Kaiserslautern Fast-Food-Kultur

Ob etwas zur kulturellen Feinkostabteilung gehört, ist letztlich eine Frage des Geschmacks. Das Zentrum für Kultur- und Wissensdialog, kurz ZKW, das an der Uni Koblenz-Landau dafür sorgen soll, dass sich Wissenschaft und Kultur nicht nur in Nebenzimmern treffen, hat schon mehrmals seine Feinschmeckerqualitäten bewiesen. Es ist das Verdienst von ZKW-Chefin Anja Ohmer und ihrem Team, Leckerbissen der intellektuellen Kulinarik nach Landau gelockt zu haben. Schriftsteller Martin Walser oder Gipfelstürmer Reinhold Messner waren schon zu Gast bei den „Großen Begegnungen“. So heißt die Gesprächsreihe, die Erlebnisse „mit prägenden Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft“ ermöglichen soll, wie es auf der Homepage der Uni heißt. Für heute Abend haben die Landauer nun Sternekoch Alfons Schuhbeck in die Festhalle geladen. Er will sich der Kulturgeschichte der Gewürze widmen. Leider ist dieser Gast jedoch ein bisschen zu viel Salz in der Suppe dieser Konzept-Reihe. Denn die Größe der Gäste bei den „Großen Begegnungen“ wird wie alles in Relationen gemessen. Walser ist einer der prägenden Denker des Landes, Messner ein Grenzgänger, der nach Erkenntnis strebte, was zum Kerngeschäft der Wissenschaft gehört. Es fällt deshalb schwer, Schuhbeck auf eine gleiche Stufe mit diesen Schwergewichten des Kulturbetriebs zu stellen. Der Starkoch ist vielmehr ein Stern in der Fast-Food-Kultur. Denn bisher ist der Mann aus Bayern eher durch das Töpfeschwingen in seiner eigenen BR-Kochsendung sowie der ZDF-Kochshow von Markus Lanz in Erscheinung getreten als durch kluge Sätze bei „Titel, Thesen, Temperamente“. Das ist noch nicht einmal schlimm. Entlarvender ist, dass das, was heute Abend als Avantgardismus des Uni-Bürger-Dialogs dargestellt werden soll, nur Camouflage ist. Denn hier wird versucht, Wissenschaft und Kultur wie Volksmusik zu präsentieren. Das ist bemerkenswert, denn das ZKW hat laut Selbstbeschreibung die Aufgabe, „die Öffentlichkeit in die wissenschaftliche Lehre und Forschung mit einzubeziehen“. Wie kann es dann offenbar ausreichen, einen Michelin-Stern im Lebenslauf zu haben, um einen auf Kulturwissenschaftler zu machen? Ohmer erklärt, dass es bei der Auswahl der Gäste nicht „auf den Doktortitel ankommt, sondern auf das Thema“. Schuhbeck sei ein Experte und deshalb „als Gast nicht abwegig“. Und Essen sei in der Kulturwissenschaft ein großes Thema. Dennoch ist es Volkshochschullehrerhaft, Geistesgeschichte als leicht bekömmlichen Sommersalat aufzutischen. Diese Boulevardisierung erweckt den Anschein, dass das Schaffen von Kultur und wissenschaftliches Denken so leicht von der Hand gehen wie das Belegen eines Hamburgers. Alfons Schuhbeck mag ein wortgewandter, kluger und unterhaltsamer Mann sein, doch er hat mit dem kulturellen Leben in Deutschland so viel zu tun wie eine Currywurst mit Chateaubriand. Er ist vielleicht eine Begegnung wert, nur keine große.

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