Kaiserslautern Japan zum Anfassen

Die Trommelgruppe gehört zu jedem japanischen Sommerfest.
Die Trommelgruppe gehört zu jedem japanischen Sommerfest.

Es ist ein beeindruckendes Schauspiel, wenn die Taiko-Trommelgruppe ihre Stöcke fliegen lässt. Ihre Darbietung bildete am Samstag den Auftakt für das zweitägige Sommerfest, genannt Tanabata, des Vereins Freunde des Japanischen Gartens. Es lockte zahlreiche Freunde der japanischen Kultur in die Anlage Am Abendsberg.

Besucher sitzen im Gras, auf Treppenstufen oder Steinen. Fasziniert verfolgen sie den Auftritt der 14-köpfigen Trommelgruppe Ren, die sich auf einer Ebene im Zentrum des Gartens aufgestellt hat. Die Musiker entfachen für ihr Publikum ein rhythmisches Spektakel, das von Querflöte und Handbecken begleitet wird. Hoch konzentriert entlocken sie den Rundtrommeln kraftstrotzende, dann wiederum sanfte oder treibende Klänge. Über allem jedoch steht ein überaus ausgefeiltes Miteinander, ein bis aufs kleinste Detail abgestimmtes Konzept, das seine Wirkung auf Auge und Ohr nicht verfehlt. Das Publikum drückt seine Begeisterung mit lautem Klatschen und Rufen aus. Dass diese Gruppe kein unbeschriebenes Blatt in ihrer Heimat ist, weiß Andreas Schmidt aus dem Vorstand des Vereins. „Sie gehört zu den bekanntesten Taiko-Gruppen Japans“, merkt er an und berichtet, dass diese Trommelmusik ein Bestandteil der japanischen Sommerfeste sei. Meist seien die Inhalte der Titel entsprechend dem Anlass fröhlicher Natur. Auch er freut sich über den fast wolkenlosen Himmel, denn: „Die Instrumente dürfen nicht nass werden, sonst werden sie unbrauchbar.“ Die Menschen flanieren über die Anlage, die nicht nur für Freunde der japanischen Kultur allerhand zu sehen und an diesem Tag auch zu erleben bietet. So dürfen Besucher beim Zen-Garten ausprobieren, wie es sich anfühlt, einen Kimono zu tragen. Im Nu hat sich hier eine Schlange gebildet. Klaus Kasper von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft aus Frankfurt am Main gibt gerne Auskunft. „Wir möchten Japan zum Anfassen bieten“, sagt er, während seine Ehefrau Michiko zusammen mit einer Helferin die Anproben durchführen. „Eine Taille will man nicht, sondern eine Zigarrenkistensilhouette“, beschreibt Kasper das Ideal der Frau im Kimono. In der Schlange, in die sich auch Kinder und Männer einreihen, warten Lea Pilger und ihr Ehemann Christian. „Wir sind sehr interessiert an der japanischen Kultur“, erzählt das Paar. Sie reizt es, in solch ein Kleidungsstück zu schlüpfen. „Wenn es passt, kaufe ich es auch.“ Eine andere Dame dreht sich vor dem Spiegel und strahlt. Jetzt muss nur noch der Gürtel, der „Obi“, angepasst und in einer der Varianten gebunden werden. Unterdessen hat eine Teezeremonie begonnen, für die sich Besucher eigens anmelden mussten. Viele Menschen flanieren durch den Japanischen Garten oder haben auf einer der zahlreichen Sitzmöglichkeiten Platz genommen, um sich von dem ganz eigenen Charme und der Vielfalt der Ansichten einfangen zu lassen. Die Musiker indes unterweisen Interessierte bei Workshops in Origami, der Kunst des Faltens, und dem Malen japanischer Schriftzeichen. Die fünf Jahre alte Friederike hat ihre Figur gerade fertiggestellt. „Wir sind zum Familienausflug mit den Großeltern hierher gekommen“, erzählen ihre Eltern Kathrin und Jörg Christian aus Kaiserslautern, die sich noch die Kimonos anschauen wollen. Peter Wagner kommt gerade von der Anprobe, gekauft hat er keinen Kimono. „Ich wollte nur lernen, wie ein Obi gebunden wird“, erzählt der Kaiserslauterer. Er hat gerade begonnen, unter Anleitung einen Kranich zu falten. Noch dreimal kräftig pusten, dann steht das filigrane Gebilde vor ihm. Am Tisch daneben werden kunstvolle Schriftzeichen auf Papier oder einen Fächer gemalt. Für den seit 20 Jahren bestehenden Verein ist es das vierte Sommerfest, das gefeiert wird. Die Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, die japanische Kultur zu fördern und bekannt zu machen.

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