Kaiserslautern Pokemons durch die Stadt gejagt

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„Pokémon Go“, das neue Handyspiel, hat sich zu einem Renner entwickelt. RHEINPFALZ-Redakteur Benjamin Ginkel hat gestern einen Selbstversuch in Kaiserslautern gemacht − und dabei festgestellt, dass die Leidenschaft für das Spiel schon weit verbreitet ist.

Gestern ist das Handyspiel „Pokémon Go“ von Nintendo nun in Deutschland erschienen (wir berichteten auf der Seite „Zeitgeschehen“) – und hat deutlich sichtbare Spuren auf den Straßen und Plätzen in Kaiserslautern hinterlassen. Denn im Gegensatz zu regulären Spieleneuerscheinungen, bei denen es sich die Zocker auf der Couch oder am Schreibtisch bequem machen, müssen „Pokémon Go“-Spieler an die frische Luft, wenn sie erfolgreich sein wollen. Denn die virtuellen Fabelwesen, Pokémons genannt, sind nur an realen Orten zu finden. Also mache ich mich mit dem Smartphone auf in die Stadt. Schon in der Mühlstraße kommen mir drei junge Männer entgegen, den Blick konzentriert auf die Smartphones gerichtet. Dirk Feddeck ist einer von ihnen: „Ich hab’ vor drei Stunden angefangen, bin jetzt Level drei.“ Schmunzelnd berichtet er von seinem jüngsten Fang – einem Zubat, eine blaue Fledermaus. Für jedes gefangene Monster gibt’s Erfahrungspunkte und damit verbunden Levelaufstiege für den eigenen Spielcharakter. Auf dem Weg Richtung Japanischer Garten – passt ja, schließlich kommt Nintendo aus dem Land der aufgehenden Sonne – vibriert mein Smartphone. Ein Taubsi ist in der Nähe! Erst mal blicke ich mich unsicher um, ob mich jemand beobachtet. Nö. Also halte ich mir mein Mobiltelefon vor die Nase und auf dem Display sehe ich plötzlich ein gelbes Vögelchen vor mir auf der Straße sitzen. Mit dem Daumen schnippe ich den sogenannten Pokéball auf die Fantasyfigur. Vorbei. Noch mal vorbei. Treffer. Das Taubsi wird eingesaugt und steht mir fortan in meiner Sammlung zur Verfügung. Während des Streifzugs wiederholt sich das Spiel einige Male, meine illustre Sammlung wird um Schiggy, Hornliu, Zubat und Digda erweitert. Am Japanischen Garten treffe ich Christian und Nina, beide Mitarbeiter der Kreisverwaltung, die in der Mittagspause auf Monsterhatz sind. Nina spielt das Spiel schon seit einigen Tagen, hat es sich über Umwege vorab heruntergeladen. Sie ist Level sieben, Christian Level drei. Wie ich. Während die beiden weiter auf die Jagd gehen, zieht’s mich in Richtung Rathaus und Pfalztheater. Nicht nur mich, wie schnell zu erkennen ist. Scharenweise tummeln sich vor allem junge Menschen vorm Pfalztheater. Locker 25 bis 30, alle blicken auf ihre Smartphones. Steffen Immetsberger, Yannick Wiedemann und Michael Körber sind erfahrene Spieler, schon seit einigen Tagen auf der Jagd. „Hier war am Dienstagabend richtig was los“, sagt Körber. Mit über 40 Teilnehmern habe man sich in der virtuellen Casimirschloss-Arena eine fulminante Schlacht geliefert. „Team Gelb ist das einzig Wahre“, ruft plötzlich eine Gruppe im Vorbeigehen, und das Trio antwortet laut: „Team Rot!“ Erst ab Level fünf kann man seine Pokémon in der Arena gegeneinander antreten lassen. Ich habe noch Schonfrist. Nachdem die jungen Männer mir erklärt haben, was es mit Lockmodulen auf sich hat, wird mir einiges klarer: Legt ein Spieler einen solchen virtuellen Köder aus, tummeln sich dort schnell unzählige Pokémon und damit prompt viele, viele Spieler. Die jungen Männer, ausgerüstet mit Power-Banks, Zusatzakkus für ihre Smartphones, laden mich ins rote Team ein – wenn ich denn mal Stufe fünf erreiche. Mit viel Fleiß schaffe ich das schon auf dem Weg zum Mittagessen – nachdem mich die Kollegin aus dem Nachbarzimmer gleich mehrmals vor ganz realen Gefahren wie Autos, Verkehrsschildern und Mitmenschen bewahrt hat. Also Jungs, wir sehen uns heute in der Arena!

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