Kaiserslautern Mozart-Offenbarung

Zwei anregende Begegnungen ermöglichte das jüngste Mannheimer Akademiekonzert: mit dem französischen Dirigenten Jean-Christophe Spinosi und dem jungen spanischen Oboisten Ramón Ortega Quero. Ortega Quero, 2007 Sieger im Münchner ARD-Wettbewerb, ist außerdem Solo-Oboist des Bayerischen Rundfunk-Sinfonieorchesters. Beide Gäste setzten unüberhörbare musikalische Akzente.

Eine „ganz klassische“ Werkfolge hatte das Programmheft angekündigt. Kein Einspruch: Mit jeweils einer Sinfonie von Haydn und Beethoven und einem Mozart-Konzert dazwischen war die große Trias der Wiener Klassik vollständig vertreten. Zudem stand das gesamte Programm in C-Dur. Auf jeden Fall ausgeprägtes Profil zeigten die Aufführungen. Spinosi, ein dynamischer Orchesterleiter mit gestalterischer Fantasie und eloquenter Zeichengebung, sorgte sowohl bei Haydn als auch bei Beethoven mit Nachdruck für Konturenschärfe und straffe Abläufe, bei vorwärts drängender Energie. Das ihm willig folgende (und den Dirigenten zum Schluss des Konzerts enthusiastisch feiernde) Nationaltheaterorchester spielte geschlossen, energisch, mit entschlossenem Zugriff. Dass das Zusammenspiel reibungslos klappte, bedeutete freilich nichts Außergewöhnliches bei diesem Programm. Der überaus lebendige Duktus, die prägnanten Akzentuierungen, Detailfeinheiten der Phrasierung und die zwingende Ausformung der musikalischen Charaktere in Haydns Sinfonie Nr. 82 („Der Bär“) bewegten sich indes eindeutig jenseits der gängigen Konzertroutine. Auch präsentierte Spinosi im Finale mit Esprit Haydns musikalischen Schalk und Überraschungen. Mit hinreißend vitalem Elan, kontrastfreudig, farbenfroh und zugleich differenziert kam dann nach der Pause Beethovens erste Sinfonie daher. Besonders bestachen dabei die vollkommen nahtlosen, höchst reaktionsschnellen dynamischen Wechsel und die exquisite Piano-Lyrik des zweiten Satzes. Ein Kapitel für sich bildete schließlich Ramón Ortega Queros großartige Aufführung von Mozarts Oboenkonzert (KV 314). Der Solist profilierte sich als äußerst überlegener, unfehlbarer Virtuose seines Instruments und hoch sensibler Mozart-Stilist von ganz außergewöhnlicher Musikalität. Der langsame Satz kam in seiner Wiedergabe einer Offenbarung gleich. Um schließlich doch noch etwas Kritik anzubringen: Bei Beethoven verschwammen regelmäßig die kleinen Notenwerte, und die Horn-Passagen klangen vor allem bei Haydn, aber auch Mozart eher schwerfällig.

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