Kaiserslautern Lesen ohne Langeweile

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Neun weiterführende Kaiserslauterer Schulen haben in diesem Jahr ihre Sechstklässler zur Teilnahme am inzwischen 58. Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des deutschen Buchhandels angemeldet. Im Albert-Schweitzer-Gymnasium, der Schule des Vorjahressiegers, maßen sich am Samstagmorgen die jeweiligen Schulsieger im Wettstreit um den Titel des Stadtsiegers.

Zentrales Anliegen des Börsenvereins ist es, öffentliche Aufmerksamkeit auf das Buch zu lenken, die Leselust zu wecken und die Lesekompetenz von Kindern zu stärken. Der Wettbewerb wird seit 1959 durchgeführt; er steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Wie in den vergangenen Jahren war die Thalia Buchhandlung Kaiserslautern am Samstag der Veranstalter in der Stadt. „Ihr seid schon Sieger, ihr habt nichts zu verlieren, nur zu gewinnen“, ermutigte Schulleiterin Eva Wenzel-Staudt die Schüler. Sich selbst dem zahlreichen Publikum vorzustellen, den Titel des ausgewählten Buches samt Autor zu nennen und schließlich die Passage zu umreißen, an der sie mit dem Lesen ansetzen wollten, hatten die Teilnehmer bereits in ihrem jeweiligen Schulwettbewerb geübt. Für acht von ihnen bedeutete der Auftritt in fremder Umgebung trotzdem eine zusätzliche Belastung. „Gutes Vorlesen ist, wenn sich keiner langweilt“, hatte die Vertreterin des Veranstalters, Dagmar Flesch, den Schülerinnen und Schülern in ihrer kurzen Vorbesprechung noch mitgegeben. Sie hätte es nicht ausdrücklich betonen müssen, denn alle hatten sich für ihren Auftritt eine spannende Lektüre und daraus eine dramatische Passage ausgesucht. Für die Eltern, Großeltern und Geschwister, die den Kurzlesungen aufmerksam zuhörten, wurde die folgende halbe Stunde zu einem interessanten Querschnitt durch die Jugendliteratur. Mit einem Ausschnitt um einen Hackerangriff aus Ursel Schefflers „Kugelblitz jagt Dr. Fong“ machte Bastian Fritzinger von der Bertha-von-Suttner Integrierten Gesamtschule den Anfang. Noah Sauther (Burggymnasium) hatte sich Winter Morgans „Schatzjäger in Schwierigkeiten“ ausgesucht und las daraus eine Stelle, in der es um die Rettung eines entführten Freundes ging. Die fünfköpfige Fachjury, unter ihnen Vorjahressieger Leonard Rüth, hatte die Qual der Wahl. Zu bewerten war neben der Textauswahl und der Lesetechnik auch die Textgestaltung. Wer würde den Wettbewerb gewinnen und Kaiserslautern im Bezirkswettbewerb vertreten? Nach einer halben Stunde hatte sich die Jury auf zwei Kandidaten geeinigt. Hannah Schmitz (Hohenstaufen Gymnasium) hatte mit „Der 7. Sonntag im August“ (Sabine Ludwig) – es ging um ein Telefongespräch in einer Zeitschleife – überzeugt. Ebenso Simon Scheidel (Albert-Schweitzer-Gymnasium) mit „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ (Andreas Steinhöfel). Den Abschnitt, der von einem hoch komplizierten Eiskauf zweier Freunde handelt, hatte er nicht bloß vorgelesen, sondern seinen Zuhörern das Geschehen vielmehr plastisch vor Augen geführt. Für die endgültige Entscheidung der Jury mussten beide Schüler nacheinander eine Stelle aus einem brandneuen „William Wenton“-Abenteuer lesen, das bisher noch nicht einmal in den Regalen der Buchhandlungen steht. Die Jury zog sich ein weiteres Mal zurück und machte es danach noch einmal richtig spannend. Zunächst erhielt jeder Teilnehmer seine Urkunde und ein Buch. Simon Scheidel wurde danach ein zweites Mal aufgerufen. Er hatte den ihm unbekannten Text auf dieselbe eindrucksvolle Weise interpretiert und so die Juroren überzeugt. „Jaaaa“, der Jubelruf des Gewinners kam spontan. |krh

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