Kaiserslautern Klänge aus einer anderen Welt

Setzten auf Alte Musik: der Klassische Uni-Chor und das Ensemble Ricci Capricci im Audimax.
Setzten auf Alte Musik: der Klassische Uni-Chor und das Ensemble Ricci Capricci im Audimax.

Wie kommt der Klassische Uni-Chor zu einem Faible für die Alte Musik, aus Renaissance und Barock? Wo doch romantische und zeitgenössische Chorliteratur im Trend liegen. Und wie zu einem solch hoch spezialisierten Ensemble wie Ricci Capricci aus Karlsruhe als Klangpartner für das Konzert am Sonntag im leider nur schwach besuchten Audimax? Wie so oft ist die Antwort in Lokalmatadoren zu suchen, wie hier in Chorleiter Berthold Kliewer und Ensemblemitglied Kirsten Christmann, die aus der Barbarossastadt stammt.

Kliewer wiederum initiierte einst die Cembalo- und Blockflöten-Tage sowie die Tage Alter Musik mit Konzerten und Kursen und hinterließ seitdem im Angebot der Stadt in diesem Sektor klassischer Musik ein Vakuum. Dieses wurde nun temporär gefüllt mit zwei Meisterwerken Alter Musik: „Rappresentazione di anima et di corpo“ von Emilio de Cavalieri als eines der ersten Oratorien um 1600 und in Ausschnitten Henry Purcells Oper „Fairy Queen“ von 1692, die auf Shakespeares „Sommernachtstraum“ in freier stofflicher Ausgestaltung basiert. Zur Einstimmung in diese Klangsprache und das Idiom im 17. Jahrhundert stellte das Instrumental-Ensemble aus Karlsruhe auf Sopran- bis Bass-Blockflöten, Cembalo und Barockgitarre sowie Viola da Gamba seinen Repertoireschwerpunkt vor: italienische Musik aus dieser Zeit etwa von Salomone Rossi, Giovanni Gabrieli oder Dario Castello, die besonders drastisch opernhafte Gebärdensprache, affektvolles Umsetzen von außermusikalischen Anregungen (Gefühlszustände, Naturschilderungen, Rhetorik) in affektvoller, virtuoser Darstellung mit reicher Figurierung und Kolorierung zum Ausdruck bringt. Das Ensemble spielte dabei mit plastischer, fein ziselierender Artikulation. Es hob sich in seiner kammermusikalischen Transparenz und Dezenz wohltuend von romantisch inspirierten Klangvorstellungen ab und setzte vielmehr auf strukturelle Klarheit und stilistische Angemessenheit. Die besondere Klangfarben der weich klingenden Blockflöten, dazu perlende Töne von Cembalo und Barockgitarre und der leicht schnarrende und näselnde Klang der Gambe führten in eine andere Klangwelt. In diese fügte sich der in Alter Musik ebenfalls erfahrene und stilistisch wie klanglich bewegliche Klassische Chor gut ein. Homogen, auch stringent deklamierend, textbezogen gestaltend und in stimmlicher Reinkultur, was aber seltene Intonationstrübungen nicht ausschließt. Auch könnten manche Sopranstimmen besser mit dem gut ausbalancierten Chorklang verschmelzen. Insgesamt aber wirkte alles solide einstudiert und beseelt von den Klangidealen dieser kammermusikalisch ausgerichteten Musik. Wobei der Ausschnitt aus dem Cavalieri-Werk noch besser getroffen wurde: Dieses ist eine Mischform aus Oratorium, Melodrama und sakraler Oper, hat allegorischen Charakter, wenn Körper und Seele ebenso wie die Tugenden, etwa die Weisheit, personifiziert werden. Die Botschaft der Handlung ist dabei eindeutig: Der Mensch solle sich von Versuchungen fernhalten und sich Tugenden zuwenden. Ins Phantastische führt Purcell mit Bauern, Heumachern, Feen sowie betrunkenen Poeten. In die nüchterne und trocken klingende Atmosphäre des Audimax zog mit szenisch gestalteten Episoden nicht nur eine Verlagerung des Handlungsrahmens ins antike Athen ein, sondern auch eine Belebung, für die Rasmus Schroeder als trunkener Poet sowie Julie Damay, Kathrin Kampke-Thiel und Ulrike Seiter-Bröhl als Fairies einstanden.

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