Kaiserslautern „Kulturliebhaber sind tolerante Menschen“

Fesselte das Publikum am letzten Abend des dreitägigen Festivals: Fado-Sängerin Cuca Roseta, die extra für ihren Auftritt eingef
Fesselte das Publikum am letzten Abend des dreitägigen Festivals: Fado-Sängerin Cuca Roseta, die extra für ihren Auftritt eingeflogen wurde.

Das vierte Festival der Kulturen war die bisher großartigste und berührendste Veranstaltung dieser Art in der Kammgarn. Der Syrer Aeham Ahmad, der durch sein Klavierspiel inmitten der Trümmer des umkämpften Palästinenserlagers Yarmouk bei Damaskus bekannt wurde, spielte und sang ergreifende Songs über sein durch den nicht enden wollenden Krieg gemartertes Volk. Der Malier Habib Koité, einer der große Stars der Weltmusik, erzählte mit Charisma und großem Können Geschichten aus seiner Heimat. Und Cuca Roseta, die portugiesische Fadosängerin, führte das Publikum mit ihrer leidenschaftlichen Stimme in andere Dimensionen. RHEINPFALZ-Mitarbeiter Walter Falk unterhielt sich mit dem Kammgarn-Chef Richard Müller über die Intentionen des Festivals.

Herr Müller, Sie kommen ja aus den Höhepunkten nicht mehr heraus. Gerade erst das Jazzfestival, vor wenigen Tagen die Veranstaltungen zum 30-jährigen Bestehen der Kammgarn und nun schon wieder ein beachtlicher Höhepunkt. Wie schaffen Sie das?

Nun, wir wurden nicht umsonst ausgezeichnet. Und nicht umsonst gab es zu unserem Jubiläum sehr viele schöne Gratulationen, von allen Seiten. Manchmal erkennt man vor Ort nicht recht, was man an uns hat – die Kammgarn-Besucher wissen es aber ganz genau. Die allseitige Wertschätzung hat uns gut getan. Dieses Festival der Kulturen war wohl das beste seiner Art bisher. Gratuliere! Wie sehen Sie das? Und was waren für Sie die Höhepunkte? Ja, auch für mich war es das qualitativ beste Festival in vier Jahren. Es dauert seine Zeit, ein solches Festival zu entwickeln, aber jetzt haben wir das Niveau und die Beachtung bei Künstlern und Agenturen erreicht, die wir angestrebt haben. Die drei Veranstaltungen waren in ihrer kulturellen Eigenständigkeit gleichwertig – der Höhepunkt war das Festival als Ganzes. Die Portugiesin Cuca Roseta hat übrigens bei uns ihr erstes Konzert in Deutschland gegeben. Sie kam extra dafür aus Lissabon und flog tags drauf zurück. Welche Intention steckt eigentlich hinter diesem Festival? Hat der Syrer Aeham Ahmad nicht nachhaltig bewiesen, dass Musik eine universelle Sprache ist, die alle Menschen verbinden sollte? Über alle Grenzen hinweg? Zeichen zu setzen ist in der heutigen Zeit Pflicht für jeden Demokraten. Das Festival repräsentiert unsere Aussage zu einer friedlichen, toleranten und offenen Welt. Musik verbindet. Kann der Hörer, der Ahmad und den Jazzpianisten Edgar Knecht erlebt hat, die deutsche Volkslieder mit der internationalen Musik des Jazz verbinden, noch von Ausgrenzung von Ausländern sprechen? Besucher dieses Festivals und die Kammgarn-Besucher generell kennen Ausgrenzung und ähnlichen Quatsch nicht. Kulturliebhaber sind tolerante Menschen. Wenn man hört, dass Deutsche und Araber gemeinsame Lieder haben und wie reichhaltig Afrikas Musik und Rhythmus sind – das sollte doch das eigene Bewusstsein erweitern. Wie weit ist die Gesellschaft da? Wir sehen ja täglich Ausgrenzung, Ausländerfeindlichkeit, Hass, Tätlichkeiten. Dazu muss jeder Stellung beziehen. Das darf nicht den Stammtischen und Populisten überlassen werden. Eine offene Gesellschaft, wie wir sie haben, muss auch verteidigt werden. Musik kennt keine Ausländerfeindlichkeit – das beweist unser Festival eindringlich. Nun ist die Weltmusik eigentlich eine Nischenmusik, und von Besucherrekorden kann man da wahrhaftig nicht sprechen. Wie waren die Besucherzahlen? Waren Sie zufrieden damit? Wie konnten Sie das trotzdem finanzieren? Die Kammgarn ist nicht dem Mainstream verpflichtet. Klar, muss der Laden laufen und das Budget eingehalten werden. Aber wir haben auch die Aufgabe, kulturelle Highlights zu kreieren, ohne dass der kommerzielle Gedanke im Vordergrund steht. Das betrifft auch dieses Festival. Allerdings müssen wir noch an den Besucherzahlen arbeiten. Aber das wird sich verbessern, denn Qualität setzt sich durch. Auch unterstützt uns der Kultursommer Rheinland-Pfalz. Dadurch wird das Festival ermöglicht. Ich danke fürs Gespräch.

Zufrieden: Richard Müller.
Zufrieden: Richard Müller.
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