Kaiserslautern Mit der RHEINPFALZ unterwegs: Zu den Gräbern der FCK-Idole

Ein Zwischenstopp bei der FCK-Friedhofstour wurde am Grab von Familie Liebrich eingelegt.
Ein Zwischenstopp bei der FCK-Friedhofstour wurde am Grab von Familie Liebrich eingelegt.

Rund 70 Gräber gibt es auf dem Kaiserslauterer Hauptfriedhof, die einen Bezug zum 1. FCK haben. Etwa 20 davon besuchten RHEINPFALZ-Leserinnen und -Leser bei der letzten Sommertour in diesem Jahr. Die meisten waren Fußballfans – und mancher hatte selbst etwas zu den ehemaligen Spielern und Aktiven zu erzählen.

Fachkundige Begleiter über den Friedhof waren Rolf Conrad und Thomas Butz vom Team des FCK-Museums. Conrad erklärte, dass die Idee zu einer solchen Führung vor rund 20 Jahren geboren worden sei, weil regelmäßig eine Abordnung von Spielern aus Ungarn nach Kaiserslautern gekommen sei und nach den Gräbern aller Weltmeister von 1954 gefragt habe. Er arbeitete eine Führung aus, die nicht nur die Ruhestätten bekannter Spieler, sondern auch von Fans und vielen anderen umfasst, die mit dem FCK zu tun hatten.

Zum ersten Grab, dem von Werner Liebrich, brauchte Conrad nicht viel zu erklären. Es ist noch geschmückt mit einem verblichenen Kranz, den eine ungarische Delegation dort abgelegt hat. Thomas Butz ergänzte: „Wie die Ungarn sich vor jedem Grab verbeugt haben, das hat mich schon bewegt.“

Doch nicht nur solch bekannte Namen tauchten bei der Führung auf. Auch der ehemalige Stadionwart Georg Arbeiter wurde besucht, der seinem Namen alle Ehre gemacht habe. Direkt daneben liegt Thomas Schwehm, ein eingefleischter FCK-Fan, wie an dem Betze-Teufel auf dem Stein und der Inschrift „You’ll never walk alone“ unschwer zu erkennen ist. Rolf Conrad erzählte, dass der Dachdecker tödlich verunglückt und wunschgemäß in einem rot-weißen Sarg beigesetzt worden sei.

Lustige Anekdoten und traurige Begebenheiten

Mit von der Partie war auch Jutta Lingohr, die selbst Führungen über den Friedhof anbietet – allerdings mit dem Schwerpunkt Grabmäler. „Ich wollte schon immer gerne mal bei einer FCK-Führung mitgehen, das hat sich jetzt wunderbar ergeben“, sagte sie und schrieb eifrig mit. In einem schlichten Urnengrab sind Ottmar und Anneliese Walter beigesetzt. Rolf Conrad erzählte die lustige Geschichte, wie Ottmar auf die neugierige Frage seiner Teamkameraden, wo er denn diese Frau kennengelernt habe, nur gepfiffen habe „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“.

Auch der Erinnerungsstein für Werner Kohlmeyer durfte nicht fehlen bei dem Rundgang. Den hat die Initiative Leidenschaft aufgestellt, weil kein Grab des nur 50 Jahre alt gewordenen Weltmeisters mehr vorhanden war. Viele in der Runde wussten etwas zum tragischen Schicksal des alkoholkranken Fußballers zu sagen. Im FCK-Museum ist noch die Uhr zu sehen, die Kohlmeyer einem Lauterer Wirt gab, weil er seinen Deckel nicht bezahlen konnte. Die Gravur zeige, dass er sie vom Schweizer Fußballverband für das letzte Vorbereitungsspiel vor der WM 1954 bekommen habe, erläuterte Conrad.

Stille am Grab von Eigendorf

Viel über die Sportler der vergangenen Jahrzehnte wusste Teilnehmerin Heidemarie Kratzenberg zu berichten. Kein Wunder, hat sie doch früher für die RHEINPFALZ-Sportredaktion gearbeitet – und war selbst erfolgreiche Fechterin bei der TSG Kaiserslautern.

Am Grab von Lutz Eigendorf herrschte zeitweise betretene Stille, denn der aus der DDR geflüchtete Fußballer ist 1983 unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Und die Teilnehmer des Rundgangs waren sich einig: „Da hatte die Stasi die Hand im Spiel.“

Bei der Sommertour dabei war auch Monika Eisenhauer, die vom Vater mit dem FCK-Virus infiziert worden war, wie sie erzählte. Seit Anfang der 70er Jahre geht sie regelmäßig auf den Betze, war auch beim legendären 7:4 gegen Bayern München dabei. Dieses Spiel sollte noch mehrmals genannt werden.

Fritz Walter aufgepäppelt

Das Grab der Familie Speyerer hat Rolf Conrad deshalb in die Tour mit aufgenommen, weil die bekannte Kaiserslauterer Metzgerei Fritz Walter einst aufgepäppelt habe, da er zu schmächtig gewesen sei, um Fußball zu spielen. „Ahh, die guten Wellfleisch-Brötchen vom Speyerer“, erinnerte sich Eleonore Leis. Sie war mit ihrem Mann aus Böhl-Iggelheim angereist, um an der Friedhofstour teilzunehmen. Die gebürtigen Lauterer sind nicht nur große FCK-Fans, sie sei einst auch Kollegin von Rolf Conrad gewesen, verriet sie.

Am Grab von Seppl Pirrung war das Spiel gegen Bayern München wieder Thema, zumal dieser in der Partie drei Tore für den FCK geschossen hatte. „Wer dabei war, wird es nicht vergessen“, sagte Conrad inbrünstig.

Das Grab des kürzlich verstorbenen FCK-Zeugwarts Peter Miethe.
Das Grab des kürzlich verstorbenen FCK-Zeugwarts Peter Miethe.

Eine Kerze für Peter Miethe

Am rot-weiß bepflanzten Grab von Norbert Thines verzichtete Conrad aus Zeitgründen darauf, alle Verdienste des „Anwalts des kleinen Mannes“ aufzuzählen. Nur wenige Schritte entfernt sind Fritz und Italia Walter beigesetzt. Paul Schwöbel, der ebenfalls mit auf Tour war, erzählte, dass er beim Fest zum 100-jährigen Bestehen der Barbarossaschule neben den Walter-Brüdern gesessen habe. Sie seien Ehrengäste gewesen, weil sie dort zur Schule gegangen waren. Fritz Walter habe ihm ein Autogramm auf das Programm der Feierstunde geschrieben und zu seinem Bruder gesagt: „Ottes, unterschreib auch Du.“

Ganz neu aufgenommen in die Tour wurde ein Besuch beim Grab von Peter Miethe, dem Zeugwart des FCK, der erst kürzlich im Trainingslager tödlich verunglückt ist. Dort wurde eine Kerze entzündet und es gab einen Moment der Stille.

Einige Teilnehmer der Sommertour.
Einige Teilnehmer der Sommertour.
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