Kaiserslautern Neuer Kinderwald wird Streuobstwiese

«Erzhütten/Hirschhorn.» Auf einem Waldweg zwischen Erfenbach und Erzhütten, den Einwohnern als „Sonnenweg“ bekannt, stehen Holzstangen aus dem Boden, daneben an einigen Stämmen, ein etwa 80 Zentimeter tiefes Loch. Hier sollen ab April neue Obstbäume gepflanzt werden und wachsen. Klaus Platz, Revierförster, erklärt: „Am Samstag, 28. April, ab 11 Uhr werden wir gemeinsam mit Kindern, Paten und Sponsoren den Kinderwald 2.0 anlegen, ihn einweihen und uns bei einem gemeinsamen Picknick kennenlernen.“ Die Idee eines Kinderwaldes entstand im Kaiserslauterer Forstamt bereits 2008. Damals wurden bei Erfenbach rund 200 Kastanienbäume gepflanzt. Eltern konnten für ihr Kind die Patenschaft über einen der Bäume abschließen. Getreu dem Spruch „Einmal im Leben sollte man einen Baum gepflanzt haben“ konnten sie gegen eine Spende ihren eigenen Baum setzen und bis heute pflegen. „Die Nachfrage nach neuen Kinderwaldbäumen war sehr groß. Doch die dazu notwendigen, passenden Freiflächen sind im Wald sehr knapp. Durch die Rodungsarbeiten der Pfalzwerke hat sich eine freie Fläche ergeben, auf der sich alte Obstbaumsorten wohlfühlen werden. Nach vertraglicher Abstimmung mit den Pfalzwerken war der Weg frei“, erklärt Platz. Auf der Fläche zwischen Erfenbach und Erzhütten sollen neben verschiedenen Apfelsorten, auch Birnen-, Mirabellen- oder Zwetschgenbäume gepflanzt werden, erklärt der Förster, der für das Revier Morlautern zuständig ist. Es erstreckt sich etwa von Hochspeyer im Osten bis nach Erfenbach im Nordwesten der Stadt. 80 Bäume sind für den zweiten Lauterer Kinderwald geplant, vor einigen Tagen wurden die Halterungen für die Namensplaketten vom Ökotrupp der Stadt Kaiserslautern einbetoniert und Holzbänke gesetzt. „Es ist mir wichtig, für die Leute neue Ziele im Wald zu schaffen. Der Wald in Stadtnähe sollte noch mehr ein Erholungsraum sein. Die Leute sollen näher an die Natur rücken und es entsteht ja auch eine Nähe, wenn man aktiv etwas macht“, erklärt Platz den durchaus auch pädagogischen Gedanken hinter dem Kinderwald: „Ich will unbedingt, dass wir das als gemeinsames Projekt sehen.“ So soll es nicht ausschließlich Aufgabe des Forstamts bleiben, die Bäume zu schneiden und zu wässern. Eltern und Kinder mit Gießkannen sollen irgendwann um ihren Baum herum streifen und ihn auch selbst pflegen, so sieht Platz die Aktion. „Natürlich unterstützen wir vom Forstamt“, erklärt er. Zu den geplanten Obstbäumen zählen auch ungewöhnliche Sorten, beispielsweise der Ontarioapfel: „Den kann man eigentlich erst ab Dezember essen und dann auch noch lange lagern, wenn man keinen allzu hellen Keller hat“, erklärt Tobias Wiesemann. Er ist Vorsitzender der BUND Kreisgruppe Kaiserslautern. Auch sie pflegen eine Streuobstwiese. Der aus Kanada stammende Apfel sei zur herkömmlichen Erntezeit, zwischen August und Oktober, noch gar nicht genussreif. Zwischen Dezember und Mai reife dieser dann aber vollständig aus. Wer aufmerksam durch den Kaiserslauterer Stadtwald streift wird die flachkugeligen, grün-gelben Früchte zur Apfelernte entdecken können. Platz kennt zumindest einige etwas versteckt liegende Baumbestände im Wald in der Nähe der neu angelegten Wiese. „Wir versuchen auf Freiflächen immer wieder alte Obstbaumsorten zu pflanzen, wo es geht“, sagt er, während er sich den Weg etwas abseits der üblichen Spazierwege bahnt. Er selbst findet die ökologische und landschaftsbauliche Funktion der Streuobstansammlungen wichtig: „Wald haben wir, so wichtig wie er ist, ja wirklich genug“, sagt er und schmunzelt. Der Lauterer Kinderwald finanziert sich im Wesentlichen durch Spenden der Baumpaten sowie durch Sponsoren. Bei der Einweihung im April werden die Bäume verlost und dann gesetzt. Bis die ersten Äpfel und Birnen dort reif sind, wird es aber noch einige Jahre dauern, dann gilt: „Wer zuerst kommt, futtert zuerst“, sagt Platz. Um frische Äpfel dreht sich auch vieles beim BUND. Die alten, regionalen Sorten, haben es Siglinde Gramoll angetan, erzählt sie auf einem Streifzug über die Wiese bei Hirschhorn. Einige davon wachsen nämlich auch auf dieser Streuobstwiese. Da ist beispielsweise der Winterrambur, ein eher dicker Apfel, grün und süßlich im Geschmack. „Die alten Sorten sind noch einmal etwas ganz anderes, nicht nur was das Aroma betrifft, auch mit Blick auf Allergene“, erklärt sie. Die Wiese nahe Hirschhorn ist als „reine Naturschutzmaßnahme“ geplant worden, erklärt Wiesemann. Die Mitglieder haben Steinkautznistkästen in den alten Bäumen aufgehängt, möchten mit der Wiese die ökologische Vielfalt erhalten. Seit mittlerweile etwa 15 Jahren wird sie nun von den Mitgliedern der Naturschutzorganisation gepflegt, in eigenem Besitz sei sie aber nicht. Mit Apfel-, Pflaumen- und weiteren Obstbäumen überwachsene Hänge müssen es dort vor vielen Jahrzehnten gewesen sein, auf der hügeligen Wiese direkt an einem Parkplatz hinter dem Ortsausgang an der Bundesstraße 270 gelegen. So erzählen es die beiden Umweltschützer, die die alten Geschichten rund um die riesigen Streuobstansammlungen von den Dorfbewohnern kennen. Mittlerweile sind nur noch wenige Bäume übrig geblieben, fast ausschließlich verschiedene Apfelsorten wachsen dort noch. „Wir haben gleich zu Beginn auch einige Sorten neu gepflanzt“, erzählt Wiesemann. Jakob Fischer, Beukenapfel, Carpentin Renette, den Lautertaler Waldapfel, den Roten Eisenapfel oder die Luxemburger Renette gehören dazu. Wenn die teilweise noch zarten Stämmchen Früchte tragen, werden sie nicht nur von den Mitgliedern zum direkten Verzehr geerntet, sondern auch je nach Menge zur Herstellung von Apfelsaft oder zum Backen genutzt. „Es gibt so viele tolle Sorten“, schwärmt Gramoll und wendet sich der Arbeit auf der Wiese zu.

x