Kaiserslautern Französische Klänge in Lautern

Mit dem Trio „Vis-à-Vis“ hat das Kunstgriff-Team am Freitagabend im Wohnstift in Trippstadt wahrlich einen guten Griff gemacht. Klassische französische Chansons von Edith Piaf oder Jacques Brel, aber auch Interpretationen von Moustaki oder Patricia Kaas trafen mitten ins Herz der Besucher im proppenvollen Festsaal.

Schulterlanges, kupferrotes Haar, ein hautenges, schwarzes Kleid: Wenn man nicht wüsste, wer da auf der Bühne steht, könnte man sie glatt für eine Französin halten. Margit Engel singt in astreinem Französisch und lässt eine tiefe Kenntnis der französischen Kultur durchblicken. Mit Siegmar Winter am Keyboard und Ernst Degen am Akkordeon – beide mit schwarzem Beret auf dem Haupt – sind zudem zwei „Lauterer Franzosen“ am Start. Authentischer geht es eigentlich kaum. Engel hat eine Aura, die die Menschen bei der Seele packt. Mit wenigen Liedern gelingt es ihr, die Sympathien von den dicht gedrängten Reihen der Zuschauer zu gewinnen. Vorbehaltlos und begeistert. Das liegt nicht nur an der Musik, sondern auch an der Ehrlichkeit, mit der sie die Klänge preisgibt. Sie hat so ziemlich alles, was man für gute Geschichten braucht: Charme, Ausstrahlung, professionelle Wirkung und außerdem eine Nische, die noch nicht so abgenutzt ist. Darüber hinaus singt Engel ihre Lieder mit einer Natürlichkeit, die die gewohnten, durchaus liebgewonnenen Klischees der Gattung sprengt. Sie macht das Chanson zu einer individuellen Herzensangelegenheit. Damit entführt sie auf die „Champs-Élysées“ und „Unter den Himmel von Paris“. Mit Gold in der Kehle singt sie „Pour un flirt“ und flirtet dabei mit dem Publikum oder betrachtet mit Edith Piafs „La vie en rose“ das Leben durch die rosarote Brille. Engel singt mit Temperament und mit Leidenschaft. Die Konsonanten knallen dabei von ihren Lippen, während sie die Vokale schier ewig lang hält und auf ihrer Zunge zergehen lässt. Der ganze Körper bebt dazu und sie spricht mit den Händen und Armen, während der Kopf in die Höhe schnellt. Tiefe Emotionen umgeben Adamos „Inch Allah“, in Charles Aznavours Lied „Et encore“ hingegen nimmt sie sich ganz zurück, flüstert und haucht. Aus dem Pianissimo heraus stimmt die Sängerin dann wieder Jacques Brels „Amsterdam“ an und lässt es langsam und leidenschaftlich ansteigen – wobei ihre Stimme zwischen mädchenhafter Naivität und Verruchtheit sämtliche Schattierungen ausdrückt. Zuweilen geht aber auch das Temperament mit ihr durch, dann neigt sie zur Übertreibung. Dann kommen Leidenschaft und Sinnlichkeit zwar aus ihrer Stimme, aber nicht aus dem Herzen. Die erotische Faszination, die im Chanson steckt, ergibt sich aber daraus, dass mit einem Minimum an Koketterie ein Maximum an Spannung erzeugt wird. Diese Kunst der Reduktion verstehen die Begleiter Ernst Degen und Siegmar Winter sehr solide. Sie verlieren sich nie ganz in kunstvoll gewebten Andeutungen und dem fantasievollen Wechselspiel von Entstehung und Vollendung, lassen an- und abschwellen. Ihre Mittel setzen die beiden recht sparsam ein, so dass Zwischentöne und Geisterstimmen hörbar werden. Mit ihrer Sängerin zusammen bilden sie eine verschworene Gemeinschaft, die seit vielen Jahren Erfahrung gesammelt hat und darin gewachsen ist.

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