Kaiserslautern Eine Klasse für sich in kalter Kirche

Ein Hörvergnügen: „Blech pur“ unter der Leitung von Bernd Jörg in Martinshöhe.
Ein Hörvergnügen: »Blech pur« unter der Leitung von Bernd Jörg in Martinshöhe.

In der katholischen Kirche Martinshöhe hat das Blechbläser-Ensemble „Blech Pur“ am Samstag seinen hohen künstlerischen Anspruch mit einer stilistisch vielseitigen Vortragsfolge unter Beweis gestellt. Das Repertoire aus Oper, Orchester-Suite, Filmmusik, Pop, Chanson und Evergreen sowie Jazz wirkte akribisch vorbereitet und interpretatorisch ausgereift.

Das 1993 vom langjährigen Dozenten der Kreismusikschule Südwestpfalz, Bernd Jörg, gegründte Ensemble im Stile der barocken Blechbläserconsorts hat durch Beständigkeit, spieltechnische Solidität und ausgefeilte Spiel- und Klangkultur einen der vorderen Plätze unter den traditionellen, regionalen Klangkörpern erobert. Neben Jörg als Spiritus Rector, Leiter und Solist sowie Moderator musizierten weitere versierte Blechbläser der Region, darunter Lehrkräfte von Musikschulen. Es kristallisierte sich zunehmend ein sehr gediegenes und ansprechendes Niveau heraus, getragen von einem Enthusiasmus fernab jeder reinen Routine. So war das Eröffnungsstück mit dem Triumphmarsch aus Verdis Oper „Aida“ wirklich ein Triumph – und zwar der eines bravourösen, mitreißenden Gestus über das statische Abspielen. Da spürte man in Pathos und Emphase die ganze Ausdruckskraft dieses Opernstoffs. Nicht minder publikumswirksam war das Oratorium von Händel, betitelt „Salomon“. Daraus ist vor allem der pompöse „Einzug der Königin von Saba“ in Form barocker Sinfonia eine Offenbarung. Eine für diese Zeit ungewöhnlich drängende Energie und lebhaft pulsierende Kraft, die dieser Musik eigen ist – wenn sie so schwungvoll angegangen wird. Für diese den traditionellen Posaunenchören auch verwandte Besetzung aus Trompeten, Flügelhorn, Waldhorn (manche verwenden auch Tenor- und Baritonhörner) sowie Posaunen und Basstuba gibt es mittlerweile eine Fülle von geeigneter Spielliteratur, quer durch alle Stilepochen sowie Gattungen und Genres. Diese Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten wollte das Blechbläserensemble „Blech pur“ vor allem aufzeigen. Über Klassik hinaus zur Unterhaltungsmusik bis hin zum Welthit der Popgruppe „Queen“, die mit ihrem Classic-Rock-Titel „Bohemian Rhaposdy“ zu neuen Ehren kam. Es stellte sich heraus, dass Arrangeure wie hier Alan Fernie durch ihre Kunst der Instrumentierung und der ungewöhnlichen Stimmenverteilung solche Musik neu vermitteln können. Vor allem, wenn ein Ensemble so ausgeglichen, homogen und präzise musiziert und bis ins Detail sattelfest wirkt. Spätestens an dieser Stelle ist auch ein Lob für den mitwirkenden Trompeter Markus Rebehn angebracht, der sich wie Jörg als Musikschullehrer und Dirigent verschiedener Blasorchester einen Namen gemacht hat. Er ließ wie Jörg durch Solostellen in tonlicher Noblesse und spielerischer Akkuratesse aufhorchen. Und zeichnete sich durch viele Arrangements aus, die er „seinem“ Ensemble und der Sängerin Evelyn Heil sozusagen auf den Leib geschrieben hat: Darunter Kassenschlager wie „Somewhere Over the Rainbow“ oder den Schlager „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“, der half, Zarah Leander zur Kultfigur zu stilisieren. Auf solchen Erfolgsspuren zu wandeln ist für Solisten oft verhängnisvoll, weil die Nummern meist zu groß sind. Dies galt in der zwar pittoresken, aber zu kalten Kirche für die Ausnahmesängerin Heil nicht. Sie begleitet seit Jahren die musikalischen Höhenflüge der Bläser und hat wie ihr Idol diese entrückte Stimme, lässt Kantilenen von betörendem Wohllaut wie aus dem Bauch sonor und mit rauchiger Soulstimme entströmen. Auch eine Klasse für sich.

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