Kaiserslautern „Pauschalisieren ist schwierig“

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Im Computer- und Videospielbereich ist das Stichwort „Retro“ seit einigen Jahren total angesagt, Hersteller wie Nintendo bedienen die Nachfrage nach Spielen aus den 1980ern oder 1990ern gerne. Bei den Retro-Aktiv-Treffen, die einmal im Monat stattfinden, kommen Gleichgesinnte zusammen. Benjamin Ginkel hat mit Marco Riebe, einem der Organisatoren, über die Treffen, Zukunftspläne, Bezeichnungsprobleme und die geringe Frauenquote gesprochen.

Wann ging’s mit den Retro-Aktiv-Treffen los?

Die Planungen starteten im Dezember 2011. Ende Januar 2012 fand das erste Treffen statt. Die Idee, in Kaiserslautern und damit im Einzugsgebiet, bis ins Saarland und das Rhein-Neckar-Gebiet hinein, einen Treffpunkt für Gleichgesinnte zu haben, entstand aus der Notlage heraus, dass die nächsten Treffen in Hanau, Marburg oder Dortmund von hier aus einfach zu weit weg sind. Was gibt’s für Pläne für die Zukunft? Natürlich gilt es, das Treffen noch viele Jahre am Leben zu halten. Darüber hinaus haben wir so einiges geplant, müssen aber schauen, wie und was wir umgesetzt bekommen. Beispielsweise wollen wir die „echte“ Retro-Börse nach Kaiserslautern holen. Das ist eine sehr große Börse für klassische Videospiele, die regelmäßig in verschiedenen deutschen Großstädten stattfindet. Wir sind dazu bereits im Gespräch. Zwar fand schon mindestens zweimal eine Veranstaltung unter diesem Namen statt, die hatte mit der „originalen“ Retro-Börse jedoch recht wenig zu tun. Was war das teuerste beziehungsweise seltenste Gerät, das bei einem Treffen aufgebaut – und spielbar war? Das war das BBS 01 – ein Pong-Konsolen-Klon aus der ehemaligen DDR. Zwar ist diese Konsole neben einem SX64, einem KC85/3 oder einem CBM 8032, die auch schon da waren, sicher nicht das teuerste Gerät aber dafür mit nur rund 1000 jemals produzierten Exemplaren das seltenste Gerät, das jemals da und spielbar war. So ein Gerät bekommt man nicht einfach mal eben so zu Gesicht. Darf sich jeder solche Schätze angucken – und spontan vorbeikommen? Oder gibt’s Voraussetzungen? Kommen darf jeder. Egal, ob sich jemand bei uns erst mal ohne mitgebrachte Geräte umschauen will oder jemand, der ein noch so obskures System dabei hat. Die Bandbreite der Leute, die zu unseren Treffen kommen, ist groß. Angefangen von denen, die so gut wie kein Treffen auslassen bis hin zu denjenigen, die aufgrund sehr weiter Anfahrtswege nur ein- bis zweimal im Jahr dabei sein können. Das klingt ja ganz schön nerdig ... Ist Ihnen die Bezeichnung „Nerd“ recht? Pauschalisieren ist immer schwierig. Das ist ja in jeder Gruppierung so. Sicher gibt’s bei uns Nerds oder Geeks, aber auch einen überwiegenden Anteil von Leuten, auf die diese Modewörter überhaupt nicht zutreffen. Retro-Gaming ist seit vielen Jahren in Mode. Um sich dafür zu begeistern, muss man also nicht unbedingt ein Nerd sein. Zum Schluss noch ein Klischee: Kommen Frauen zu den Treffen? Da sieht es leider noch sehr mau aus – mit wenig Hoffnung auf Besserung. Das liegt wohl daran, dass sich nur sehr wenige Frauen für dieses Hobby begeistern können. Es wäre sehr schön, wenn sich in der Hinsicht noch etwas bei uns ändern würde. Info Die Treffen finden in den Räumen des Chaos in KL, Rudolf-Breitscheid-Straße 65, statt. Das nächste Treffen, das mittlerweile 50., heute Abend ab 18 Uhr. Weitere Infos gibt’s im Internet, www.retro-aktiv.de.

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