Kaiserslautern Einmal Baum, einmal Rathaus und einmal beides

Bevor es auf die Bühne und ins Scheinwerferlicht ging, mussten die drei Bewerber um den Chefsessel im Kaiserslauterer Rathaus am Montagabend zunächst hauswirtschaftliche Fähigkeiten unter Beweis stellen: Eine Christbaumspitze sollten Achim Bertram, Klaus Weichel und Nico Welsch gestalten. Die Zutaten: zwei Sorten Teig, zahlreiche Verzierungen und natürlich bäckerhandwerkliches Geschick.

Sind wir ehrlich: Würde für den Chefsessel im zwölften Stock am Willy-Brandt-Platz ein Bäcker gesucht, der FDP-Bewerber Achim Bertram hätte die besten Chancen. Denn was er innerhalb von gut zehn Minuten aus zwei Teigsorten (ein Mürbeteig und ein Lebkuchenteig) sowie jeder Menge süßer Verzierungen zauberte, das konnten ihm zumindest die beiden Mitbewerber ums Oberbürgermeisteramt nicht nachmachen. „Es wird gebacken“, hatte der Leiter der Kaiserslauterer Lokalredaktion der RHEINPFALZ, Hans-Joachim Redzimski, die Aktion eingeleitet. Schließlich reiche der OB-Wahlkampf ja auch bis in die Adventszeit hinein, die ideale Zeit also, sich an den Ofen zu stellen. Die Aufgabe für die drei Zuckerbäcker war schnell erklärt: Eine Christbaumspitze sollte gestaltet werden. Welche Mittel dabei zur Verfügung standen, erklärte Andreas Junghans von der Barbarossa-Bäckerei, die die Zutaten und die Backutensilien zur Verfügung stellte. Junghans packte auch selbst mit an, ohne den Kandidaten unter die Arme zu greifen. Er trug Sorge dafür, dass die Ergebnisse der Kandidaten-Backkünste noch während des Abends gebacken wurden: im nahe gelegenen „Paneo“. Zurück zu den eigentlichen Backobjekten. Bertram backte einen formvollendeten, sechsastigen Christbaum aus zwei Sorten Teig, verziert und belegt mit allem, was die Verzierungskiste hergab: Rosinen, Zuckerherzchen, bunte Streusel, Schokokügelchen und Smarties. Ob sein geschickter Umgang mit Nudelholz, Teig und Messer daher rührte, dass Bertram auf die blauen Gummihandschuhe verzichtete? Hatte er dadurch einen besseren, weil unmittelbareren Kontakt zur Backmasse? „Ich wollte bunte Vielfalt darstellen und zwei unterschiedliche Teile, die sich zusammenführen lassen“, erklärte er sein Werk. Amtsinhaber Klaus Weichel fand sofort Gefallen an Bertrams Backwerk, tauschte es nach der Präsentation gegen sein Naschwerk ein. Er hatte bei der Gestaltung nach eigenen Angaben eher auf Symbolkraft gesetzt: „Das Rathaus bleibt rot und mit viel Herz“, interpretierte er die roten Zuckerherzen, die er auf einer Tannenbaum-Grundfläche rund um ein stilisiertes Rathaus drapiert hatte. Leider hatte das Rathaus, nachdem es der großen Hitze eines Backofens ausgesetzt gewesen war, figürlich etwas nachgelassen. Diese Symbolik ließ Spielraum für Interpretationen. Einen anderen Ansatz hatte CDU-Kandidat Nico Welsch verfolgt. Er hatte das Lautrer Rat(hoch)haus nachgeformt, ergänzt um ein rotes Herz und die Buchstaben K und L, die nicht nur für Kaiserslautern stehen, sondern auch für sein Wahlmotto „Klare Linie“. Die hatte er bei der Gestaltung seines Backwerks zweifellos bewiesen. Nur bei der Gestaltung der Fenster tat er sich etwas schwer. (bld)

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