Kaiserslautern Meister der „Blues Harp“: Albert Koch wird 65

Der „Blues-Harp“-Virtuose kommt ins Rentenalter: Albert Koch, gesehen von Kaiserslauterns einfühlsamstem Porträtisten Thomas Bre
Der »Blues-Harp«-Virtuose kommt ins Rentenalter: Albert Koch, gesehen von Kaiserslauterns einfühlsamstem Porträtisten Thomas Brenner.

Es erstaunt, dass die neue Sonderbriefmarke mit dem Bild einer Mundharmonika einen „krummen“ Portobetrag aufweist. Denn die Metallzungen zwischen zwei Deckeln gehören zu den bekanntesten Musikinstrumenten der Welt. Ihr populärster Virtuose in der Pfalz ist der Lauterer Albert Koch, der am kommenden Dienstag 65 Jahre alt wird.

Kaiserslauterns Junge mit der Mundharmonika im Rentenalter? Nein, das kann nicht sein. Albert Koch setzt sich noch lange nicht zur Ruhe, weder als Musikant noch in der Gärtnerei, deren Tradition als Familienbetrieb bis ins Jahr 1889 zurückreicht.

Koch ist gelernter Gartenbauer, der außerdem die Technikerschule besucht und anschließend ein Studium als Landschaftsarchitekt abgeschlossen hat. Als Kind bekam er zunächst Klavierunterricht, ehe er seine Liebe zu Blues und Mundharmonika entdeckte. Zur „Blues Harp“ also. „Ich habe angefangen, indem ich nach Gehör spielte“, sagt er. Noch heute notiert er bei Eigenkompositionen meist nur die Akkorde.

Bühne und Plattenstudio

Nach zehnjähriger Erfahrung in lokalen Bands lernte er den inzwischen verstorbenen Mundharmonikaspieler, Gitarristen, Sänger, Komponisten und Textdichter Stefan Diestelmann kennen, der erst kurz zuvor aus der DDR in den Westen gekommen war. Er war es, der Koch nicht nur das weite Feld von Blues und Boogie eröffnete, sondern ihn zu seinem Begleitmusiker machte.

Fortan spielte der Lauterer auf Bühnen, Sessions und Festivals in ganz Süddeutschland. Anfang 1998 schloss er sich der – damals von Jürgen Christmann dominierten - Tin Pan Alley Blues Band an. Mit Ignaz Netzer rief er das pfälzisch-allgäuische Duo Making Blues ins Leben. Durch Hinzunahme von Harald Krüger wurde es zum Kleeblatt namens KrüNetzKo.

Der Junge mit der Mundharmonika

Indiz sowohl für Kochs Kenner- und Könnerschaft als auch für seine Popularität beim Publikum sind zahllose CD-Produktionen, Gastverpflichtungen, Fernseh- und Konzertauftritte. Seit dem Corona-„Lockdown“ spielt er jeden Sonntag mit der „Stauchwiesen-Band“ im Lauterer Stadtteil Erfenbach. „Unser Repertoire reicht von ,Weißt du, wie viel Sternlein stehen’ bis ,TNT’ von AC/DC“, sagt Albert Koch, der außerdem regelmäßig die Lesungen der Rezitatoren Madeleine Giese und Rainer Furch begleitet.

Berührungsängste mit anderen Kunstformen kennt der Musiker ebenso wenig, wie er sich bestimmten Stilrichtungen verschließen würde. Als „eingefleischter Southern-Rock-Fan“, so er sagt, liebt er zwar das Instrumentalstück „Jessica“ der Allman-Brothers – „aber ansonsten spiele ich sehr gern alles, was gut ist“.

Zuhören macht Laune, nicht nur bei Musik

Wenn Albert Koch über sein Instrument spricht, spitzen selbst fachfremde Banausen die Ohren. Ohne belehrend zu klingen, erläutert er im RHEINPFALZ-Gespräch die Funktionsweise der von ihm bevorzugten „diatonischen Mundharmonika in Richter-Stimmung“: zehn Blasöffnungen, über die sich durch Blasen und Ziehen 19 unterschiedliche Töne erzeugen lassen.

„Die Töne entstehen durch ,Bending’ und ,Overblow’“, weiß er.

Gemeint ist der scheinbar schiefe, bewusst unperfekte Klang, der dem Mundhobel laut Koch „genau jenen Charme verleiht, wie er für den Blues typisch ist; so ähnlich wie das Honkytonk-Klavier“.

Vor 200 Jahren erstmals produziert

Nach Meinung der Historiker soll die Mundharmonika übrigens vor genau 200 Jahren als „Mund-Aeoline“ entstanden sein, nachdem es bereits vorher ähnlich konstruierte Kanzellen-Instrumente gegeben hatte. Schon damals wurden „die kompakte Bauweise, kostengünstige Herstellung sowie wartungsfreie Bauart“ gerühmt.

Albert Koch blickt derweil unternehmungslustig in die Zukunft. Am 17. Juli präsentiert er wie jedes Jahr guten, ehrlichen Akustik-Blues beim „Sommer-Swing“ im Volkspark. Anfang September marschiert er als Mitglied der „K-Town Foxes“ durchs „Swinging Lautern“. Bei dieser Gelegenheit ist erfahrungsgemäß jene Spielart des Blues zu hören, die nicht nur runterzieht, sondern manchmal durchaus anregt. Etwas Besseres kann uns, dem Publikum, in diesen Tagen kaum widerfahren.

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