Kaiserslautern Körperkraft und Seelentiefe

Der Jubilar in der Ballettkomödie „La Fille mal gardée“ (Die schlecht behütete Tochter).
Der Jubilar in der Ballettkomödie »La Fille mal gardée« (Die schlecht behütete Tochter).

Seinen heutigen 70. Geburtstag begeht der Tänzer, Choreograf und Tanzpädagoge Zbigniew Krzeszowiak nicht an der Lauter, sondern am Neckar. Das Pfalztheater macht mit „My fair Lady“ einen Abstecher nach Heilbronn, in dem Krzeszowiaks Frau Geertje Nissen die Mrs Higgins gibt.

Im Übrigen jedoch sind der Ostpreuße und das Spreegewächs längst in der Pfalz heimisch geworden. In Elbing im masurischen Ermland geboren, begeisterte sich Zbigniew Krzeszowiak früh für den Bühnentanz: Nachdem er eigentlich die kleine Schwester zum Ballettunterricht hatte begleiten wollen, fand er sich selbst knapp zehnjährig als Eleve im Internat der staatlichen Ballettschule in Posen. Mit 19 Jahren war er am dortigen Stadttheater bereits Solotänzer, kurz darauf schloss er sich dem vom Conrad Drzewiecki gegründeten Polnischen Tanztheater an. Seine nächsten Stationen waren das Theater in der Wien und Flensburg, wo er Geertje Nissen traf. Sie heirateten 1977 und wechselten im Jahr darauf gemeinsam nach Kaiserslautern. Zbigniew Krzeszowiak, der zudem ein Diplom als Sportlehrer besitzt, verband stets ästhetische Anmut mit darstellerischer Ausdruckskraft, vereinte in sich die athletische Schwerelosigkeit des Körperlichen mit beredter Charakter- und Seelentiefe. Nicht zuletzt aufgrund dieser Doppelbegabung für Grazie und Kraft bleibt dem Lauterer Publikum sein Robert im „Schwanensee“ ebenso unvergessen wie „Giselles“ Hilarion. 1981/82 ging er für eine Spielzeit nach Krefeld, nur um Strawinskys „Petruschka“ tanzen zu können. Als Mercutio in Boris Pilatos glanzvoller Choreografie von „Romeo und Julia“ zog sich Zbigniew Krzeszowiak dann 1987 vom aktiven Bühnendienst zurück. Seine Leidenschaft für den Tanz blieb freilich ungebrochen. Mit Unterstützung des damaligen Lauterer Oberbürgermeisters Theo Vondano baute er in der Musikschule eine Tanzklasse auf, machte Ballett an der Uni, brachte zum 200. Jahrestag der Erstaufführung eine bildwirksame „Zauberflöte“ auf die Bühne der Fruchthalle. Zur Eröffnung des Kammgarn-Kulturzentrums steuerte Krzeszowiak eine Ballettversion der „Pälzisch Weltgeschicht“ von Paul Münch bei, tanzte den Titelhelden in Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ und gastierte zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung im Mai 1990 in der Partnerstadt Brandenburg. Die Eröffnung der Landesgartenschau in Kaiserslautern bereicherte er ums Prokofjew-Märchen „Peter und der Wolf“. Für die Einweihung von Gernot Rumpfs bronzenem Kaiserbrunnen am Mainzer Tor, deren 30. Jahrestag derzeit vorbereitet wird, choreografierte er einen „Tanz der Brunnengeister“. So ist aus dem Ballerino von der Ostsee längst ein Lautergewächs geworden, dessen feiner Sinn für Ästhetik sich wohltuend und anregend abhebt von der harten Scholle des Westrichs. Dankbarer Geburtstagsgruß an einen allzeit hingebungsvollen und ideenreichen Diener der Terpsichore.

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