Kaiserslautern „Kind eines Musikvereines“

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Berufsjubiläen laden ein zurückzublicken, wie alles begann. Oder gar wie es überhaupt dazu kam. Dabei dokumentieren runde Zahlen der Berufsjahre gleichermaßen Lebensläufe. Das trifft auch auf Jochen Lorenz, den Musikschaffenden zu. Die runde Zahl heißt 20 und bezieht sich auf die Leitung des Sinfonischen Blasorchester (SBO) des Landkreises Kaiserslautern. Ein Blick zurück reicht bis zum Lebensanfang.

Nichts und niemand deuteten 1973 darauf hin, dass sich Jochen Lorenz für ein Leben mit Musik entscheiden und Berufsmusiker mehrerer Disziplinen werden könnte. In eine Trierer Familie hineingeboren, ließ er schon früh alles erklingen, was auch nur annähernd Töne von sich gab. Obwohl bestenfalls von Musikzuhörenden umgeben, unterstützten die Eltern seine frühe Sehnsucht, musikalisch aktiv zu sein. „Diese positive Erfahrung prägte mein Leben. So sehr, dass ich von der Musik nicht loskomme.“ Mehr noch. Lorenz, der Trompeter, begann mit sieben Jahren. Er nennt sich „Kind eines Musikvereines“ und beschwört bis heute aktives Musizieren in einer Gemeinschaft. Nur diesen positiven Erfahrungen im örtlichen Musikverein verdankt Lorenz seine Fähigkeit, unbändig fleißig zu üben und sich nach dem Abitur für die Hochschule für Musik Saar zu entscheiden, um mit Diplom sowohl als Orchestermusiker als auch als Musiklehrer abzuschließen. Berufsbegleitende Lehrgänge führten ihn mehrmals nach Trossingen. Auf der Rückfahrten im Gepäck Führungs- und Leitungsqualifikationen für Musikschule, Blasorchester oder internationales Jurieren. Mit jedem Fachwissen erlangte der junge Mann verantwortungsvolle Positionen. Heute blickt er auf eine Karriere als Solotrompeter, Bandmitglied Brass 4.1, Geschäftsführer und pädagogischer Leiter der Musikschule Kirn-Meisenheim-Bad Sobernheim, Dirigent des Symphonischen Blasorchesters Obere Nahe, des Symphonischen Blasorchesters, Landkreises Kaiserslautern sowie des Musikvereins Schmidthachenbach. Seit Wintersemester 2004/05 hat er einen Lehrauftrag für Methodik und Fachdidaktik an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken inne. Freiberuflich gibt Lorenz Kurse, Workshops bis hin für Dozententätigkeit an interessierte Menschen. Mit Begeisterung nimmt er seit 2009 die Wahl zum ausgebildeten Juror im Bereich der Blasmusik wahr. Die Freude an der Musik, besonders mit jungen Menschen, „sind mir Weg und Ziel zugleich,“ so Lorenz. Manchmal heißt es, Dirigenten seien einsame Menschen. Da versteht der Vater zweier Kinder die Musikwelt nicht: „Ich fühle mich nie allein mit Musizierenden eines Orchesters.“ Und dann kam jener Tag. Er war 18 und noch Schüler. Im Musikverein fiel krankheitsbedingt ein Orchesterleiter aus. Lorenz sprang ein und wünschte als Lohn ein ganzes Stück zu leiten. Er weiß es noch wie gestern: das Werk hieß „Oregon“, eine originäre Bläserkomposition Jacob de Haans. Bis heute wählt der Dirigent Lorenz bevorzugt Stücke lebender Komponisten aus. Bis heute nutzt er dafür die zahllosen Kontakte seiner Jurorenarbeit, um Komponisten einzuladen, um deren Gedanken zum Werk „aus erster Hand zu erfahren.“ „So kam so manches verrückte Bläserstück in die Programme.“ Eine Errungenschaft, die sich der Nachfolger Peter Leiners in diesen 20 Jahren erarbeitete, übrigens auch der Qualität der Musikerkollegen sowie der Homogenität echter Klangwelten einer Sinfonieorchesterbesetzung zuliebe. Und geht es um die Kleinsten, bleibt dennoch Zeit für etwa so herrliche Ideen eines Kindermusiktheaters wie das des Märchens „Die Bremer Stadtmusikanten“. Kreativität und Kontakte zur Autorin Madeleine Giese machten daraus ein Fest musikalischen Erzählens. Lorenz“ Leben mit und in der Musik gleicht einem Sein aller Tonarten seitenlanger Partituren.

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