Kaiserslautern Glühweintest in Kaiserslautern: Frohe „Weinnacht“!

Die Glühweintester: Fabian Lovisa (links) und Andreas Ganter.
Die Glühweintester: Fabian Lovisa (links) und Andreas Ganter.

Der RHEINPFALZ-Test: Ein Glühwein gehört für viele Besucher zum Rundgang auf dem Weihnachtsmarkt dazu. Aber wo schmeckt es besonders gut? Und wo weniger? Die Redakteure Fabian Lovisa und Andreas Ganter haben sechs Glühweinstände getestet und machen sich wieder ihre musikalisch-politischen Gedanken zum Thema.

Henn’s Glühweinpyramide

Los geht’s wie beim Bratwursttest vergangene Woche (wir berichteten am Samstag) auf dem Schillerplatz. Henn’s Glühweinpyramide zieht mit ihrem außergewöhnlichen Ambiente sogleich an. Der Glühwein für 2,50 Euro ist nicht nur preiswert, sondern seinen Preis auch durchaus wert. Er riecht fruchtig, schmeckt rund und ist nicht zu süß. Außerdem ist er richtig schön heiß, was im Übrigen für alle anderen getesteten Glühweine auch gilt. Lovisas Lied: „Sieben Fässer Wein, können uns nicht gefährlich sein“, meint Roland Kaiser. Ob er das auch mit Glühwein ausprobiert hat? Ganters Gedanke: Frei nach FDP-Chef Christian Lindner: „Lieber keinen Glühwein trinken, als den falschen“. Hier macht man jedoch keinen Fehler. Weihnachtsvinothek Becker Weiter geht’s auf dem Schillerplatz zur edel anmutenden Weihnachtsvinothek Becker. Hier gibt’s echten Winzerglühwein, in rot und weiß, serviert in dicken, milchglasigen Mini-Seideln. So originell die „Verpackung“, so überzeugend der Inhalt vom Weingut Andres in Speyerdorf. Für drei Euro ist der mehrfach ausgezeichnete Trunk eigentlich fast zu günstig. Er riecht zunächst nach Nelke, die weiße Variante ist leicht säurebetont. Weiter entfalten sich Aromen von Zimt und Sternanis. Hier stimmt das Verhältnis von Preis und Leistung auf jeden Fall. Absolut lecker! Lovisas Lied: ... ist in diesem Fall zwangsläufig ein Jazztitel, „Days of Wine and Roses“, elegant und süffig, kann man sich durchaus häufiger zu Gemüte führen. Ganters Gedanke: Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble soll mal gesagt haben: „Die Bürger halten es schon aus, wenn man ihnen reinen Wein einschenkt.“ Recht hat er! Volker Nickel Wir wechseln auf den oberen Teil des Weihnachtsmarktes. Im Schatten der Stiftskirche bietet Volker Nickel für 2,50 Euro sein Heißgetränk an. Allerdings erinnert es geschmacklich eher an Fruchtpunsch denn an Glühwein. Eine künstlich wirkende Note ist dabei nicht zu überschmecken. Dafür bietet der Stand überdachte Sitzmöglichkeiten, und das Personal trägt teilweise lustige Filzhütchen. Lovisas Lied: Wie sang doch Nana Mouskouri so schön: „Süß wie der Wein, so soll die Liebe immer für uns sein.“ Wer’s mag. Ganters Gedanke: Über den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff ist bekannt, dass er lieber Obstsaft als Wein trinkt. Er wäre hier glücklich geworden. Knörr’s Glühweineck Aufi geht’s zum In-Treff schlechthin! Die Stimmung ist am zentralen Eck-Punkt des Weihnachtsmarktes super – trotz zunehmenden Niederschlags. Bei Knörr trifft sich zum Dornfelder-Glühwein für drei Euro ganz Lautern – gefühlt. Das Heißgetränk kommt mit einer Schaumkrone in den offiziellen Weihnachtsmarktbecher, wer will, kann ein Scheibchen Zitrone zugeben. Aber auch ohne schmeckt es ausgewogen mit einer deutlichen Nelken-Note. Wer nicht nur den Klängen des Alleinunterhalters gegenüber lauschen will („Hallelujah“, sog i nur mit Leonard Cohen), kann im skihüttenartigen Unterstand Biathlon auf einem Flatscreen verfolgen. Après-Ski-Gaudi pur. Lovisas Lied: Zur Après-Ski-Stimmung passen natürlich die witzigen Ösi-Krautrocker „Krautschädl“: „Wos is mit dem Wein los, der geht obi wie nix, jetzt schenkn ma nu a Glasl ein, des derf nu sei!“ Ganters Gedanke: Im rheinland-pfälzischen Koalitionsvertrag ist 44 Mal das Wort „Wein“ erwähnt. „Glühwein“ hingegen gar nicht. Schade. Glühweinalm Becker Ein noch größeres Skihüttenabteil bietet die Glühweinalm Becker. Dort ist man im zünftigen Alpenambiente völlig vor den Unbilden des „Winters“ geschützt. Obwohl der Stand unlängst auf ungeklärte Weise 600 Liter seines kostbaren flüssigen Gutes an die Kanalisation verloren hat, ist noch ausreichend Glühwein vorhanden. Drei Euro kostet der Dornfelder, der mit einer Schaumkrone im hohen Glas-Seidel serviert wird. Allerdings schmeckt vor allem die Süße hervor und daneben ein gewisses künstlich scheinendes Aroma. Das Personal ist ausgesprochen freundlich. Lovisas Lied: „Mama bitte Wein nicht“ – ist nicht von Heintje, sondern vom sibirischen Gangsta-Rapper Capital Bra, was auch die gebrochene Diktion erklärt. Ganters Gedanke: Frei nach FDP-Chef Christian Lindner: Mit „German Mut“ ist dieser Glühwein akzeptabel. Schoko B’e(l)las Glühweinhaus Letzte Station im idyllischen und etwas ruhigeren Innenhof der Stiftskirche. Dort brennt ein Feuer vor der gotischen Kulisse des Gotteshauses. In Schoko B’e(l)las Glühweinhaus – welch ein Name! – werden die Becher vorgeheizt. Der Dornfelder kostet drei Euro und kommt mit kleiner, aber feiner Schaumkrone daher. Er schmeckt so, wie ein Glühwein schmecken soll: ausgewogen und keineswegs zu süß, sogar ein wenig herb im Abgang. Ein schöner Abschluss für das Testteam. Lovisas Lied: Angesichts der bühnenreifen Kulisse und des romantischen Feuers natürlich Verdi! Und natürlich das berühmte Trinklied im Dreivierteltakt „Auf, schlürfet in durstigen Zügen“ aus seinem Opernhit „La Traviata“. Ganters Gedanke: Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück findet bekanntermaßen Pinot Grigio erst ab einem Preis von fünf Euro genießbar. Dieser Glühwein schmeckt auch schon für drei Euro gut.

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