Kaiserslautern Lieder, die sich um Blumen ranken

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Anstelle eines kunterbunt zusammengewürfelten und auch schon mal aus der Not geborenen Programms wartete das Vokalensemble Cantoccini am Sonntag mit einer durchdachten programmatischen Konzeption auf: Die drei Interpretinnen stellten in der Lutherkirche Blumenlieder aus verschiedenen Stilepochen und Gattungsbereichen vor und luden dabei zu einem musikalischen Spaziergang durch den Rosengarten ein.

„O du schöner Rosengarten“ oder „Sie gleicht einem Rosenstock“: Solche Lieder im Volkston ließen schon zum Konzertbeginn erahnen, wie nachhal(l)tig sich Blumen symbolisch oder schicksalsträchtig um Vokal- und sogar Instrumentalwerke ranken. Ob Arabeske oder Blumenwalzer, selbst in der Instrumentalmusik hat florales Ornament seine inspirierenden Spuren hinterlassen. Und noch eine Komposition sollte neben den Blumenboten für die sehr ansprechende Veranstaltung prägend sein: Mendelssohns Lied „Auf den Flügeln des Gesanges“, das ein Gedicht von Heinrich Heine vertonte, das wiederum nicht nur ein Liebeslied ist, sondern die Liebste zu einem rotblühenden Garten mit Lotusblumen führt – womit sich der geschickt aufgebaute thematische Kreis wieder schloss. Neben der durchdachten Zuordnung von immerhin 17 Programmpunkten fiel aber auch deren künstlerisch gereifte stimmliche Gestaltung auf, da sich zwei hohe Sopranstimmen von Angelika Franzreb und Monika Rahm im harmonischen „Einklang“ mit der sonor grundierenden Mezzosopran-Stimme von Gabriele Graeber stilsicher bewegten. Mit wechselnder Besetzung vom solistischen Vortrag Graebers über verschiedene Duette bis zum gemeinsamen Terzett entstand Abwechslung. Der alles begleitende Pianist Harry Muly trug noch zusätzlich mit romantischen Charakterstücken zur Bereicherung bei. Zusätzlich zu diesem musikalischen Raffinement hatte die gut besuchte Veranstaltung aber auch den Charakter einer musikalisch-literarischen Soiree, da auch eine gemeinsame, abwechselnde Textrezitation dem Publikum die Bedeutung der Blumenboten auch durch die Blume sagen wollte. Allerdings mit der Einschränkung, dass dies durch die verzerrende Verstärkeranlage leider nicht immer verständlich war. Abgesehen davon, dass die beiden Sopranstimmen an manchen Stellen bei Spitzentönen etwas gedeckter und ausgeglichener klingen könnten, blieb dies aber eine nur am Rande zu erwähnende Einschränkung, die auch nicht unbedingt den Ausführenden und ihrer Moderation angelastet werden sollte. Mit Harry Muly waltete ein Pianist am Klavier, der solche Projekte mit dem Mut zu eigenen Bearbeitungen und individueller Sicht- und Interpretationsweise angeht; da merkte man bisweilen einen jazzigen Einschlag oder eine Interpretation – wie am Beispiel von Tschaikowskys Blumenwalzer –, die auch mal etwas gegen den Strich der Konvention bürstet.

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