dansenberg. Dort wurde vor zwei Jahren der Weg verbreitert. Bei der Gelegenheit müsse nahe des Waldspielplatzes/Zweialtfelderweg eine Schranke mit einem Betonklotz weggeschoben worden sein. „Die liegt immer noch seitlich am Weg.“ Ökologisch und nachhaltig hält Augstein den Gegenstand in der Natur für fragwürdig. Der Gegenstand, ein Stolperpunkt, müsse weg. Mit Blick auf die Innenstadt moniert Augstein, dass die Verwaltung erst jetzt, da die Baustelle in der Königstraße eingerichtet werde, den Wochenmarkt am Donnerstag auf den Stiftsplatz verlege. Hans Dieter und Ursula Zollinger lehnen den Vorschlag von Ortsvorsteher Rheinheimer, die Buslinie 103 über die Technische Universität verkehren zu lassen, ab. „Das lohnt sich nicht“, erinnert sich das Ehepaar als die Linie 103 bereits vor eineinhalb Jahren die Uni probeweise anfuhr. Nur wenige Leute hätten davon Gebrauch gemacht, so die Zollingers, die regelmäßig mit dem Bus in die Stadt fahren. Insbesondere ältere Menschen, die die Linie benutzen, hätten dann keine Möglichkeit mehr, beim Verbrauchermarkt Wasgau in der Hohenecker Straße einzukaufen, weil die dortige Haltestelle nicht mehr angefahren werde. Eine Frage rund um die Produktion der RHEINPFALZ führt Nicole Kopietz an den Stand auf dem Brunnenplatz. „Am Dienstagabend war in Linden eine Versammlung, wann wird das in der Zeitung stehen?“ Kopietz betreibt in Dansenberg einen Stützpunkt des Pflegedienstes „Ihre Engel der Pflege“. Das Unternehmen beschäftigt an drei Standorten – neben Dansenberg noch in Eisenberg und Maxdorf – rund 50 Mitarbeiter. Die Frage ist relativ einfach zu beantworten. Die RHEINPFALZ hat – in weiten Teilen – gegen 22.30 Uhr Redaktionsschluss. Da der Mitarbeiter, der am Dienstag vor Ort war, den Text allerdings erst noch schreiben muss und die Veranstaltung bis in den Abend ging, erscheint der Artikel in der Regel am übernächsten Tag. Wie es in Linden war, steht also heute in der Zeitung. Bitte blättern Sie zwei Seiten weiter, liebe Leserinnen und Leser. Der jüngste Gast am RHEINPFALZ-Stand war gestern die zweijährige Tochter Greta von Viktoria Benra. „Ich liebe es, hier zu wohnen“, lobt die junge Mutter ihren Wohnort. Insbesondere mit Kindern sei es „superschön“, in Dansenberg zu leben. Schöne Spielplätze gebe es, dazu sei der Ort umringt von Wald. „Wir haben vorher in der Stadt gewohnt, da war das nicht so ideal“, findet sie. Für Dansenberg würde sie sich einen kleinen Lebensmittelmarkt wünschen. Dazu regt sie eine Umfrage unter den Dansenberger Bürgern an, ob es dazu Interesse gebe. Franz Rheinheimer, Dansenbergs Ortsvorsteher, macht am Stand der RHEINPFALZ Viktoria Benra wenig Hoffnung in der Sache. Es habe schon einige Märkte gegeben im Ort, die hätten sich aber alle nicht gehalten. Die Stadt mit ihren Einkaufsmöglichkeiten sei zu nah. Um dahin zu kommen – Benra hat kein Auto – wünscht sich die junge Frau eine bessere Busanbindung an die Stadt. „Nur alle Stunde ein Bus ist zu wenig. Alle halbe Stunde, das wäre schön“, findet sie. „Ich wohne seit 77 Jahren in Dansenberg. Ich bin sehr zufrieden, alles ist sauber.“ Heinz Gundacker hat über seinen Heimatort wenig zu klagen am RHEINPFALZ-Stand. Allerdings vermisst er, wie Viktoria Benra auch, eine Möglichkeit zum Einkaufen. „Früher konnte man sich noch komplett selbst versorgen in Dansenberg“, berichtet er. Insbesondere für die älteren Bürger des Ortes fände er einen Laden nicht schlecht. Aber: „Man ist ja auch in drei Minuten in der Stadt mit dem Auto.“ Nein, sie sei eigentlich gar nicht zum Meckern an den Stand gekommen. Roswitha Zolfaghari beginnt deshalb mit einem Lob. Für den Ortsvorsteher. „Bei Franz Rheinheimer finde ich immer ein offenes Ohr“, lobt sie. Sie könne mit ihren Anliegen zu ihm können, er kümmere sich postwendend. Bei einer Sache habe er aber bisher noch keine hundertprozentige Lösung präsentieren können: beim Schneeräumdienst. „In Dansenberg gibt es viele ältere Menschen, die schaffen das einfach nicht mehr allein“, sagt Zolfaghari. Ihr schwebt ein Zusammenschluss von Menschen vor, möglicherweise ein Verein, der gemeinschaftlich den Schneeräumdienst in den Wintermonaten organisieren könnte. Ortsvorsteher Rheinheimer findet die Idee nicht schlecht, schränkt aber ein: „Das wird schwierig zu organisieren.“ Nur zufällig ist Ernst Schondelmaier am RHEINPFALZ-Stand vorbeigekommen, eigentlich wollte er ins Büro des Ortsvorstehers. Dann bleibt er doch kurz stehen und schwärmt von dem Ort, in dem er 1965 ein Grundstück gekauft hat. „Für 15 Mark den Quadratmeter“, berichtet er. „Das waren noch Zeiten.“ Der gebürtige Freiburger ist heimisch geworden in Dansenberg. Auch Kinder, Enkel und Ur-Enkel kämen immer wieder gern nach Dansenberg zurück. Schondelmaier wundert das nicht. „Dansenberg ist das Juwel unter den Stadtteilen von Kaiserslautern“, findet er. „Ich bin ein Fan von Dansenberg“, sagt Schondelmaier zum Abschied. Überlegt kurz und ergänzt dann noch: „Und meine Familie auch.“

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