Kaiserslautern Ganz nah am Publikum

Verbinden Spaß und Musik: „The Busquitos“ aus den Niederlanden. In Frankelbach kam das Quartett ziemlich gut an.
Verbinden Spaß und Musik: »The Busquitos« aus den Niederlanden. In Frankelbach kam das Quartett ziemlich gut an.

Frankelbach begeisterten am Samstagabend „The Busquitos“ aus den Niederlanden mit High Energy Jazz, einer verrückten Non-Stopp-Show und erstklassigem Entertainment. Das ließ die zahlreichen Besucher die herbstlichen Temperaturen und den Regen glatt vergessen. Eine unvergessliche Veranstaltung.

Seit Jahren belegen die Niederländer einen der ersten Plätze im Ranking der glücklichsten Menschen. Ihr Geheimnis liegt wohl in der entspannten Einstellung zur Arbeit. Ein offenes, fröhliches und optimistisches Wesen kennzeichnet sie obendrein. Einen Anschauungsunterricht über diese Charaktermerkmale erhielten die Zuhörer von den „Busquitos“, die ursprünglich Straßenmusiker waren. Eine irre Truppe. Überfallartig legte das Quartett – blauer Anzug, schwarzes Hemd – los. In einem Affentempo wechselten Takte und Tonarten, dass dem Hörer die Spucke weg blieb. Thomas Streutgers blies auf dem Saxofon eine heiße Kanne, Jelle van Tongeren entpuppte sich als Teufelsgeiger, Daniel Versteegh traktierte die Saiten seiner Gitarre und Ronald de Jong sang mit einer Grabesstimme, als hätten Ozeane von billigem Fusel an ihr genagt. Ganz lässig schien er dabei die dicken Saiten seines riesigen Kontrabasses zu zupfen; wer genau hinschaute, bemerkte jedoch wie fingerflink und intensiv er agierte. Ruhig auf der Bühne stehen und voller Ernst musizieren, das war nicht das Ding der „Fliegenden Holländer“. Ständig waren sie in Bewegung, verballhornten alles und jeden, wobei besonders die Besucher in der ersten Reihe nicht verschont blieben. Die Interaktionen mit dem Publikum waren schier grenzenlos. Bei aller Lockerheit waren die Vier aber auch erstklassige Musiker. Sie wirbelten und tanzten auf der Bühne wie von Düsen angetrieben und boten einen wunderbaren, verrückten Mix aus Jazz, Reggae, „Hot Club de France“ à la Django Reinhardt und Gypsy-Swing und sogar Rock `n` Roll. Immer wieder begeisterte Thomas Streutgers mit seinen Soli auf dem Saxofon, die ein spektakuläres Ereignis feuriger Expressivität waren. Und auch Jelle van Tongeren hatte nicht nur Blödsinn im Kopf wie Charlie Brown, er agierte auf seiner Geige mit einer ungeheuer holländischen Liebenswürdigkeit, voll hinreißenden Charmes, der das Bild vom „gemütlichen Geiger“ mit verblüffend technischer Leichtigkeit und perfektem Legato-Spiel gründlich zersägte. Daniel Versteegh indes trieb mit seinem rasanten, perkussiven Stil seine Kollaborateure vor sich her, dass sie noch schneller, noch intensiver, noch ausdrucksvoller spielten. Da bebten schon mal die Holzwände der Werkstatt und die Stimmung im Publikum war nicht zu überbieten. Zumal, wenn das Quartett die Melodie aus „Pippi Langstrumpf“ in allen Variationen improvisierte, dabei Quietsch- und Schleiftöne auf den Instrumenten produzierte und in die Luft sprang. Neben Jazz-Klassikern spielten sie auch Klassisches wie Mozarts „Kleine Nachtmusik“ oder Rimsky Korsakows „Hummelflug“, aber stets nur angedeutet und verballhornt und verwoben mit Melodien völlig anderen Genres. Auf den Stühlen standen die Hörer am Schluss gerade nicht, aber ihre Begeisterung äußerten sie mit donnerndem Applaus und lauten Bravorufen.

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