Kaiserslautern Ein Muss für Geschichtsfreunde: Das Hoffest der Pfalzbibliothek

Karlheinz Frech stimmt beim Hoffest Lieder der Naturfreunde an.
Karlheinz Frech stimmt beim Hoffest Lieder der Naturfreunde an.

Die Bibliothek des Bezirksverbandes Pfalz hatte am Samstag zum traditionellen sommerlichen Fest in der Bismarckstraße eingeladen. Im Hof ging es eher um Kulinarisches. In den Räumen herrschte bereits vor der Eröffnung dichtes Gedränge um das breite Bücherangebot.

Vom gleißenden Sonnenlicht der Innenstadtstraße in die nur matt erhellte Bücherwelt sind es nur wenige Schritte. Bereits im Eingangsbereich reihen sich die prall gefüllten Bücherkisten entlang der Wände aneinander. „Lob der Westpfalz“ ist auf einem der Bücherrücken zu lesen. Oder: „21 Kirchen des Landkreises Kaiserslautern“ und „Das Westrich-Lesebuch“. Mit dem Zeigefinger klappt der ältere Herr einen Band in dem gelben Kasten nach dem anderen nach hinten. Innehaltend bei jedem Titel und anscheinend auch nach jedem Autor. Zwei grauhaarige Bücherfreunde schauen ihm derweil über die Schulter.

Entlang der Bücherkisten ist es ziemlich voll geworden im Empfangsraum der Pfalzbibliothek. Ganz offensichtlich wird hier aus ganz unterschiedlichen Motiven heraus gestöbert. „Piraten – Erste Sachgeschichten“, diesen Titel nimmt die ältere Dame zur Hand und blättert. Dann wird das knallbunte Buch mit dem Titel „Beste Freundin – blöde Kuh“ begutachtet und findet Platz im kleinen Stapel in der Hand. Einer der Gäste nach dem anderen baut sein Sortiment dann auf dem Stehtisch vor der Bibliotheksmitarbeiterin auf und es wird abgerechnet.

„Wir sind ja eigentlich eine Fachbibliothek“, sagt Claudia Germann, die Leiterin der Einrichtung. Der Bestand umfasse die Schwerpunkte „Pfalz“ sowie auch allgemeine Geschichte, Kunstgeschichte und Handwerk. „Die Stadtbibliothek kennt jeder“, erläutert sie. Aber die Pfalzbibliothek sei vielen Bürgern nicht so vertraut. „Auf unser jährliches Hoffest sind wir deshalb angewiesen. Es ist Werbung für uns“, fügt Germann an. Außerdem sei der Bücherverkauf eine Chance für jeden Gast. Die eingehenden Bestände könnten nämlich nicht in ihrer Gesamtheit aufgenommen werden. Vieles passe nicht in die fachliche Ausrichtung des Pfalzbibliothek-Fundus. Diese Auswahl finde anlässlich des Hoffestes dann meist großen Zuspruch bei den Gästen, so die Bibliothekschefin. „Seit 15 Jahren laden wir im Sommer die Bürger zu uns ein“, erzählt Germann. Die Gäste kämen zwar immer in großer Zahl. Allerdings habe sich in dieser Zeitspanne auch ganz vieles verändert. So sei natürlich auch die sich wandelnde Einstellung zu Büchern an der Pfalzbibliothek nicht spurlos vorübergegangen, stellt die Leiterin fest. „Wenn man die Zeitspanne von 15 Jahren nimmt“, erläutert sie, „so hat sich die Zahl der Ausleihen in dieser Spanne halbiert“.

Alle Plätze im kleinen Auditorium nebenan sind mittlerweile besetzt. Die zumeist älteren Gäste erwarten die Bibliothekschefin am Mikrofon zur Eröffnung der Ausstellung. Claudia Germann kündigt dazu den Vortrag „Dornig wie die Alpenrose“ von Hans-Jürgen Hemmerling an. Der Referent von den Naturfreunden in Neustadt an der Weinstraße stellt im Überblick die Geschichte dieser Organisation seit Beginn des 19. Jahrhunderts dar. Eng verbandelt ist sie mit der Arbeiterbewegung und ihren Parteien und Gewerkschaften. Ein Schwerpunkt des Referats liegt auf der Nazizeit. Am 3. April 1933 werden die Naturfreunde von den Nationalsozialisten verboten und ihr Hab und Gut sowie ihre Häuser enteignet. Erst mit der Neugründung am 24. November 1946 und nach einer Klage vor dem Landgericht Frankenthal hätten beispielsweise die Neustadter ihr Haus 1952 als Eigentum zurückerhalten.

x