Kaiserslautern Energie in jeder Note

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Feinstes Songwriting aus dem Saarland erwartete die Gäste am Samstag im Schmitt. Vincent Klein begeisterte mit reifen Folk-Rock-Nummern aus eigener Feder und prächtig umfrisierten Songs von Dylan, Young und Clapton. Gemeinsam mit Kollegin Annabelle Thierfelder gab es ein Konzerterlebnis der besonders schönen Art.

Dass der 19 Jahre junge Saarländer mit den Songs von Dylan, Young & Co. aufgewachsen ist, hört man gleich – auch ohne auf seiner Internetseite vorbeigeschaut zu haben. Ganz selbstverständlich zupft, schlägt und schrammt er den Folk-Rock aus den Saiten, als hätte er es sich von den großen Meister persönlich abgeguckt. Mit 19 Jahren eine solche musikalische Reife an den Tag zu legen, ist schon beachtlich. Mit welcher Intensität der junger Musiker da ans Werk geht, ist allerdings herausragend. Die Augen geschlossen, das Mikrofon direkt am Kinn angedockt, fegt Vincent Klein mit einer Klangkulisse über den Konzertteppich des Salon Schmitt, die einnimmt und nicht mehr loslässt. Eine mehrere Mann starke Band im Rücken würde bei dieser Spielkraft fast schon untergehen. Klein übertönt mit Stimme und Gitarre alles und jeden, scheint mit allen Sinnen in sein eigenes Universum abzudriften, spielt und singt sich die Seele aus dem Leib. Als Unterstützung hatte er lediglich Annabelle Thierfelder dabei, ebenfalls 19 Jahre alt, Singer-Songwriterin und saarländische Landsmännin. Sie bildete den perfekten Gegenpol: Die Musikerin träufelte leise Hintergrundklänge in die Songs – mal am Klavier, mal an der Zweitgitarre, mal als Zweitstimme – und bereicherte damit jedes einzelne Stück. Ein Duo, das nicht nur auf musikalischer Ebene wunderbar funktioniert. Zwischen den Songs unterhielten beide mit sympathischen Kabbeleien untereinander und humorvollen Interaktionen mit den Anwesenden. Ein paar Alleingänge durfte Thierfelder aber auch machen. Zum Beispiel bei einer sanften Coverversion der stimmungsvollen Creedence-Clearwater-Nummer „Proud Mary“, die durch ihren filigranen Gesang ganz neue Dimensionen offenbarte. Klein profitiert da eher von den schnellen und druckvollen Klängen. Wenn er gesanglich losstürmt, dann steckt da unbändige Energie in jeder Note. Sein ausdrucksstarker und leicht nasaler Gesangsstil lässt auch mal schräge Töne zu, wirkt aus dem Moment heraus geboren statt wochenlang einstudiert und ist bis zum Kern von einer derartigen Spielfreude durchzogen, dass diese unbändige Energie direkt auf den Zuhörer überschwappt: Es wurde zum Takt gewippt. Neben eingestreuten Cover-Nummern liegt der Fokus hauptsächlich auf eigenen Kompositionen. Die meisten der selbstkreierten Werke beschäftigen sich mit Altlasten und Neuanfängen, zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Versuch, in einer hektischen Zeit nicht den Halt zu verlieren – ob ironisch, ernsthaft oder verträumt. Wo sich jedoch viele andere Songwriter altbekannter Stilmittel bedienen, experimentiert Klein mit dem, was er sich an der Gitarre selbst beigebracht hat. Und was er kann, klingt jetzt schon richtig gut.

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