Kaiserslautern FWG-Fraktionssprecher: „Klinik-Atlas ist ein Rohrkrepierer“

Seit Mai ist der Bundes-Klinik-Atlas von Minister Karl Lauterbach online.
Seit Mai ist der Bundes-Klinik-Atlas von Minister Karl Lauterbach online.

Wenn ein Kaiserslauterer Politiker weiß, wie es in Kliniken zugeht, dann ist das Manfred Reeb: Über 19 Jahre praktizierte der Fraktionssprecher der Freien Wähler (FW) in Krankenhäusern – als Onkologe sah er Krebsstationen und Notfallambulanzen. Mit einer Stellungnahme hat der 66-jährige Dansenberger jetzt auf die RHEINPFALZ-Berichterstattung zu den Auswirkungen des Klinik-Atlas am Beispiel Westpfalz-Klinikum reagiert.

Man müsse sich endlich eingestehen, fordert Reeb, dass das Online-Portal von Bundesminister Karl Lauterbach (SPD) „ein Rohrkrepierer ist“. So versuche das Verzeichnis, Patientenströme gezielt in „vermeintlich bessere“ Kliniken mit hohen Fallzahlen zu lenken – was massiven Schaden anrichte. „Kleinere Krankenhäuser sind nicht unbedingt schlecht“, sagt Reeb. „Es gibt Dinge dort, die mit Sicherheit besser funktionieren als in den großen Einrichtungen.“ In seiner Mail an die Redaktion bezieht er sich vor allem auf die Worte des Bundestagsabgeordneten Matthias Mieves (SPD): Dieser hatte gegenüber der RHEINPFALZ zwar Kritik an Lauterbachs Atlas geäußert, den Grundgedanken des Konzepts aber verteidigt.

FW-Fraktionssprecher Manfred Reeb.
FW-Fraktionssprecher Manfred Reeb.

Reeb, so schreibt er, wolle dem „aus fachärztlicher Sicht grundsätzlich widersprechen“. Der Nutzen des Portals liege „nahe null“, sagt er – „durch riesigen Bürokratieaufwand und Patientenverunsicherung“ seien die Schäden beträchtlich. Und ein „medizinischer Leistungsabbau“ die Folge, meint der Freie Wähler.

Sein Fazit zum Klinik-Atlas: „Weg damit!“

In seinem Statement nennt der promovierte Onkologe zwei Beispiele, warum „Herrn Lauterbachs Doktrin ihre Tücken hat“, wie er sagt. Dazu zählt auch der im Artikel beschriebene akute Infarkt, der eine sofortige OP erfordert: Einen Lautrer Patienten wolle die Atlas-Logik hier ins 50 Kilometer entlegene Homburg (715 jährliche Fälle) statt ins Westpfalz-Klinikum (708) lotsen – was „grober Unfug“ sei, da solche Eingriffe überwiegend in Notfällen durchgeführt werden müssten. Unter enormem Zeitdruck. „Der Patient erfährt also, wenn er mit Herzinfarkt in Kaiserslautern eingeliefert wurde (...), dass er sich besser hätte nach Homburg bringen lassen?“, fragt Reeb. Ähnlich laufe es etwa bei Frakturen nach Stürzen.

Jedes Umlegen, jeder zusätzliche Transportkilometer entfache extreme Schmerzen, sagt der Arzt – und dann versuche der Atlas, den Betroffenen ins weit entfernte Krankenhaus mit den höchsten Fallzahlen zu lenken. „Was natürlich nicht geht“. Dem Patienten suggeriere das später, „er wäre in einer schlechteren Einrichtung behandelt worden“, sagt Reeb. Über den Klinik-Atlas fällt er deshalb ein vernichtendes Urteil: „Weg damit!“

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