Kaiserslautern Eine Arbeit ergibt die andere

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Bestandsausstellungen üben gerne mal die nicht ganz unbedeutende Funktion von Lückenbüßern im Ausstellungsjahr aus. Nicht so die dritte Ausgabe der Reihe „Bestandsprobe“ der Pfalzgalerie in Kaiserslautern. Nach 2012 und 2013 zeigt auch diese Schau des Museums des Bezirksverbandes Pfalz, welch’ starke Arbeiten noch im Depot schlummern und wie sie thematisch in sinnfälligen Kontext zueinander gesetzt werden können. Alle fünf Räume der Ausstellung weisen dabei ihre ganz eigene Atmosphäre auf.

Unter dem Leitmotiv des Verborgenen geht es Ausstellungskuratorin Annette Reich diesmal um die Spielarten des Geheimnisvollen und damit zunächst einmal natürlich um das, was der Museumsbesucher sonst nicht zu sehen bekommt – eben weil es in den Tiefen der Regale und Schubladen verborgen ist. Kombiniert werden diese Arbeiten mit Exponaten, die aus der Dauerausstellung bekannt sind, wieder andere dürften von Einzelausstellungen vergangener Jahre her in Erinnerung sein. Zweitens – und vor allem – sind es die werkimmanenten Geheimnisse, denen man auf die Spur kommen kann: Die Frage nach den Materialien, aber auch nach dem oft mehrschichtigen Aufbau stellt sich bei einem guten Teil der Exponate aus den Jahren 1969 bis 2013. Den dritten Aspekt der Suche nach dem Verborgenen stellen die Intention des Künstlers, die des Kurators und letztendlich die Interpretation der Besucher dar. Wiederum drei Hauptthemen lassen sich dabei in der sinnfällig gehängten Schau ausmachen: zum einen Figur und Körper, daneben die Natur respektive Landschaft sowie weiter Architektur, Struktur und künstlerische Konkretion. Ein Kopf aus dem für ihn so typischen Materialmix Holz/Stahl von Franz Bernhard begrüßt den Besucher am Eingang. Seine rote Färbung leitet weiter zu den ebenfalls roten Figuren, die Karl Bohrmanns Zeichnungen prägen. Eine ganz ähnliche, stelenhafte Erscheinung ist in Walter Moroders Tuschezeichnungen zu erkennen, allerdings in Blau und vor einem noch radikaler reduzierten Hintergrund. Weiter geht’s dann mit den morbiden Lebewesen von Tanja Fendler in Aquarell und der typisch zerfetzten Skulptur aus der „Migof“-Reihe von Bernhard Schultze. Eine gegenständliche, auf den zweiten Blick jedoch schauerliche Kinderplastik des 1979 in Bad Dürkheim geborenen Pfalzpreisträgers Josef Rosalia Hein und die zarten Geistwesen von Leiko Ikemura überführen das Thema dann vollends in mystisch-mythische Sphären. Ergibt damit quasi eine Arbeit die andere, so erzählen auch die Exponate der zweiten Hauptgruppe ganze Geschichten: Biologisches Wachsen scheint man hier den Werken von Eric Levine, der Kaiserslauterer Architekturprofessorin Heike Kern sowie der Berliner Künstler Philipp Hennevogel und Nicole Heinzel ablauschen zu können; letztere beschäftigen sich mit dem unerschöpflichen Thema Wasser. Als Appetithäppchen zu ihrer großen Herbstschau in der Pfalzgalerie hat die schottische Künstlerin Georgia Russell eine Meerespflanzen-ähnliche Plastik aus einem aufgeschnittenen Buch beigesteuert. Das dritte Hauptmotiv der Schau bringt dann die architektonische Skulptur Doris Kaisers mit dem Flächenspiel Martin Noels sowie dem Farbspiel von Phil Sims und Camill Leberer zusammen. Auch hier ergibt sich ein geschlossenes Bild mit jeder Menge Querverweisen. Fazit: Die Schau der 23 unterschiedlichen künstlerischen Handschriften in 39 Exponaten besticht durch eine geschmackvolle Auswahl, den Sinn für Zusammenhänge und ihre Dramaturgie – sehenswert. Die Ausstellung „Verborgenes – Bestandsprobe III“ läuft bis 24. April, dienstags 11 bis 20 Uhr, mittwochs bis sonntags 10 bis 17 Uhr im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern; Infos unter www.mpk.de.

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