Kaiserslautern Jenseits der gelben Linie

Komödie oder Satire, tief berührend in der Aktualität oder bloß gut für ein paar Lacher? „Schwierig“, fand eine Besucherin nach der Premiere von „Yellow Line“ am Samstagabend im Pfalztheater den Versuch einer Einschätzung der Inszenierung, die das Theater selbst mal als Komödie, als satirische Komödie beziehungsweise neutral als „Stück“ von Juli Zeh und Charlotte Roos ankündigt.

Wer sich vorher über das Theaterstück oder über die auch aus den Medien bekannte Juristin und Schriftstellerin Juli Zeh informiert hatte, war im Vorteil. Davon abgesehen einte bei ansonsten verschiedener Meinung die Anerkennung für die Leistung der Schauspieler, von denen einzelne im Laufe der knapp zweistündigen Inszenierung in sechs (Dominique Bals), fünf (Markus Penne) oder doch mindestens zwei (Hannelore Bähr) unterschiedliche Rollen schlüpften, das Publikum. „Ein schwieriges Stück wobei, wenn man sich vorher eingelesen hat, man nur gespannt war, wie es rüberkommt“, antwortete Peter Matovinovic auf die Frage der RHEINPFALZ nach seinen Eindrücken. Überrascht habe ihn, wie die Inszenierung die beiden Ebenen des Stücks (der unfreiwillige Flüchtling einerseits, der genervte All-inclusive-Urlauber andererseits) zusammenführte. „Durch die beiden Ebenen wusste man immer, wo man war, und die Schauspieler haben das sehr gut umgesetzt“, lobte er. „Das Stück ist topaktuell vor dem Hintergrund der Flüchtlingssituation“, fand Franz Rheinheimer. Es zeige klar auf, welche Bollwerke nach außen aufgebaut werden. Zum Lachen fand der Ortsvorsteher von Dansenberg „Yellow Line“ nicht: „Es zeigt mit welchen Sorgen und Nöten die zu tun haben, die zu uns kommen; das ist zwar lustig dargestellt, aber da bleibt einem die Spucke im Hals stecken.“ „Mir hat das Stück sehr gut gefallen“, antwortete Stefan Glander auf die Frage nach seinem Eindruck und ergänzte: „So soll Theater sein, dass man von dem Stück ergriffen ist, dass einem die Worte fehlen, das Ganze zu beschreiben.“ Sehr gut hatte dem Fraktionsvorsitzenden der Partei Die Linke im Stadtrat insbesondere die Gegenüberstellung der Unterhaltungsszenerie in den Medien und des Flüchtlingselends samt der Abschottung Europas gefallen. Sein Fazit: „Inszenierung und Schauspieler haben das sehr gut auf den Punkt gebracht.“ „Man macht sich schon Gedanken über all die Gesetze und die Bürokratie in Deutschland“, antwortete Magdalena Schley. Spontan dachte sie dabei an die Konsequenzen, welche die Überschreitung einer gelben Linie am Flughafen, der „Yellow Line“, in dem Stück nach sich zieht und schlussfolgerte: „Man kann sich nicht alles gefallen lassen.“ „Entschieden zu lang“, urteilte Michael Krauß. Das Thema behandele zum Beispiel die Konsequenzen, die ein Abweichen von der Norm nach sich ziehen kann, und spiegele zwar das Leben: „Aber ich brauche es nicht im Theater.“ Die Regie habe ihn nicht überzeugt, so der Vorsitzende der „Freunde des Pfalztheaters“: „Aber die Leistung der Schauspieler war sehr gut.“ In seiner Einschätzung von Länge und Inhalt der Inszenierung war Krauß nicht alleine. „Vier Striche und 20 Minuten kürzer; aber eine große Leistung und sehr gute Aussprache der Darsteller“, war man sich an einem runden Tisch bei der Premierenfeier einig. Der Kommentar über das Stück selbst blieb lapidar: „Spiegelung der Gedankenwelt eines täglich aufgeweckten Zeitungslesers.“ „Wir am Theater haben den Auftrag, solche Themen aufzugreifen“, sagte Intendant Urs Häberli, bevor er die Mitwirkenden auf und hinter der Bühne auf die Premierentreppe bat. „Yellow Line“ gehe auf Fragen ein, die Europa beschäftigten und stimme nachdenklich.

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